Startseite

Deutsch Brodek

Erste Erwähnung:1574
Einwohner 1939:1153
Fläche:648 ha
Landkreis:Mährisch Trübau
tschech. Name:Brodek u Konice
besondere Lage:Sprachinsel
Deutsch-Brodek/Wachtl
Karte Schönhengstgau x
Deutsch Brodek

Ringplatz Deutsch Brodek war der Hauptort der Sprachinsel am Südostrand des Schönhengstgaus, erscheint jedoch in den Urkunden als letzter. Die Siedlungsgeschichte des Gebietes bei Konitz beginnt 1078 durch das Kloster Hradisch bei Olmütz und um 1350 wird von Runarz berichtet. Auf die erste Erwähnung Brodeks muss noch gewartet werden. Joachim Blösl, der Chronist der Sprachinsel, berichtet von einer Verkaufsurkunde: "Endlich zerreißen auch die Nebel, welche uns bisher jede Kenntnis über Brodek ... vorenthalten haben. Im Jahre 1574 am Mittwoch vor Christi Himmelfahrt verkaufen im Kloster Hradisch die Wladyken Matthias, Friedrich und Kristoph Laschkovsky von Schwabenitz und Rakovitz dem Abt Kaspar und dem Konvente des Stiftes Hradisch die Dörfer Dessny, Brodek und Lhota mit den ansässigen und nichtansässigen Leuten, mit den Wäldern, Bergen, Tälern, Gebüschen, Teichen, fließenden und stehenden Gewässern, Feldern, Wiesen, Weiden und Dämmen zu vollem Rechte, ohne für sich oder die künftigen Erben etwas auszunehmen, um 2400 Taler, den Taler zu 30 Groschen, den Groschen zu 7 Denaren rechnend." [JB-01, S. 43]

"Das lange Schweigen der Geschichtsquellen über Brodek ist nur durch späte Gründung des Ortes erklärlich. Trotzdem bei den Verkäufen der Konitzer Herrschaft 1379, 1386, 1387 und 1446 alle Dörfer des Gutes genau verzeichnet werden, fehlt Brodek beharrlich. Auch in den Prozessen des Abtes und der Konitzer Schwabenitze nach 1553 wird es kein einziges Mal erwähnt, obgleich sämtliche Dörfer der Umgebung aus irgend einem Anlaß in diesen Streitigkeiten genannt werden. Da wir gesehen haben, daß die Hradischer Chorherren ... 1568 das öde Dorf Wachtel neu besetzen lassen, so ist es denkbar, daß der Konitzer Gutsherr, durch den Kolonisationseifer seines Gutsnachbars angestachelt, gleichfalls ein Dorf besiedelte. In den Verkaufsbriefen von 1574, 1578 hinkt Brodek hinter Döschna und Ölhütten als letztgenanntes Dorf nach; es scheint also, als ob Döschna als größte und wertvollste Ortschaft immer zuerst und Brodek als kleinste zuletzt angeführt wurde. Jedenfalls haben wir uns Brodek 1574 als kleine Siedlung, die wahrscheinlich kurz vorher entstanden war, vorzustellen." [JB-01, S. 46]

Zum Namen schreibt Blösl: "Der Name Brodek bedeutet 'kleine Furt'. Diese Bezeichnung trug wahrscheinlich die Gegend des heutigen Brodeker Marktplatzes und der vorhandene Flurname vererbte sich auf die neue Siedlung. Allem Anscheine nach befand sich einst an dieser Stätte ein ausgedehnter Sumpf, der vom hindurchfließenden Wildbache reichlich genährt wurde. Heute noch wissen alte Leute von einem Teiche, der dort lag, zu erzählen. Gerade an dieser Stelle kreuzten sich wichtige Wege, und zwar von der alten Ansiedlung Döschna nach Stefanau, ferner aus der Richtung von Ölhütten nach Beneschau, Knihnitz oder Boskowitz. Die sumpfige Stelle mußte also oft überschritten werden und führte zur Bezeichnung 'Brodek'. Hier an dieser Kreuzung erhob sich jene Kapelle, die 1802 zur Brodeker Pfarrkirche umgebaut wurde, hier stand auch das herrschaftliche Schankhaus, jetzt Gasthaus der Vorschusskasse, und hier befand sich offenkundig der Mittelpunkt des Gemeinwesens. Kein Wunder, dass der hier anhaftende Flurname aufs ganze Dorf überging." [JB-01, S. 46]

