Triebitz
Erste Erwähnung: | 1349 (Tribouicz) |
Einwohner 1930: | 1148 |
Landkreis: | Landskron |
tschech. Name: | Třebovice |
Das 4 km lange Dorf liegt im Tal der Triebe an der Eisenbahnstrecke Olmütz - Böhmisch Trübau und ist gleichzeitig Ausgangspunkt für die Bahnstrecke nach Proßnitz. 1460 wird die Zugehörigkeit des Dorfes zum Kloster Landskron bestätigt. Bewohner von Triebitz entdeckten ein Giebelbrett, in das die Jahreszahl 1291 eingeschnitten war. Der Erbrichter hieß nach Triebitzer Mundart Freisootz, Freisasse. Zum Schutze der Bewohner vor üblen Elementen war hier dem Richter eine größere Vollmacht eingeräumt worden, denn durch die Triebitzer Senke hatte sich zwischen Böhmen und Mähren ein reger Durchgangsverkehr entwickelt. Das Galgenbüschel erinnert an einen Galgen. Der 1837 verstorbene Erbrichter König hatte noch das Recht, Übeltäter an den Pranger zu stellen oder mit bis zu 25 Stockhieben zu bestrafen.
Die Hauptbeschäftigung der Triebitzer war die Landwirtschaft. Neben Korn, Weizen, Hafer und Kartoffeln wurde bis gegen 1890 viel Flachs angebaut, der in den Dörrhütten verarbeitet wurde. Im 19. Jahrhundert und bis 1918 beschäftigte sich die ärmere Bevölkerung mit der Hausweberei. Die Erfindung der Dampfmaschine, des Telegrafen und Telefons brachte auch für viele Triebitzer neue Erwersquellen. Sie fanden Beschäftigung bei der Eisenbahn und beim Telegrafen- und Telefonbau. Als jedoch im Oktober 1918 die ČSR entstand, begann für diese Menschen eine schwere Zeit. Weil sie Tschechisch, die Staatssprache, nicht vollständig beherrschten, verloren immer mehr Deutsche ihren Arbeitsplatz oder wurden ins tschechische Sprachgebiet versetzt. Dafür kamen tschechische kinderreiche Familien nach Triebitz, wo 1926 eine tschech. Schule eröffnet und 1930 ihr Schulhaus gebaut wurde. 1938 waren bereits 35 tschech. Familien im Ort, die dann beim Anschluß an das Deutsche Reich alle in ihre frühere Heimat zurückfuhren.
Bereits 1677 finden wir in Triebitz einen deutschen Schulmeister. Um 1855 wurde die Schule 2-klassig, 1881 3-klassig, 1897 4-klassig, 1926 von den Tschechen eine Klasse gesperrt, am diese 4. Klasse 1933 wieder dazu und zuletzt noch die 5. Klasse. Sternteich war nach Triebitz eingeschult. Das 1897 erbaute Schulhaus renovierte man 1930; es bot 1933 dem vom DKV mitgetragenen Kindergarten Raum. Von einem Triebitzer Schulmeister ist überliefert, er sei ein halber Doktor gewesen, habe selbstgebraute Medizin verordnet und Zähne gezogen. Zuletzt bestand im Ort eine Arztpraxis. 1857 Gemeindehaus gebaut.
1625 nach Landskron eingepfarrt. 1677 als Pfarrei von Böhm. Trübau betreut. 1761 sind Königsfeld und Klein Hermigsdorf nach Triebitz eingepfarrt. Die 1292 genannte Georgskirche wird 1304 erweitert und 1349 durch eine neue ersetzt (1607 - 1623 eingegangen). Im 17. Jahrh. gabe es eine kleine Steinkirche die 1635 - 38 durch eine neue ersetzt wurde. Zu dieser St. Georgskirche (Spätempire) - das Gemeindesiegel enthält auch das Bild des hl. Georg - wallten die Menschen am Georgitag, an dem ein buntes Markttreiben herrschte; so berichtet eine Aufzeichnung von 1670. Für die im 1. Weltkrieg abgelieferten Glocken werden 1922 3 neue angeschafft, eine davon stiftet die Bauernfamilie Wendlik.
An der Spitze der Vereine stand die Freiwillige Feuerwehr, 1876 gegründet. Die beiden ersten handbetriebenen Feuerspritzen wurden 1928 und 1934 durch Motorspritzen ersetzt. Der Veteranenverein (auch für Sternteich, Neuteich und Königsberg) wurde nach 1880 gegründet; 1929 das Kriegerdenkmal zu Ehren der 41 Gefallenen von 1914 - 18 erstellt. Es bestanden noch: Bund der Deutschen, Bund der Deutschen Landjungend mit Singkreis, Deutscher Schulverein, DKV, Deutscher Turnverein (nach 1920; dieser genoß die besondere Aufmerksamkeit der tschechischen Ortspolizei, der 2 Gendarme), Musikverein. Zeitweise gabe es 2 Musikkapellen sowie 2 Laientheatergruppen, die über die Winterszeit Volksstücke aufführten und den größten Teil des Erlöses für Anschaffungen der Schule zur Verfügung stellten. Die 20 Jäger der Jagdgesellschaft, 1922, veranstalteten jährlich 2 große jadgen, im November die Waldjagd, im Dezember die Kreisjagd als reine Feldjagd; jedes Jahr gelangte ein Überschuß zur Verteilung. Spar- und Darlehensverein, landwirtschaftlliches Casino.
Da der Bahnhof Triebitz im Mittelpunkt des Betriebsamtsbezirkes Zwittau lag, fanden dort auch die regelmäßigen Dienststellenleiter-Besprechungen statt. In der Grenzstation Triebitz war auch ein Zollamt eingerichtet. Triebitz hatte ab 1891 sein Postgebäude, 1896 Postamt, auch eine Telegrafenstation; Bahn- und Busanschluß; 1934 elektrischen Strom. Bund der Landwirte, Sozialdemokraten und Gewerbepartei waren vertreten. Schon 1654 werden 1 Schneider und 1 Schmied genannt; zuletzt 8 Kaufleute, 7 Gastwirte, je 2 Müller, Fleischer, Bäcker, Schneider, Damenschneiderinnen, Schuhmacher, Schmiede, je 1 Wagner, Tischler, landwirtschaftl. Maschinenschlosser, Faßbinder, Friseur, landw. Maschinenhändler und 1 Sägewerk.
Letzter Bürgermeister Rudolf Müller, letzter Schulleiter Alois Tomsche, letzter Pfarrer Johann Urner.
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