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Mürau (Markt) mit Möhrdörfel

Erste Erwähnung:1266
Einwohner 1939:725 (mit Möhrdörfel)
Fläche:1359 ha (mit Möhrdörfel)
Landkreis:Hohenstadt
tschech. Name:Mírov
Karte Schönhengstgau x
Mürau

Ortsansicht Eine Wegstunde westwärts der erzbischöflichen Stadt Müglitz, im Mürauer Bergland, liegt die Burg Mürau. Schon im Altertum führten hier wichtige Militär- und Handelsstraßen hindurch, und die Römer legten eine Berggemeinde "Melodium" an (das spätere Moletein). Die Burg wird 1266 erstmals urkundlich erwähnt, in der Hermersdorfer Gründungsurkunde: "Gegeben auf unserem Schlosse Mürau am vierten Tage der Dreifaltigkeitsoktav im Jahre des Herrn 1266. Bruno von Gottes Gnaden Bischof von Olmütz". Das Jahr gilt als das der Gründung des Ortes Mürau.

Strafanstalt Im Jahr 1509 läßt Bischof Johann VII. die Burg bedeutend vergrößern. Im 17. Jahrhundert wird die Burg ausgebessert, die Mauern werden verstärkt. Sehr oft diente die Anlage als Sommerresidenz der Olmützer Bischöfe. Ab etwa 1740 erhält die Burg eine besondere Verwendung, die sie im weiteren prägen sollte: Sie wird Besserungsanstalt für straffällige Geistliche. 1854 erwirbt der Österreichische Staat das Gebäude und etabliert darin eine Männerstrafanstalt. Diese Zweckbestimmung bleibt. Mürau rühmt sich sogar, die sicherste Strafanstalt Mitteleuropas zu sein. Ab 1886 wird eine ganze Kolonie von 17 Wohnhäusern für die Aufseher der Anstalt errichtet.

Mürau war in vier Kastralgemeinden aufgeteilt. Grund-Mürau, das im Volksmund immer Niedern-Graben hieß, Mährdörfel, Markt-Mürau (Obern-Graben) und Neustift (Ortspläne zu allen Teilen in: OG-01). Wegen des bergigen Charakters hatte in Mürau die Landwirtschaft nur geringe Bedeutung. Viele Einwohner waren aber als Aufseher und Verwalter in der Strafanstalt beschäftigt. Andere fanden in Müglitz Arbeit, waren bei der Holzabfuhr oder als Handwerker beschäftigt.

Kindergarten In Mürau gab es zwei Mühlen und zwei Sägewerke, wobei letztere noch bis etwa 1940 in Betrieb waren. Vor dem ersten Weltkrieg bestanden am Ort eine Bierbrauerei und eine Papiermühle. Drei Märkte fanden jährlich statt. Trotzdem wurde Mürau nie zu einer wohlhabenden Gemeinde. Der karge Boden, die hohe Lage, fehlende Verkehrsverbindungen und auch das Fehlen größerer Unternehmen ließen keinen richtigen Wohlstand zu.

Mürau gehörte zum Dekanat Müglitz, lediglich Grund-Mürau zu Allerheiligen. Die Ortskirche war Nebenkirche der Pfarrei Müglitz und befand sich - ein schmuckes, barockes Gotteshaus - in der Burg. Sie erinnerte an die Zeit, als diese noch Eigentum der Olmützer Bischöfe war. Kirchenbesucher konnten nur durch das "Eiserne Tür'l", das stets bewacht blieb, in die Kirche gelangen.

Über die Entstehung des Friedhofs wird eine Geschichte erzählt. So suchte die Gemeinde 1830 um die Genehmigung einer Friedhofsanlage nach. Endlich entsandte die Kirchenbehörde eine Kommission, die an Ort und Stelle die Notwendigkeiten prüfen sollte. Gemeindevertreter erwarteten die hohen Herren in Müglitz. Statt sie jedoch auf kürzestem Wege nach Mürau zu bringen, wurden sie auf holprigen Pfaden und über Umwege ans Ziel ihrer Reise geführt. Von der Notwendigkeit des Friedhofs überzeugt, genehmigte das Erzbischöfliche Ordinariat den Friedhof. [OG-01], [AW-01]