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Putzendorf mit Ludwigsdorf

Erste Erwähnung:1308
Einwohner 1939:298 (mit Ludwigsdorf)
Fläche:514 ha (mit Ludwigsdorf)
Landkreis:Mährisch Trübau
tschech. Name:Pacov
Karte Schönhengstgau x
Putzendorf

Ansichtskarte von Putzendorf Zur Gemeinde Putzendorf gehörte neben dem einen Kilometer entfernte Ludwigsdorf auch das in einer Waldschneise gelegene Finkenstein. Dies erlangte Berühmtheit, da dort im Jahre 1923 unter Walther Hensel, dem Begründer der Finkensteiner Singbewegung, die erste Singwoche abgehalten wurde. Diese jugendbewegte Hinwendung zu Volkslied und Chorgesang erreichte großen Einfluss und stand Pate bei der Gründung des berühmten Bärenreiter-Musikverlages in Kassel, der sich um die Veröffentlichung alter deutscher Musik große Verdienste erwarb.

Putzendorf erscheint urkundlich erstmals unter dem Namen Pacendorf. Im Jahr 1308 verkaufte Bernhard von Cimburg einen Teil der Ortschaft an Stanimir von Lettowitz und acht Jahre später den gesamten Ort. Putzendorf wurde zum selbständigen kleinen Gut, das über die Zeit verschiedene ritterliche Besitzer hatte. Das zugehörige Ludwigsdorf entstand 1789 aus dem Putzendorfer Meierhof. Die Waldsiedlung Finkenstein ist eine späte Gründung aus der Zeit um 1870.

Ludwigsdorf 1835 lebten in Putzendorf 500 Menschen. Die 52 Hausnummern umfassten ein Erbgericht, elf Bauern, 27 Kleinlandwirte und Häusler, eine einklassige Schule aus dem Jahr 1811, eine Mühle und eine Schmiede. 1930 standen in Putzendorf 43 Häuser, in Ludwigsdorf 25. In beiden Orte zusammen lebten etwa 330 Personen. Haupterwerbsquelle war die Landwirtschaft, früher auch die Lohnweberei. Die Leinenindustrie stand einst in Ludwigsdorf in hoher Blüte, jedoch ließ der Niedergang der Hausweberei den beginnenden Wohlstand wieder versiegen.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte auch die Obstbauwirtschaft größere Bedeutung erlangt. Eine Obstbaumzählung im Jahr 1906 ergab einen Bestand von 791 Apfelbäumen, 690 Birnbäumen, 175 Kirschbäumen, 3.867 Zwetschgen- und Pflaumenbäumen und 13 Nussbäumen, zusammen also über 5.500 Obstbäume mit einem Wert von 50.000 österreichischen Kronen. Fünf Bauern widmeten sich zudem der Bienenzucht.

Taubenbrünnl Putzendorf und Ludwigsdorf waren zum vier Kilometer entfernten Markt Türnau eingepfarrt und gehörten zur dortigen Jakobskirche. Beide Ortsteile besaßen je einen Glockenturm. Den Ludwigsdorfern spendete Fürst Johann von und zu Liechtenstein mit Erlass vom 2.6.1914 den Betrag von 400 Kronen zur Errichtung einer Glockenkapelle, die den alten hölzernen Turm ersetzen sollte. Im September 1927 konnte die Einweihung gefeiert werden. In Putzendorf war der Mariahimmelfahrtstag 1924 Tag der Weihe einer neuen Glocke, nach wechselvoller Geschichte des alten Glockenturms. Eine neue Schule konnte die Gemeinde ab 1865 benützen, ein weiterer Ausbau erfolgte nach 1880.

Eine kleine Besonderheit findet sich am westlichen Abhang des nahen Huschak-Berges: das Taubenbrünnl. Der Sage nach erschien einem alten, kranken Häusler eine Frau und trug ihm auf, sich zu einer Quelle im Wald zu begeben, wo er seine Gesundheit wiederfinden werde. Er folgte dem Wink, wusch dort seine Glieder und wurde wieder gesund. Daraufhin errichteten die Bewohner an dieser Stelle ein Bild der Gottesmutter Maria und schmückten den Weg ins Tal mit den Kreuzstationen. Die alte Holzstatue mit dem Schutzdach aus Schindeln stürzte um die Jahrhundertwende ein und im Sommer 1911 wurde eine Bilderkapelle errichtet. Fürst Liechtenstein spendete 300 Kronen und später noch einmal 100, damit seinem Wunsch gemäß der Bau nach einem von der Zentralkommission für Erhaltung von Denkmälern in Österreich verfassten Plan durchgeführt wurde. [DP-01, S. 43]

[DP-01], [DP-02], [DP-03]