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Michelsdorf

Erste Erwähnung:1292 (villa Michaelis)
Einwohner 1930:1124
Landkreis:Landskron
tschech. Name:Ostrov u Lanškrouna
Karte Schönhengstgau x
Michelsdorf

Ortsansicht Die flächenmäßig größte Gemeinde des Kreises erstreckte sich über eine Länge von 5 km. Sie besaß dem entsprechend mit dem Erbgericht einen hervorragenden Profanbau, der nach dem großen Brand 1772 entstanden war: ebenerdig mit einer Mansarde, von gefälligen Pilastern gegliedert erhielt er 1877 das erste Stockwerk. Toskanische Steinsäulen, die vom Landskroner Neuschloß am Schloßberg stammen sollen, flankieren das Empire-Portal. Im selben Stile waren die Fenstergitter gefertigt. Von der Inneneinrichtung seien genannt die hohe, eingelegte Standuhr mit der Jahreszahl 1792 und der Ofen aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Den Mantel des Ofens schmückte als Relief Amor und Psyche, umgeben von Vöglein, die in ihren Schnäbeln Girlanden trugen. Der Mantel war grau, braun und weiß marmoriert, das Relief war weiß. 1568 hatte der Erbrichter 5 zinspflichtige Bauern. Ihm gehörte die alte Holzmühle und ein Teich.

An den Haus- und Hofformen von Michelsdorf waren vier grundlegend verschiedene Bauformen festzustellen. Als älteste Anlage, die noch vom Gruppenhof übernommen war, konnte der alte Hof Nr. 30 angesehen werden. Der Hof Nr. 59 war ein typischer Dreiseithof. Die dritte Bauweise verkörperte das alte Erbgerichtsgebäude Nr. 8 als ein sogenannter Einspringer-Vierkanter und als vierte Form des stattlichen Vierkanters war der Hof Nr. 40 des Emil Gregor zu bezeichnen. Zwischen diesen vier Grundtypen gab es noch Mischformen, die aber bei näherer Prüfung doch wiederum einer der Grundformen zuzureihen waren. Selbst die kleinsten bäuerlichen Anwesen besaßen einen geschlossenen Hof.

Hof Nr. 30
Nr. 30 - Gruppenhof
   Hof Nr. 8
Nr. 8 - Einspring-Vierkanter
   Hof Nr. 40
Nr. 40 - Vierkanter

Hoch überragte die Kirche alle Gebäude. Die Pfarrei erscheint urkundlich erstmalig 1349. 1677 wird sie von Böhm. Rothwasser betreut. 1685 erfahren wir von einem Kirchenbau. Diese Kirche dürfte dann bis 1772 erhalten geblieben sein, wo sie durch einen großen Brand vernichtet werden. 1773 beginnt der Bau eines neuen Gotteshauses (spätbarock), doch mit der Errichtung des Kirchtumes wurde erst 17 Jahre später begonnen. 1793 war dann der Turmbau beendet und 1 Jahr darauf wurde in Olmütz die Glocke gegossen. 1803 kaufte man die Turmuhr. Erst im Jahre 1906 erhielt die Dorfkirche durch eine umfassende Erneuerung ihr markantes Aussehen. Die Ansassen hatten mit ihrer durch die Jahrhunderte stets eine enge Bindung. 1923 neue Glocken angeschafft, 1931 eiine neue Orgel. Aus der Lokalie zu Böhm. Rothwasser 1785 war 1858 wieder eine eigene Pfarre geworden.

Schule Über die Anfänge des Schulbetriebs liegen keine genauen Unterlagen vor, doch ist schon mit der Erhebung der Michelsdorfer Kirche zur Lokalie 1758 Schulunterricht erteilt worden. Im Jahre 1828 wurde die einklassige Schule errichtet, die im Laufe der Zeit erweitert wurde. 1858 Pfarrschule, 1869 Volksschule. Vierklassig 1886 - 1922 und ab 1930. 1922 hatten die Tschechen eine Klasse gesperrt. Mit dem Geld von Schüleraufführungen schuf Oberlehrer Schmidt die Schülerwohlfahrt (Suppenspeisung im Winter, Weihnachtsbescherung u.a.). Im Feber 1945 besetzte die Wehrmacht alle Schulräume; Ende des deutschen Schulunterrichts.

1629 hatte Michelsdorf 489 Einwohner, 1685 waren es 668, wobei es 55 Bauerngehöfte, 7 Feldgärtner, 18 Gärtler ohne Äcker, 12 Häuslersleute, 13 Hausgesinde und 7 Ausgedinger gab. Die höchste Einwohnerzahl erreichte das Dorf 1843 mir 1853 Bewohnern in 292 Häusern. 1725 raffte die Pest 50 Personen dahin. Im 19. Jahrhundert Auswanderungswelle nach Amerika; fast jede Familie war hievon betroffen.

Von den Zunamen wäre erwähnenswert, daß etwa 10% der Michelsdorfer den Namen Rößler trugen. Je etwa 50 hießen Schmidt, Janisch und Pfeifer, je etwa 30 nannten sich Janda, Kapaun, Kaplan und Wurst. Auch die Zunamen Domesle, Arzt und Reichstädter fanden sich in größerer Zahl.

Kriegerdenkmal Was noch zu sagen wäre: 1882 Josefsdenkmal enthüllt, 1925 das Kriegerdenkmal für 45 Opfer. Volksbildungsschule gegründet. 1926 rund 1000 Obstbäume gepflanzt. 1932 Eletrizität eingeleitet. 1944 Bach reguliert. Geplante Bauten: Feuerwehrhaus, Wäscherei, Dorfkrug, Badeanstalt, Jugendheim, Kindergarten, Sportplatz und ein großes Schulhaus. In der Gemeinde bestanden: Freiw. Feuerwehr, Verein gedienter Soldaten, Frontkämpfervereiin, Turnverein 1924, Radfahrerverein, Theaterverein, Gesangsverein, Musikkapelle, DKV, Bund der Deutschen, deutscher Jugendbund, Bund der Landwirte, Bund der Landjugend, Raiffeisenkasse (1900, 1936 eigenes Gebäude zusammen mit Dittersbach), Wasserbaugenossenschaft, landwirtschaftl. Casino, Viehzuchtgenossenschaft, Notschlachtungsverein, Imkerverein, Jagdverein; seit 1914 ein Hegerhaus.

Letzter Bürgermeister war Franz Schmied, letzter Pfarrer Wenzel Bradler, letzter Oberlehrer Rudolf Schmidt.

[FG-01]