Neudorf
Erste Erwähnung: | 1365 |
Einwohner 1939: | 605 |
Fläche: | 867 ha |
Landkreis: | Mährisch Trübau |
tschech. Name: | Nová Ves |
Verweise
Neudorf bei Mährisch Trübau war eine landwirtschaftlich geprägte
Gemeinde wie viele andere im Schönhengstgau. Von den Einwohnern
waren 1939 daher die meisten in der Landwirtschaft tätig (283), aber
fast ebenso viele in Industrie und Gewerbe (224), in weiteren Zweigen
waren 95 Personen beschäftigt. Die landwirtschaftlichen Betriebe waren
mehrheitlich unter 20 ha, nur neun Höfe hatten mehr bebaubares Land. Alle
Bauern waren Mitglieder der im Nachbarort Kunzendorf befindlichen
Molkereigenossenschaft.
Der Ort gehörte zur Pfarrgemeinde Kunzendorf-Neudorf. Aus Kunzendorf kam auch der Pfarrer, der in der 1740 errichteten und dem Hl. Rochus geweihten größeren Kapelle zwei- bis dreimal pro Woche die Messe hielt. Die Kinder besuchten die zweiklassige Schule am Ort.
Neudorf profitierte vom Bergbau, denn das am Fuße des Schönhengstzuges
gelegene Fürst-Liechtenstein'sche Kohlen- und Tonbergwerk gab vielen
Bewohnern Arbeit. Vor und nach 1900 war eine Schamottbrennerei (Meiler)
zum Brennen des Tones am Ort. Das Material kam mit einer Drahtseilbahn vom
Neudorfer Bergwerk. Später errichtete man am Schönhengst Hochöfen und die
Meiler wurden abgerissen. Die Bergknappen feierten ihre Schutzpatronin,
die hl. Barbara am 4. Dezember.
Neudorf hätte im Zuge der Errichtung der Mährischen Westbahn, die von Blosdorf über Neudorf nach Mährisch Trübau verlaufen sollte, auch fast eine Bahnstation erhalten. Wegen einem unbedachten Protest der Neudorfer wurde allerdings der Streckenverlauf geändert. Kunzendorf bekam den Bahnhof. Viele bedauerten später diesen voreiligen Schritt, da die Gemeinde mit Bahnanschluss wohl eine intensivere Entwicklung genommen hätte.
Neudorf besaß eine Besonderheit: den Obstgarten des Bauern Schubert, in
dem über 1.000 bestens gepflegte Obstbäume standen. In der terassenförmig
angelegten Pflanzung züchtete der Besitzer einen Apfel, den er "Schuberts
Liebling" nannte und der ihm bei der Land- und Forstwirtschaftsausstellung
in Zwittau den erste Preis einbrachte. Das Bild zeigt neben dem stolzen
Züchter (in der Mitte) am linken Rand die Hotl Mia. Sie war im Dorf nur
in ihrer Tracht bekannt und trägt einen um den Kopf gewickelten Hoder,
der mit Blumenmotiven verziert war.