Rothmühl (Markt)
mit Mährisch Rothmühl und Böhmisch Rothmühl
Erste Erwähnung: | 1291 |
Einwohner 1939: | 2580 |
Fläche: | 2851 ha |
Landkreis: | Zwittau |
tschech. Name: | Moravská Radimer |
Verweise
Wie einige andere auch im Schönhengstgau war Rothmühl eine "geteilte"
Gemeinde. An den beiden Ufern des Rothmühler Baches lag neben dem
Markt Mährisch Rothmühl das Dorf Böhmisch Rothmühl. Beide zusammen
bildeten eine einheitliche Siedlung, waren jedoch seit jeher durch
eine Herrschafts-, später durch die Landesgrenze von Böhmen und Mähren
getrennt. Der Marktflecken hatte 1939 1.329 ha, 294 Hausnummern und
1.332 Einwohner, das Dorf 1.430 ha, 259 Hausnummern und 1.248 Einwohner
(RA-01, S. 9). Zum mährischen Rothmühl gehörte überdies ein an der Straße
nach Greifendorf gelegener Weiler, den der Volksmund "de noia Welt" oder
"Göba-Dörfla" nannte.
Rothmühl war eine der größten Gemeinden des Schönhengstgaues und findet sich als Radmels (Radmühl) erstmals 1291 in einer Urkunde der Gattin des böhmischen Königs Wenzel II. Der Ort hatte eine ganze Reihe von Mühlen, die am Rothmühler Bach betrieben wurden (OS-01).
Landwirtschaftlich geprägt, hatte Rothmühl jedoch auch das Recht,
jährlich zwei Jahrmärkte abzuhalten. Die Gemeinde war damit ein kleiner
Handelsmittelpunkt für die nähere Umgebung. Das 18. Jahrhundert leitet für
Rothmühl einen gewissen Aufschwung ein: auf wirtschaftlichem, technischem,
kulturellem und sozialem Gebiet. Zum großen Kirchenneubau wird 1771
der Grundstein gelegt und die St. Anna Kirche 1776 geweiht. Zusätzlich
errichtete man eine Kapelle im Oberort und später noch eine im Unterort.
Mit 2.700 Personen lebten 1802 mehr Personen in der Gemeinde als 1939. Einen relativen Wohlstand brachten vor allem Leinwanderzeugung und Leinwandhandel, die in Rothmühl nach fortschrittlichen Verfahren betrieben wurden und die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Blüte standen. Die Landwirtschaft blieb jedoch wichtig. Mit dem allmählichen Verfall des Leinengeschäfts mussten dann viele ihren Lebensunterhalt als Arbeiter verdienen.
Die Rothmühler St. Anna Kirche verfügte, dank der Spendenfreudigkeit ihrer
Bürger, über eine wertvolle Innenausstattung. In einer unvollständigen
Aufzählung wird berichtet: "1782 hat Merta Friedl von Böhm. Rothmühl
den Seitenaltar mit dem Hl. Johannes von Nepomuk machen lassen. Und
1782 stiftete Anton Felkl von Böhm. Rothmühl den Seitenaltar St. Veit
(die Bildhauerarbeit führte Felix Fohler von Böhm. Rothmühl durch). 1784
konnte die große Orgel aufgestellt werden (400 Gulden durch Wohltäter und
Opfergänge). 1786 hat der Rothmühler Bildhauer Felix Fohler die Kanzel
erbaut (dazu gab Anton Linhart von Mähr. Rothmühl 106 Gulden). 1790
wurde von Wohltätern ein gläserner Lüster angeschafft , und 1791 wurde
die Kirche innen ganz mit Quadersteinen gepflastert. ... " (RA-01, S. 69)
Rothmühl ist einer der bestdokumentierten Orte des Schönhengstgaues. In einer ganzen Reihe von Literaturen finden sich zahlreiche Details zur Geschichte und zu Besonderheiten des Ortes.