Dittersdorf
Erste Erwähnung: | 1321 |
Einwohner 1939: | 436 |
Fläche: | 592 ha |
Landkreis: | Mährisch Trübau |
tschech. Name: | Detrichov |
Verweise
Dittersdorf geht auf die Gründungen des Bischofs Bruno von Olmütz zurück und verdankt seinem Namen einem Dietrich, hieß zunächst Dietrichsdorff. In einer Urkunde von 1321 gibt Borso II. von Riesenburg den Ort einem seiner Getreuen und dessen Ehefrau zum Lehen. 1332 erscheint Dittersdorf mit sieben Lahn und vier Ruten eingetragen. Noch etwas später wird in einer Urkunde des Trübauer Grundherren Heinrich von der Leipe ein Mertlin von Dittersdorf als Zeuge aufgeführt.
Eine Besonderheit ist das "Dittersdorfer Weistum", eine 1440 vom damaligen Besitzer Georg von Kunstadt niedergeschriebene Dorfordnung, die auf Betreiben der Dittersdorfer Bauern entstand. Darin ist z.B. festgelegt: "Es soll ein Sprungstier gehalten werden und zwar so, dass diejenigen Bewohner des Dorfes, welche im Bereich des Hofes wohnen, im Bedarfsfall einen jungen Stier bekommen und bis zum dritten Tage behalten müssen, wenn sich kein anderer Nachbar meldet. Nach drei Tagen möge der Stier an denjenigen im Dorfe abgeführt werden, von dem man ihn empfangen hat. Im Falle, dass der Stier verendet, ist die ganze Gemeinde verpflichtet, einen neuen anzuschaffen. Ein gleiches Übereinkommen gilt auch bezüglich der Gärten zum Anpflanzen der Saatpflanzen. Jeder Nachbar darf sich zu diesem Zwecke beim Hofe auf dem Gemeindegut einen Platz einrichten; sobald er aber die Pflanzen herausgezogen hat, muss er sofort die Umzäunung abbrechen. Ebenso sollen die Weideplätze und Wege, wenn diese durch Gottes Zulassung Schaden erleiden, gemeinsam wiederhergestellt werden." (LP-01, S. 39f) [LP-01, S. 39f]
1657 bestand der Ort aus 18 Bauerngründen, einem Gärtler und vier Häuslern. Schwoys Topographie nennt 1792 für Dittersdorf 66 Häuser und 441 Seelen. Die Volkszählung von 1858 erbrachte 530 männliche und weibliche Einwohner.
Kirchlich gehörte die Gemeinde zum Kirchspiel Altstadt. Bis 1850 verfügte sie lediglich über einen hölzernen Glockenturm. Aus der Hinterlassenschaft eines Bauern, die dem Bau einer Kapelle dienen sollte, ließ die Gemeinde einen Glockenturm mit Kapelle errichten, der bis 1884 bestand. In diesem Jahr brach man den alten Turm ab und errichtete einen neuen mit einer neuen Glocke. Die Inschrift der Glocke besagt: "Angeschafft von Ferdinand Weigl, Erbrichter, und Johanna Heger, Grundbesitzerin, Dittersdorf 1883. Peter Hilzer k.k. Hofglockengießerei in Wiener-Neustadt 1883."
Nachdem Kaiserin Maria Theresia 1780 die allgemeine Schulpflicht eingeführt hatte, entstand in Dittersdorf 1781 eine Schule. Das erste Schulhaus soll 1844 von einem sechsjährigen Schüler angezündet worden sein, der vom Lehrer Hiebe erhalten hatte. Erst 1859 wird es wieder aufgebaut. Wegen der gestiegenen Schülerzahl war Ende des 19. Jahrhunderts ein neues Gebäude erforderlich. Es wurde 1912 durch den Baumeister Ilgner aus Mährisch Trübau gebaut.
An der Stelle, an der die alte Schule und auch die Molkerei standen, erhob sich noch um 1823 ein Hügel, der von einem tiefen Graben umgeben war. Bei einem späteren Versuch der Einebnung dieses Hügels, "Schlossrand" genannt, kamen Mauerreste, Türschlösser und Münzen zum Vorschein. Es wird vermutet, dass sich hier das Schloss der ehemaligen Herren von Dittersdorf befand.
Namensgeschichtlich interessant ist ein Waldstück bei Dittersdorf,
dass zuerst Neidhart hieß, wobei "-hart" im Schönhengstgau ausgedehnte
Waldflächen bezeichnete. Um 1400 schenkten die Töchter des Mertlin von
Dittersdorf diesen Wald dem Spital "Zum Armen Lazarus" in Mährisch
Trübau. So entstand der Name Spittel- bzw. Spitalwald. Im Jahr 1507
erneuerte der Trübauer Grundherr Ladislaus von Boskowitz diesen
Waldbesitz des Spitals, einschließlich des "in selbigem befindlichen
Steinbruches". Als nach dem 30-jährigen Krieg die Liechtensteiner
Herren des Gebietes wurden, wollten sie dieses Waldstück unbedingt
erwerben. Sie verboten den Trübauern die Jagdausübung und die Nutzung
des Steinbruchs. 1790 kam es schließlich zum Verkauf und es bürgerte sich
der Name "Fürstenwald" ein. Im Volksmund kamen ab da alle drei Namen vor:
Neidhart, Spittelwald oder Fürstenwald.
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