Thomigsdorf
Erste Erwähnung: | 1304 (Tamichsdorf) |
Einwohner 1930: | 993 |
Landkreis: | Landskron |
tschech. Name: | Damníkov |
Vom Helter aus erstreckt sich zu beiden Seiten des Johannisbaches das Dorf auf eine Länge von 4 km. Der Gossenbrunn entspringt unter dem Helter in der Brünnlflur. Diese wärmere Quelle schützt im Winter die 1 km unterhalb liegende Mühle vor dem Erfrieren. Schon in alten Zeiten klapperten in der Gemeinde 3 Mühlen. 1304 steht Thomigsdorf unter dem Patronat des Bischofs von Leitomischl. 1402 vom Augustinerkloster Landskron verwaltet (1460 fdurch König Georg bestätigt); 1588 wieder von den Landskroner Augustiner-Chorherren verwaltet. Später Filiale von Landskron und Rudelsdorf. Der 1393 genannte Thomigsdorfer Pfarrer Wenzel ließ die Gläubigen in die 1383 erbaute Kirche rufen. Im 17. Jahrhundert wurde die in ihrer Anlage mittelalterliche Wehrkirche aus festem Material umgebaut. Die Kirche war im gotischen Stil erstellt, mit gotischen Fresken ausgeschmückt und dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Das jetzige Gotteshaus entstand 1895 - 98 aus bodenständigem Sandstein. Die Thomigsdorfer Steinmetzen setzten sich damit selbst ein Denkmal. Nach der Grundsteinlegung schmuggelte der tschechische Pfarrer Schriften in den Stein; sie wurden entfernt. Bei der Einweihung tauschte er zur Begrüßung des Bischofs die deutsche Fahne durch eine tschechische aus. Besonders Teile der alten Kirche mauerte man in die Friedhofsmauer ein - entlang der Friedhofsmauer hatten die Bauern ihre gemauerten Grüfte. Die Kirchenglocken stammten von 1476 und 1601. Die 65 cm hohe kleine Glocke von 1476 hätte im 2. Weltkrieg abgeliefert werden sollen. Sie wurde aber den Dittersbachern für die Dauer des Krieges anvertraut, die dafür eine Glocke zusätzlich ablieferten. 1625 nach Landskron eingepfarrt ist Thomigsdorf 1677 wieder eigene Pfarrei, zu der auch Türpes und Ziegenfuß gehören. Die Statue des hl. Prokop trägt die Jahreszahl 1710, 1713 die des Johannes von Nepomuk, 1771 das Kreuz.
1601 bestand bereits eine Schule. Der älteste Teil des heutigen Schulhauses erstand 1754. Die letzte Erweiterung der Schule erfolgte 1893 für die 4. Klasse. 1939 die Schulküche eingerichtet. Thomigsdorf besaß auch eine Landwirtschaftliche Berufsschule.
Für das rege Gemeinschaftsleben sprechen: 1872 Gründung der
Freiwilligen Feuerwehr. 1873 fahrbare zweistrahlige Feuerhandspritze auf der
Wiener Ausstellung gekauft, die 2. fahrbare einstrahlige Ende der 90er
Jahre, 1900 das Gerätehaus 2 erbaut, 1902 das Gerätehaus 1 neu gebaut
(es enthielt Wohnräume und diente als Gemeindehaus), 1929 Motorspritze
angeschafft im Werte von 45 000 Kc (die Gemeinde stiftete dazu 12 000
Kc; das Einweihungsfest 1930 erbrachte 16 000 Kc). Mit dem 60-jährigen
Gründungsfest wurde der Bezirksdelegiertentag der Freiw. Feuerwehr
verbunden. Zu Ehren des Vereinspatrons zog der Verein alljährlich
am Sonntag nach Florian (4. Mai) geschlossen mit Musi in die Kirche;
nach dem Gottesdienst gab es ein gemütliches Beisammensein der 68
Mitglieder. 1873 strömte auch die engere und weitere Nachbarschaft aus
dem Schönhengstgau in Thomigsdorf zusammen, um den Bauernbefreier Hans
Kudlich zu ehren. 1878 Veteranenverein gegründet (am Pfingstmontag,
dem Vereinstag, ging es mit der Fahne zum feierlichen Gottesdienst
und anschließend zum gemütlichen Teil). 1881 Kaiser Josephsdenkmal
errichtet; 1889 die Raiffeisenkasse. Um 1890 Landwirtschaftliches
Casino; kurz danach Musikkapelle. Vor dem 1. Weltkrieg Theaterverein,
ab 1931 Deutsche Heimatbühne; auch der Bund der Landjugend spielte
Theater. 1903 Postexpedientenstelle, 1913 Postmeisterstelle - zugehörig
Lukau, Türpes, Ziegenfuß, Königsfeld. 1912 Telegrafenstelle, später
auch Telefonstelle. 1905 Wasserbaugenossenschaft Thomigsdorf, Lukau,
Türpes, Ziegenfuß.
Die täglich verarbeitete jahresdurchschnittliche
Milchmenge betrug um 80 hl. Nach der Kapitulation 1945 demontieren die
Russen die Inneneinrichtung und transportieren sie in den Osten. 1921
Bund der Landjugend. Der 1922 gegründete St. Hubertusverein ging 1939
als Sieger des letztes Schönhengster Gaupokalschießens des Verbandes
Deutscher Jäger hervor. Diesem 117. Zweigverein waren angeschlossen
Lukau, Sichelsdorf, Ziegenfuß, Türpes, Königsfeld, Klein Hermigsdorf,
Triebitz und Riebnig. 1923 Kriegerdenkmal enthüllt für 36 Opfer
des 1. Weltkrieges. 1929 Gesangverein (das Gründungsfest fiel in
den Spätsommer 1930). 1932 elektrisches Licht. 1933 Fußball-Club
(1936 stellte Franz Thoma von Haus Nr. 7 ein Hektar Ackerland zum
Bau eines Sportplatzes an der Fiebigstraße zur Verfügung; der
Platz wurde in freiwilliger Arbeit ausgebaut; sogar die Tornetze
knüpften die Spieler selbst). 1935 Turnverein. Die Schutzvereine
Bund der Deutschen und DKV mit Theaterriege bestanden (u. a. 1921 ein
Maiwaldfest veranstaltet), ebenso der bienenwirtschaftiche Verein und
ein Notschlachtverein. Thomigsdorf war Sitz eines Distrikarztes und eines
Gendarmeriepostens (3 Mann). Bushaltestellen der Linie Landskron - Zwittau
sorgten für günstige Möglichkeiten. Vom neuen Jägerhaus aus wurden
626 ha Wald betreut, zum Teil auf Rudelsdorfer, Triebitzer und Riebniger
Markung. Thomigsdorf hatte 5 Lebensmittelgeschäfte, 5 Gastwirte, je 4
Schneider, Schuhmacher, Wagner, Tischler, je 2 Fleischhauer, Schmiede,
Sattler, Friseure, 1 Schneiderin, 1 Bäcker und den Arbeiterkonsum.
Letzer Bürgermeister Josef Benesch, letzter Pfarrer Johann Pachl, letzter Schulleiter Franz Felzmann.
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