Lußdorf
Erste Erwähnung: | 1267 (Lubnik) |
Einwohner 1930: | 412 |
Landkreis: | Landskron |
tschech. Name: | Lubník |
Der 1 km lange Ort liegt in einer für die Landwirtschaft günstigen flachen Mulde am Lutschbach und gehörte 1267 zur Herrschaft Mährisch Trübau, später zur Herrschaft Hohenstadt. Deren Besitzer waren 1366 Zdenko von Sternberg (in diesem Jahr überträgt er das Lußdorfer Erbgericht dem ehrbaren Bürger Wenzel aus Landskron), 1396 das Geschlecht der Krawarn, 1447 das der Tunkl, 1510 Nikolaus von Trzka, 1513 Ladislaus von Boskowitz, 1589 Ladislaus von Zierotin und ab 1622 das Haus Liechtenstein. Der Bezirk Hohenstadt mußte nach dem Anschluß 1938 Lußdorf, das in Mähren liegt, an den Kreis Landskron abtreten; die wirtschaftliche Verflechtung mit dem in Böhmen gelegenen Kreis Landskron und die Stadtnähe waren dafür ausschlaggebend gewesen.
Bereits vor 1350 ist Lußdorf, Ludovici villa (Ludwigsdorf), eine Pfarrei und zählt 1344 zur Diozöse Leitomischl. Aus der Kurzform Lutz für Ludwig wurde unser Luß. Bewohner von Lußdorf müssen in der Hussitenzeit in den Wäldern gehaust, sich versteckt gehalten haben; zahlreiche gerodete Flächen weisen darauf hin. Die schon 1344 erwähnte Peter und Paul-irche diente 1560 - 1633 der lutherischen Konfession. 1633 zählte Lußdorf zur Pfarrei Hohenstadt, 1850 zur Pfarrei Tatenitz. 1710 bestand die Holzkirche, die durch Blitzschlag niederbrannte und durch die 1835 geweihte jetzige Kirche ersetzt wurde; die Steine stammen zum größten Teil aus Lußdorfer Steinbrüchen. 1857 ist Lußdorf wieder eine eigene Pfarrei, 1909 legt die Gemeinde einen neuen Friedhof an, da der alte rnd um die Kirche nicht mehr ausreichte. Für die im 1. Weltkrieg abgelieferten Glocke schaffte man 1923 eine neue an. 1924 wird das Kriegerdenkmal gesetzt für 18 Opfer. 1714 beklagte die Gemeinde 30 Pesttote.
1882 ersteht das neue Schulhaus für 2 Klassen, 1934 die Schulküche, und der Turmplatz wird erneuert. Damit die 1931 gesperrte 2. Klasse 1934 wieder eröffnet werden konnte, nahmen einzelne Familien sogenannte Pflegekinder auf.
1888 große Feuersbrunst. 1889 Gründung der Freiw. Feuerwehr. 1891 Gründung des Spar- und Darlehnskassenvereins für Lußdorf, Zohsee und Sichelsdorf. 1914 - 16 Sparkassengebäude gebaut (Genossenschaftshaus). Die Kasse besaß u.a. zur Benützung für die Mitglieder die Saatgutbereitungsstation, den Kartoffeldampfautomat, die Dreschgarnitur, Schrotmühle, Hedrichspritze. Die 1925/26 durchgeführte Elektrifizierung vereinfachte manche Arbeit. Bereits um 1890 gab es in Lußdorf Dreschmaschinen mit Göpel, 1900 Sämaschinen, 1905 mechanische Grasmäher, 1912 mech. Kartoffelroder, 1917 Bindemäher. Weitere Vereine: Viehversicherungsverein (1913), Bund der Deutschen, Bund der deutschen Landjugend, DKV. Die fortschrittliche Einstellung der Lußdorfer Bauern wird auch dadurch bestätigt: Johann Hornischer entwässert seine Felder 1894, Karl Richter war ein Jahr lang Vorsitzender des Deutschen Molkereiverbandes Böhmen und 25 Jahre Vorsitzender der Molkereigenossenschaft Landskron. Unter Ing. Rudolf Richter war die Lagerhaus- und Betriebsgenossenschaft Landskron die größte des Sudetenlandes.
11 Bauernhöfe waren über 250 Jahre im Besitz der selben Familie.
Letzter Bürgermeister war Leopold Schwab, letzter Pfarrer Josef Huvar.
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