Ober Heinzendorf
Erste Erwähnung: | 1270 |
Einwohner 1939: | 977 |
Fläche: | 1391 ha |
Landkreis: | Zwittau |
tschech. Name: | Horní Hynčina |
Verweise
Das Jahr 1270 wird als Gründungsjahr des Orts angenommen, denn Bischof
Bruno übertrug damals dem Lokator Heinrich von Pohler die Anlegung
eines Ortes auf dem Heinzendorfer Gebiet. Die Urkunde besagt: "Bruno von
Gottes Gnaden Bischof von Olmütz dem Heinrich Richter von Bolen (Pohler)
und seinen Erben auf beständige Zeiten. Da die Schrift die sicherste
Darstellung rechtmäßig geschehener Dinge ist, so wollen wir durch Inhalt
des Gegenwärtigen für Gegenwart und Zukunft festsetzen, dass wir dir und
deinen Erben unsern ganzen, zwischen unsern Dörfern Greifendorph
und Hermansdorph und den Grenzen des Edlen Herrn Burso
und seiner Erben und zwischen dem Wege der nach Gewitsch führt, sich
befindlichen Wald unter dem Titel der Aussetzung vererblich übertragen
haben und zwar mit diesen Gerechtsamen, dass, soviele Lahnen dort immer
auch werden, sein können, du und deine Erben nach der besonderen Freiheit,
welche wir auf 18 Jahre, von der Ausstellung gegenwärtiger Urkunde an
gerechnet, geben, den zehnten Lahn frei und für immerwährende Zeiten
besitzen sollst; dazu noch eine freie Schankgerechtigkeit und ein freies
Mühlrad, jedoch nicht mehr. (Sollten aber im Laufe der Zeit mehr werden,
so werden dieselben uns und unseren Nachfolgern Zinspflichtig sein.) Auch
sollst du nebst allem Vorgesagten den 3. Denar vom ganzen Gerichte frei
genießen. Überdies wollen wir, dass in selbigem Dorfe Bolen eine
Kirche sei, in welcher der Pfarrer der zur Zeit in Greifendorph
sein wird, innerhalb 14 Tagen einmal den Gottesdienst halten wird. Die
in oben genanntem Dorfe Bolen aber wohnenden Leute werden gemeinschaftlich
unter sich ein Lahn zusammen bringen, welcher für die Kirche von Bolen und
den Pfarrer von Greifendorf frei und für immer bestimmt sein
wird. Zum Zeugnis dessen geben wir dir und deinen Erben gegenwärtige
durch unser Siegel bekräftigte Schrift. Gegeben Blansko im Jahre des
Herrn 1270 am Tage des hl. Bartholomei." (zitiert nach
CL-01, S. 219).
Über die Sankt Nikolaus Kirche berichtet Gregor Wolny
[GW-01],
dass sie
an der Stelle einer alten, baufälligen Kirche vom Brüsauer Pfarrer Franz
Anton Steinbock im Jahre 1759 neu aufgebaut und auch noch mit 1000 Gulden
bestiftet wurde. Der Bruder des Pfarrers, Josef Steinbock, ließ auf eigene
Kosten und mit Spenden der Bewohner den großen, Sankt Nikolaus geweihten
Altar mit Tabernakel und zwei Nebenaltären errichten. Der Maler Ludwig
Geisler aus Sebranitz schuf 1761 die Altäre. Die schwere Glocke ist ein
Werk des Glockengießers Johannes Benessovinus.
Kurz nach der Jahrhundertwende gründete ein Ober Heinzendorfer einen Ziegelei-Betrieb, der bis 1936 auf eine Jahresproduktion von ca. 500.000 Mauerziegel angewachsen war. Auch in den Brüsauer Webereien oder im Bergwerk Johnsdorf fanden Arbeiter ihr Brot. Doch die Gemeinde war wie die meisten im Schönhengstgau von der Landwirtschaft geprägt.
Ober Heinzendorf hatte um die Jahrhundertwende eine umfangreiche, in
Schweinsleder gebundene und auf Pergament geschriebene Gemeindechronik,
die allerdings im Ersten Weltkrieg abhanden kam. So wurde an einer
neuen Chronik gearbeitet, die ab dem Jahr 1925 nach Quellen und
aus eigenem Wissen niedergeschrieben und bis 1945 weiter geführt
wurde. Sie enthält Aufzeichnungen ab dem Jahr 1796 und ist heute in
einer maschinengeschriebenen Abschrift verfügbar
[OH-02].
Neben der ursprünglich 396 Seiten starken handschriftlichen Chronik
enthält die Abschrift einige Ergänzungen.
Darüber hinaus sind im Archiv eine Fotokopie des Originals sowie eine
Fotodokumentation zum Zustand des Ortes um 1990 verfügbar (Bildband Ober
Heinzendorf 1994).