Mährisch Trübau
Erste Erwähnung: | 1267 |
zur Stadt erhoben: | 1274 |
Einwohner 1939: | 8238 |
Fläche: | 675 ha |
Gerichtsbezirk: | Mährisch Trübau |
Landkreis: | Mährisch Trübau |
tschech. Name: | Moravská Třebová |
Verweise
Mährisch Trübau, die "Perle des Schönhengstgaues", nach einem Brand 1509 wieder aufgebaut, erlebte eine erste Blüte unter Ladislaus von Boskowitz, der 1486 bis 1520 Herr der Stadt war. Er ließ das Schloss umbauen, legte eine Bibliothek an und holte Wissenschaftler und Künstler nach Mähren. Trübau erwarb sich den Ruf des "mährischen Athen". 1622 übernahmen die Liechtensteiner die Stadt.
Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt bestand schon um 1270 und wurde nach einem Brand 1726 umgebaut. Georg Franz Patzaks Skulpturen und die 1765-1771 geschaffenen Fresken des Trübauer Kirchenmalers Judas Thaddäus Supper gehören zum Besten des nordmährischen Barock. Auf dem Kreuzberg findet sich die Friedhofskapelle, die man von der Stadt über einen schindelgedeckten Gang erreicht, die "Totenstiege". Dort sieht man auch die Kreuzigungsgruppe von J. Patzak.
Das eigentliche Emblem der Stadt ist der viereckige Stadtplatz mit dem Renaissance-Rathaus. In unmittelbarer Nähe liegt das Schloss. Von der alten gothischen Burg erhielt sich ein Renaissance-Tor. 1611-1618 wurde an ihrer Stelle das kunstvolle Schloss mit Arkadenhof errichtet. Der Stadtplatz selbst wird von schönen Bürgerhäusern gesäumt und erhielt 1720 eine Mariensäule (Pestsäule).
Auch noch nach Beginn der Industrialisierung war Mährisch Trübau ein Zentrum der Kultur. Ein Sohn der Stadt, Ludwig Vinzenz Holzmaister, ein in den USA erfolgreicher Kaufmann, ließ das nach ihm benannte Museum errichten, das neben Holzmaisters eigenen Sammlungen aus verschiedenen Ländern der Heimatkunde des Schönhengstgaues gewidmet war. Die Mitteilungen zur Volks- und Heimatkunde des Schönhengster Landes erschienen 1905-1942.
Gewerbebetriebe befassten sich mit der Herstellung von Gold- und Silberwaren - Erbe einer ehemals bedeutenden Zinngießerzunft -, der Textilproduktion und dem Bierbrauen. Es gab sogar eine Klavierfabrik.
Karl Giskra, später Bürgermeister in Wien, entstammt der mährischen Stadt. Ebenso Rudolf von Eichthal, Offizier und Schriftsteller. Walther Hensel, Musikpädagoge und Komponist, rief im Rahmen der Wandervogelbewegung die Finkensteiner Singwochen ins Leben. Auf die geht die Gründung des renommierten Bärenreiter-Musikverlages in Kassel zurück.
In seinem Gedenkbuch der Stadt Mährisch Trübau berichtet Franz Fritscher von der
Industrieausstellung im Jahr 1875: "Der Besuch dieser Ausstellung war am ersten Tage so zahlreich,
daß man am Abende 1025 Besucher zählte; worauf an selbem Abende vom hiesigen
Männergesangverein veranstaltetes Fest-Concert zu Ehren dieser Herren Gäste stattfand ... am
zahlreichsten waren die Leinenwaaren, welche in sehr günstiger Weise den fortschreitenden Übergang
von den ordinären glatten Leinenwaaren zur Herstellung des feineren deffinierten Bauernzeuges
bewiesen haben. ...
Besondere Beobachtung verdiente, daß es der Thatkraft eines einzelnen gelungen schien, einen
Produktionszweig in besonderer Art zur Entfaltung zu bringen ... worauf die von Johann Paier aus
Mähr. Trübau ausgestellten Metallwaren hinwiesen. Auch an Schlosser- und Spenglerarbeiten wurden
namhafte Stücke geliefert; unter anderem das große Geh- und Schlagwerk einer Thurmuhr von Funker
aus Brüsau.
In der Gruppe Holzarbeiten wurde man überrascht, die eleganten und geschmackvollen Salonmöbel,
welche Tischler des Bezirkes nach eigenen Zeichnungen gearbeitet, von denen besonders ein Tisch mit
kunstreichen Fußgestell von Schindler aus Zwittau und ein Schreibtisch von Schmied aus Mähr. Trübau
genannt zu werden verdienen. ... In der Gruppe Stein Thon und Glaswaren, nimmt die bekannte
Glasfirma G. Reich und Comp. den ersten Platz ein, die im Bezirke eine Glasfabrik (Hausbrünn) besitzt
und ihre Erzeugnisse ausgestellt hatte. Unter den Objekten einheimischer Gewerbetreibender war ein
farbiges Glasfenster im gothischen Style von Emil Pleskot in Mähr. Trübau zu nennen, weil es das
Streben geschmackvoller stylgerechter Arbeit verräth."
Zum Theater findet sich im Wochenblatt für Mährisch Trübau und Zwittau 1885 (Nr. 32) eine kleine Notiz: "Heuer sind es 40 Jahre geworden, dass die Stadt Mährisch-Trübau das heute noch bestehende stabile Theater erhielt. Der Trübauer Bürger Franz Erker begann im Frühjahre 1845 den Bau, indem er einen Ballsaal nach dem Plane des in seinem Fache ausgezeichneten Olmützer städtischen Bauamts- Adjuncten Dubinsky in ein förmliches, mit Logen und Galerieen, Versenkungen und Meißner'scher Heitzung versehenes Mignon-Theater umwandeln ließ. Der Saal wurde dem Baustyl angemessen decorirt und von Adolph Rabenalt (dessen Vater, durch einige Bühnenproducte bekannt, in Trübau weilte) sehr gefällig ausgemalt. Das neue, sehr schöne, nach dem Muster des Olmützer gebaute und für mehr als 500 Personen berechnete Theater wurde am 8. Oct. 1845 von der Schauspielergesellschaft Hanno eröffnet, welche sehr gute Geschäfte machte, ja selbst Wünsche nach dem Fortbestehen des Theaters im Sommer weckte."