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Blumenau

Erste Erwähnung:1347
Einwohner 1939:634
Fläche:898 ha
Landkreis:Zwittau
tschech. Name:Květná
Karte Schönhengstgau x
Blumenau

Erntefest Wie viele Orte bei Zwittau ging auch Blumenau aus der Siedlungstätigkeit der Leitomischler Prämonstratenser hervor. Im Jahr 1347, kurz nach Gründung des Bistums Leitomischl, erscheint Blumenau erstmals urkundlich. Mit der Durchführung der Besiedlung war ein Lokator Karl von Lubna-Laum beauftragt. Das Dorf hatte zunächst 24 Hufen zu je 20 bis 25 ha, später wurden daraus 31 Höfe.

Der Ortsname soll tatsächlich von der Au mit den vielen Blumen kommen. Wohl erst 1817, beim Bau der Kaiserstraße nach Zwittau, entstand die Gastwirtschaft Kieferkratschen, um die sich einige Häuser ansiedelten. Im Volksmund hieß der kleine Flecken nach dem Besitzer des Wirtshauses Pelz und einem alten Wort für Wald "Buschnpelz". Im Sommer gingen auch die Zwittauer gern dort hin.

Schon bei Gründung des Dorfes, das erwähnt die Urkunde von 1347, errichtete man in der Mitte des späteren Friedhofes eine Kapelle. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte Blumenau zuerst zur Pfarrei Abtsdorf, später zu Karlsbrunn. 1814 erhielt der Ort den Status einer selbständigen Seelsorgestation und 1830 konnte ein neues Pfarrhaus vollendet werden. Die neue Kirche kam erst in den Jahren 1902 bis 1906 dazu, ein Bau im neuromanischen Stil, mit 35 m hohem Turm und dem Hl. Laurentius geweiht. Sie enthielt eine Altarstatue des Heiligen, gefertigt von einem Holzschnitzer aus dem Südtiroler Grödnertal.

Im September 1776 hatte Blumenau sogar die Ehre, Kaiser Josef II. zu beherbergen. Der war auf einer Inspektionsreise durch Böhmen und erinnerte sich des Freisassen Wala, der ihn im Streit um Frondienste, die den Freisassen gegen die Üblichkeiten aufgedrängt werden sollten, um Hilfe gebeten hatte. Der Chronist berichtet: "Als nach Einbruch der Dunkelheit der Kaiser noch nicht eingetroffen war, begab sich der Beamte, der ihm vorausgeeilt war, zur Nachtruhe. Es war fast nach Mitternacht, als der Kaiser mit kleinem Gefolge am unteren Dorfweg beim Kirchteichl ankam. Mit den Worten: 'Wo ist Walam?' erkundigte er sich nach dem Freisaß. Dieser wurde sogleich auf einer Tragbahre von seinen Töchtern - er war infolge der Gefängnisstrafen stark leidend - zum Kaiser gebracht. Der Monarch ließ sich über den Gang der Verhandlungen berichten und versprach Hilfe. ... Noch in derselben Nacht fuhr der Kaiser weiter nach Zwittau und nahm m 'Gasthof zum Mohren' am Marktplatz Nachtquartier." [LW-01, S. 35]

1896 erhielt Blumenau eine Eisenbahnstation mit Personenhalte- und Güterverladestelle, eine eigene Poststelle erst 1938. Eine Kuriosität des Ortes ist, dass nach dem Ersten Weltkrieg die Einführung eines Stromnetzes an einer großen Unterschriftensammlung scheiterte, in der sich auch die großen Bauern dagegen aussprachen. So brannten weiterhin die Petroleumlampen und die Dreschmaschinen trieb man mit dem Göpel an. Mancher Landwirt kaufte sich allerdings einen Benzinmotor.

Leopold Wala erstellte neben der hier zitierten Ortschronik 1993 noch eine weitere mit Bildern und ergänzenden Texten. Sie liegt nur in Einzelexemplaren vor, z.B. im Göppinger Archiv des Schönhengster Heimatbundes.