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Riedersdorf

Erste Erwähnung:?
Einwohner 1930:123
Landkreis:Landskron
tschech. Name:Rýdrovice
Karte Schönhengstgau x
Riedersdorf

Schule Riedersdorf liegt an der mährischen Grenze am Fuße des Granitzberges (796 m). Der obere Ortsteil ist eine Hochebene. Als die Grenzflur des Ober Hermanitzer Erbgerichts 1790 verkauft wurde, entstand dieser deutsche Ort. Jeder der 21 Siedler erhielt einen Streifen Boden zu 4 ha. Der überwiegende Teil der Siedler stammte aus dem angrenzenden deutschen Herautz im Friesetal. Die damals neue Gemeinde wurde nach dem Landskroner Amtmann Franz Johann Rieder benannt. In der Mitte des Ortes stand ein hölzerner Glockenturm, dessen Glocken in den beiden Weltkriegen eingeschmolzen wurden. Riedersdorf gehörte zum Kirchspiel nach Hermanitz, wo nur das Evangelium deutsch gelesen wurde; deshalb besuchten die Riedersdorfer Deutschen die Kirche in Schildberg und Herautz in Mähren. Die Jugend betätigte sich im Herautzer Jugendbund und im Schildberger Gesangsverein. Die Bewohner bedienten sich der gebirgsschlesischen Mundart, die auch im Friesetal gesprochen wurde. Da es nach dem 1. Weltkrieg keine Gemischtwarenhandlung in Riedersdorf gab, tätigten die Riedersdorfer ihre Einkäufe in Herautz und Schildberg. Aus diesen 2 Orten strömten während des Sommers die Spaziergänger, im Winter die Skifahrer nach Riedersdorf; Gasthaus und Kegelbahn lockten. Die Dorfbewohner betrieben Landwirtschaft und Hausweberei. Sie mußten die unbewirtschafteten Wustlinge, das brachliegende Land der Flur, erst in schwerer Arbeit nutzbar machen, ehe sie dem Boden vor allem den Flachs abringen konnten. Der Sturz des Flachspreises 1927 traf sie besonders hart.

Der tschechische Ortsteil war erst später entstanden, als eine weitere Fläche von dem genannten Erbgericht aufgeteilt und verkauft wurde.

Das Dorf, zuerst nach Herautz eingeschult, erhielt 1876 eine einklassige deutsche Volksschule. Der Erhaltung dieser Schule galt die größte Sorge der deutschen Einwohner. Bei niedriger Schülerzahl wurden die Kinder aus der Verwandtschaft im Dorf untergebracht. Auch die deutschen Kinder aus Ober Hermanitz besuchten diese Schule. Aber 1923 wurde die Schule doch eine Expositur von Neudorf (im September, Oktober, Mai und Juni mußten die Riedersdorfer Kinder die Schule in Neudorf besuchen; während der anderen, kalten Monate erhielten sie in Riedersdorf Unterricht). Als die Schülerzahl weiter sank, wurde die Schule 1931 geschlossen. Die schulpflichtigen Kinder mußten die Schule im Nachbarorte besuchen. Sie entschieden sich für Herautz, da der Schulweg nach Mähren kürzer war. Erst 1939 wurde die deutsche Schule wieder eröffnet. Zur Erhaltung der deutschen Schule und des Deutschtums in Riedersdorf hatten die Schutzvereine stets bereitwilligst beigetragen. 1891 jedoch verloren die Deutschen die Mehrheit in der Gemeindevertretung. Vor den jeweils folgenden Gemeindewahlen sorgten die Tschechen für die Mehrheit, indem sie entsprechend viele Ehrenbürger ernannten. Nach dem Anschluß 1938 war wieder ein Deutscher Bürgermeister in Riedersdorf. Die einklassige tschechische Schule, die seit 1908 bestand, hatte immer genügend Kinder, da einige Ober Hermanitzer die Riedersdorfer Schule besuchten. Die Riedersdorfer tschech. Schule besaß auch 2 Schulfonds, deshalb bekamen die Kinder alle Bücher, Hefte usw. umsonst; dies war von großer Anziehungskraft.

Die Riedersdorfer Deutschen gehörten zum Spar- und Darlehenskassenverband in Neudorf und beteiligten sich auch am dortigen landwirtschaftlichen Vereinsleben. Eine eigene Feuerwehr bestand. Vom Brauchtum seien genannt das Hahnschlagen am Kirchweihmontag und der Mußtanz am Faschingsdienstag, der eine gute Flachsernte sicher sollte. Ob der Flachs gut werden wird, wollte man an der Länge der Eiszapfen erkennen, an den Stengeln des Löwenzahns und am Heidekraut. Für die Bewohner waren von Bedeutung: 1822 trockener Sommer, 1842 große Trockenheit, 1868 viel Schnee, 1888 große Schneeverwehungen, desgleichen 1903, 1934 Rauhreif- und Winterbruchschäden, 1939/40 strenger Winter. Letzter Bürgermeister Franz Heißler, letzte Schulleiterin Hildegard Bien.

[FG-01]