Altstadt mit Lichtenbrunn
Erste Erwähnung: | 1270 |
Einwohner 1939: | 1037 |
Fläche: | 1689 ha |
Landkreis: | Mährisch Trübau |
tschech. Name: | Staré Město |
Verweise
Franz Fritscher, der Chronist Trübaus und seiner Umgebung, schreibt zu Altstadt: "Altstadt, mit einer Kirche, Pfarre und Schule, ist das ursprüngliche Mährisch Trübau, welches aus Mangel an Flußwasser von dort weg verlegt wurde. Es wird zwischen den Jahren 1365 und 1408 als Markt genannt und führte bis zum Jahre 1470 den Namen Alt-Trübau. Der dort befindliche Meierhof kommt schon im Jahre 1365, als zu dem böhmischen Feudalgute Trübau gehörig, unter dem Namen Vorwerk vor.
Bei der im Jahre 1657 stattgehabten Eintheilung der Gründe in Lahnen zählte Altstadt 42 Bauerngründe, wobei einer dieser Bauerngründe ganz wüste lag und unbewohnt war und 30 Häusler. In der bei der Landeshauptmannschaft eingebrachten Fassion hatte Altstadt 29 Lahnen und 10 Ruthen einbekannt, welche von der Revisions-Kommission auf 10 Lahn 19 Metzen erster Klasse und 9 Lahn 8 Metzen zweiter Klasse zur Versteuerung festgesetzt worden sind, worauf eine monatliche Steuer von 42 fl. entfiel. ... Nach Schwoy's Ortsbeschreibung vom Jahre 1792 zählte man in Altstadt 122 Häuser, in welchen 978 Seelen wohnten. Nach der Populationsliste vom Jahre 1834 zählte Altstadt 138 Häuser mit 989 Einwohnern.
Bei dem im Jahre 1866 stattgehabten Einbruch der Preußen wurde Altstadt auch sehr hart mitgenommen, wobei sich der dortige Ortsvorsteher Franz Letfuß, da derselbe mit dem erbitterten Feinde vorsichtig zu Werke ging, sich durch seine Ausdauer ein bleibendes Denkmal in der dortigen Gemeinde schuf. Die Lieferungen und Requisitionen an Vieh, Heu, Hafer, Stroh und unterschiedlichen Sachen beliefen sich auf 7.577 fl. und 38 kr.
Die Pfarrkirche zur hl. Jungfrau und Märtyrerin Katharina wurde an der Stelle einer viel älteren Kirche vom Mährisch Trübauer Grundherrn Ladislaus von Boskowitz im Jahre 1512 ganz neu erbaut. Sie steht am Friedhofe im Orte und hat drei Altäre (ums Jahr 1806 waren' s deren vier). Der hohe Altar samt der Kanzel wurde durch fromme Beiträge und namhafte Spenden des Pfarrers Johann Jakob Heinrich im Jahre 1829 ganz neu errichtet, die zwei Seitenaltäre, welche mit Blättern des Trübauer Malers Judas Thaddäus Supper geziert sind, renoviert, wodurch, sowie durch vor dem schon erfolgte neue Bedachung durch den fürstlichen Patron die bis dahin bedeutend verwahrloste Kirche wieder ein schöneres Aussehen erhielt. Auf dem Chor gibt es auch nebst der Orgel andere Musik-Instrumente und auf dem Turme vier Glocken von 28 und 6 Ztr., die im Jahre 1805 auf Gemeindekosten übergossene 4 Ztr. 40 Pf, und eine mit 90 Pf., von denen die große im Jahre 1725, eine im Jahr 1773 und die andere im Jahre 1776 von dem Olmützer Glockengießer Obletter gegossen sind." [FF-01]
Im Jahre 1874 faßte der Kirchenausschuß der Pfarrgemeinden Altstadt, Dittersdorf, Rehsdorf und Lichtenbrunn den Beschluß, den Glockenturm der Altstädter Kirche zu renovieren. Dabei wollte man dem alten Brauch folgen, bei solchen Anlässen im Kirchturmknopf eine Denkschrift zu hinterlegen. Stenzl berichtet in seiner Chronik: "Das Aufsetzen des in Rede stehenden Thurmknopfes fand durch den Spenglermeister Karl Wirth aus Mährisch Trübau am 13. September 1874 statt, bei welchem feierlichen Akte sich die Pfarrkinder und Schuljugend einfanden, an welche der wohlerwürdige Pfarrer Anton Wolf, unter freiem Himmel auf einem errichteten Podium unweit des Kirchthurmes eine, diesen feierlichen Akt betreffende kernige Ansprache hielt, in welcher derselbe diesen Thurmknopf als einen Bauchredner darstellt, welcher im Laufe der Zeit alle Begebenheiten, Unglücksfälle und sonstige Schicksale, welche die Altvordern dieser Pfarrgemeinde trafen, sammelte und in seinem Bauche aufbewahrte und selbe von Zeit zu Zeit bei vorkommenden Ereignissen den Pfarrkindern mittheilt und wieder neuerlich sammelt, das gesammelte für die Zukunft wieder in seinen Bauch in Verwahrung nimmt und eine Begebenheit nach der anderen an die goldene Kette der Überlieferung anreiht um bis in die spätesten Zeiten der Nachkommenschaft von der Vergangenheit Kunde zu tun." [FS-01, S. 9f]
Altstadt gehörte, auch wegen der Nähe zu Mährisch Trübau, zu den entwickelteren Gemeinden im Schönhengstgau. Obwohl ebenfalls landwirtschaftlich geprägt, besaß der Ort neben Kirche und Schule ein Post- und Telegrafenamt, eine Spar- und Darlehenskasse, eine Baugenossenschaft und eine Gemeindebücherei. Herauszuheben ist daneben die Dampfziegelei Wolf und Stenzl, zu der sich im Schönhengster Jahrbuch 2009 eine ausführliche Beschreibung findet.
[FS-01]