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Türnau (Markt) mit Kieferdörfel

Erste Erwähnung:1308
Einwohner 1939:957
Fläche:1211 ha
Landkreis:Mährisch Trübau
tschech. Name:Mestecko Trnávka
Karte Schönhengstgau x
Türnau

Ortsansicht Alois Czerny schreibt in seiner Chronik: "Das Städtchen Türnau besteht aus 84 Häusern mit 535 Einwohnern, die sich zumeist mit Landwirtschaft beschäftigen. Der Ort hat einen viereckigen Platz, an dessen Front das mit einem Türmchen versehene Rathaus steht. Auf dem Platze werden 5 Jahrmärkte abgehalten. Türnau hat ferner einen fürstlichen Meierhof mit Försterei, ein k.k. Postamt, einen k.k. Gendarmerieposten und eine Molkerei mit Dampfbetrieb. Das hier bestandene Brauhaus wurde 1790 verkauft. Das Spital (Hospitali ad Sanctam Elisabetham) wurde unter Josef Wenzel von Liechtenstein von einem ungenannt sein wollenden Wohltäter mit 3.000 Gulden bedacht und am 16. März 1759 testierte der Mährisch Trübauer Johann Andreas Stephan Fessel 500 Gulden, von deren Zinsen zwei Arme erhalten werden sollen." [AC-01, S. 211]

Kieferdörfel Zu Türnau gehören die Ortsteile Alt Türnau und Kieferdörfel. "Alt-Türnau, am Putzendorfer Bache gelegen, welcher hier eine Mühle treibt, zählt in 43 Häusern 262 Einwohner. Dieser Ort, der mit dem nahen Kieferdörfel zur Schule und Kirche nach Markt Türnau gehört, ist nach seinem Namen zu schließen, wahrscheinlich bedeutend älter als der Markt und dürfte in alter Zeit eine Stadt gewesen sein; doch wird seiner erst 1365 urkundlich gedacht und bis zum Jahre 1575 immer Altstadt genannt. Die zu dieser Gemeinde gehörige Kolonie Kieferdörfel, der erst 1590 gedacht wird, liegt in einer tief eingerissenen, bewaldeten, steilrandigen Gebirgsfalte zwischen dem Lichtberg und dem Gebränd. Diese vom Putzendorfer Bache durchrauschte Kolonie zählt in 7 Häusern 41 Bewohner." [AC-01, S. 210f]

"Die Kirche, dem hl. Apostel Jakob geweiht, wurde 1752 vom Fürsten Johann Wenzel von Liechtenstein an Stelle einer alten ganz neu erbaut. Die Pfarre, der Kirche gegenüber, ist dem herrschaftlichen Schutze untergeordnet und gehört zum Trübauer Dekanat. Neben der Kirche befindet sich die im Jahr 1874 von der Gemeinde neu erbaute 3-klassigen Volksschule. Der Ort, dessen Besitzer die Halsgerichtsbarkeit ausübten, war bereits 1365 ein Markt mit einer freien Vogtei, der gewiss damals schon eine Pfarre besaß, der aber erst 1407 urkundlich gedacht wird. Im Jahre 1507 soll hier eine Maut bestanden haben." [AC-01, S. 212]

Zinnburg "Der kreisrunde, etwa dem Anfange des 17. Jahrhunderts entstammende Siegelstempel, zeigt innerhalb des von Stufenlinien eingefassten Spruchbandes einen ausgeschweiften symmetrischen Schild im Stile der Renaissance. Im Schildfelde erscheint eine crenellierte Stadtmauer mit einem mittels Gitter verschlossenen Tore und beiderseits je einem Turm. Auf der Tormauer im Mittelfelde erhebt sich ein großer Wartturm. Die Inschrift besagt: Siegel des Städtchens Türnau." (AC-01, S. 212f) Im Sudetendeutschen Wappenlexikon ist zu lesen: "Wie ein noch 1929 vorhandenes silbernes Siegeltypar beweist, führte Markt Türnau seit dem 16. Jahrhundert ein Wappen. Es wäre denkbar, dass die dreitürmige Wappenfigur die noch 1840 bestehenden drei Türme der Zinnenburg (Cimburg) symbolisiert, denn für eine Ummauerung des Marktes fehlt es an Hinweisen." [WL-01, S. 231]

Türnau liegt am Fuße der Cimburg. Dazu wieder Czerny: "Oberhalb des Marktes erhebt sich ein steiler, in neuerer Zeit aufgeforsteter, ziemlich hoher Berg, dessen Gipfel die Ruinen einer ehemals festen Burg zieren, welche den Namen Alt-Cimburg führte, jetzt aber als Türnauer Schloss in der Umgebung bekannt ist. Von dieser einst stattlichen Ritterfeste erhielten sich noch große Teile der Ring- und Zwingmauern, einzelne Gewölbe, sowie das gegen Süden gelegene Burgtor mit dem nahen Turme (Bergfrid), welchen noch vor einigen Jahren das Wappen der Boskowitze zierte. Durch wen eigentlich Alt-Cimburg erbaut wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit angeben. Der erste bekannte Herr von Cimburg ist Marquard von Cinnenwerg, der 1226 als Zeuge auf einer der Peterskirche zu Brünn ausgestellten Urkunde erscheint; ob er aber im Besitze dieser Burg war, lässt sich nicht so sicher feststellen als dies, daß sie 1308-1318 Bernard von Cimburg besaß. In den Jahren 1766-1767 wurde auf Befehl des Fürsten Wenzel von Liechtenstein diese alte merkwürdige Burg dem Einsturze überlassen. Sie, ein trutzhafter Bau, hat Jahrhunderte bestanden, bis am 8. Juni 1776 ein Wetterstrahl, mit seiner zerstörenden Gewalt, sie traf und gänzlich in Trümmer legte." [AC-01, S. 213-218]

Viele weitere Informationen zu Türnau aus Chroniken und Urkunden finden sich bei Militzer [BM-01].