Im 1667 zu Zwecken der Steuerberechnung angelegten Lahnenverzeichnis ist zu Brodek vermerkt: Ein 1 1/4 Lähner, 11 Ganzlähner, 10 Dreiviertellähner, 6 Halblähner, 3 Viertler, 3 Kaluper, 3 Fristler, 7 wüste Häuser mit 4 1/2 Lahn. Brodek war damals wie alle Gemeinden des Schönhengstgaus rein bäuerlich geprägt. Später kam die Weberei hinzu und erlebte nach 1800 einen großen Aufschwung, als Baumwolle zur Verarbeitung gelangte. "Da die gute und preiswerte Ware reißenden Absatz fand, bemühten sich alle Meister, um Gesellen zu bekommen, in den Dörfern überboten sich die Faktoren, um Weber zu gewinnen. Die Brodeker gründeten 1803 eine eigene Weberzunft mit Bewilligung des Oberamts. Der Chronist Friedrich Bittner berichtet, daß die neue Zunft am 27. April 1803 den ersten Zechtag abgehalten hätte. Die türkische Musik und die hl. Messe mit 3 Geistlichen hätten viel gekostet. Am Sonntag darauf hätten die Webergesellen den ersten Zechtag gehabt. 1829 wurde die Brodeker Zunft aufgehoben und der Konitzer angeschlossen. 4 Zunftstangen (Manipel), die bis vor kurzem in der Brodeker Pfarrkirche aufgestellt waren, bildeten die einzige Erinnerung an jene Blüte der heimischen Weberei." (JB-01, S. 182f) [JB-01, S. 182f]

Pfarrkirche innen "Im Jahre 1725 wurde an der Stelle, wo die jetzige Kirche steht, eine Kapelle errichtet. Die erwies sich bald als zu klein. Darum bewilligte das Brünner Gubernium die Errichtung einer neuen Kirche. Im April 1801 wurde der Bau begonnen, am 19. September 1802 wurde die aus Steinen und Ziegeln hergestellte und mit Schindeln gedeckte Kirche bereits vom Tschecher Dechanten Franz Rokita feierlich geweiht. Der Turm wurde mit einer vom Ptiner Schloß stammenden alten Uhr versehen; das Altarbild, darstellend den Abschied der beiden Apostelfürsten vor ihrem Gang zum Tode, stammt von einem bekannten Maler Alt-Wiens, Josef Redl, und wurde von einem Freiherrn von Lang der Brodeker Kirche geschenkt. 1829 wurde die Figur der hl. Mutter Gottes, welche jetzt gegenüber der Sakristei auf einem eigenen Altare ruht, von einer Frau Elisabeth Mayrhofer aus Preßburg geschenkt und mit großem Gepränge von Schwanenberg aus abgeholt." (JB-01, S. 217 und 220) [JB-01, S. 217 und 220] Belegschaft der Strohhutfabrik Nowak

Die Strohhutfabrik Eugen Nowak

In einigen Häusern betrieb man die Herstellung von Strohhüten. Aus in Heimarbeit gefertigten Strohschnüren entstanden auf Holzformen Taschen (Zeeker), Hausschuhe (Putschen) und breitkrempige Schnitterhüte, die noch von Hand und mit Nadel und Zwirn genäht wurden. Eugen Nowak aus Brodek überlegte daher, wie man der regen Nachfrage besser gerecht werden könnte und gründete 1880 die erste Mährische Strohhutfabrik in Deutsch Brodek. Nachdem zuerst nur Strohhüte genäht wurden, kamen später auch Damen- und Kinderhüte aus Filz und noch später Hüte aus ausländischem Material hinzu. Für die verschiedenen Modelle verwendete man Metallformen und Dampfpressen.

Nach dem plötzlichen Unfalltod des Gründers Eugen Nowak I. hieß das Stammhaus ab 1912 "Eugen Nowaks Erben". Das Ende des Kaiserreichs und die Weltwirtschaftskrise führten den Betrieb in eine Krise und viele Stammkunden gingen verloren. Unter Eugen Nowak II. konnte die Firma jedoch neu belebt werden. Auf elektrischen Nähmaschinen fertigte man jetzt neben Herrenhüten (Duxer, Giarli) moderne Damenhüte, die Modistinnen mit Bändern, Ranken und Blüten schmückten, ehe sie den Weg zu den Kunden in aller Welt antraten. Die Söhne Eugen und Otto besuchten die Handelsschule in Olmütz und gaben dem Betrieb neue Impulse. 1940 wurde die ehemalige Fabrik "Aberle" hinzugekauft, um dort Schuhe herzustellen. Außerdem gründeten die Brüder eine Fabrik zur Herstellung von Herrenbekleidung, mit einer Zweigstelle in Wachtl. Viele Brodeker fanden in jener Zeit in der Hutfabrik einen sicheren Verdienst.