Rattendorf
Erste Erwähnung: | 1365 |
Einwohner 1939: | 297 |
Fläche: | 663 ha |
Landkreis: | Mährisch Trübau |
tschech. Name: | Radkov |
Verweise
Rattendorf entstand als ein Dorf des Gutes Cimburg. Schon vor der
eigentlichen Besiedlung um 1300 gab es dort eine zu dieser Burg
gehörende Hofstelle. 1306 erscheint ein Friedrich von Ratkendorf, wohl
der damalige Besitzer. Verzeichnet ist Rattendorf dann in den Dörfern
des Trübauer Grundherren Heinrich von der Leipe, als dieser den Türnauer
Distrikt an Markgraf Johann Heinrich von Mähren verkauft (1365). Zur
Trübauer Herrschaft gehörte Rattendorf wieder ab 1495 unter Ladislaus
von Boskowitz.
Nördlich des Ortes, auf dem nach drei Seiten steil abfallenden "Burgstadtl", findet sich eine fünf Meter dicke Mauer, bei der auch ein ehemaliger Wallgraben noch erkennbar ist. Hier muss die Ritterburg Radkov gestanden haben, die aber schon im 13. Jahrhundert und noch vor der Ankunft der deutschen Siedler durch König Wenzel II. zerstört worden sein soll, denn auf der Feste trieben Raubritter ihr Unwesen. Die Sage berichtet, dass sich die Bewohner von Burg Radkov und die der nahegelegen Cimburg mit Sprachrohren verständigten.
Im Jahr 1858 hatte Rattendorf 285 Einwohner, etwa 50 weniger als 1792. Das
könnte daran liegen, dass drei Jahre früher (1855) eine Typhuserkrankung
aufgetreten war, wofür man der schlechten Wasserversorgung die
Schuld gab. Erstes Zeichen des Fortschritts war 1863 die Einführung
der Petroleumlampen. Bis sich in dem landwirtschaftlich geprägten
Dorf allerdings Errungenschaften wie die Handdreschmaschine oder der
Kunstdünger durchsetzten sollte es noch dauern.
1866 litt auch Rattendorf unter den preußischen Truppen. 21 Kühe und große Mengen an Brot, Mehl, Graupen, Hafer, Stroh und Holz mussten abgeliefert werden. Eine Kommission stellte später einen Gesamtschaden von 4.375 Gulden fest. 1869 kam die Gemeinde zum Postbezirk Markt Türnau, wo ein Jahr vorher ein Postamt eingerichtet worden war, in dem zunächst der Gemeindediener die Post abholen musste.
Ab 1872 verfügte Rattendorf über ein Schulgebäude. 1880 gab es dort 52 Häuser, 397 Einwohner, 42 Pferde, 238 Kühe, 48 Ziegen, 44 Schweine und 47 Bienenvölker. Eine eigene Kirche besaß das kleine Dörflein nicht, aber 1879 konnte mit Spenden eine neue Glocke für den Glockenturm angeschafft werden. 1881 gründete man eine Freiwillige Feuerwehr, zusammen mit Rostitz. Dort war später auch die gemeinsame Sparkasse. Ab 1885 wurde die mährische Westbahn von Triebitz nach Proßnitz gebaut und im September 1890 entstand beim Gasthaus Strick in Rostitz eine Haltestelle, die auch die Rattendorfer benutzten.
Die Rattendorfer Chronik berichtet von einem Hochwasser am 2. Mai des
Jahres 1904: "Gegen zwei Uhr nachmittags entlud sich über Trübau und
Umgebung ein starkes Gewitter, begleitet von einem Wolkenbruch, der in
den Gemeinden eine Hochwasserflut verursachte. Nach dem Bericht von
Augenzeugen wälzten sich um die vierte Nachmittagsstunde ungeheure
Wassermassen durch das enge Tal, so dass nach einer Viertelstunde
das ganze Tal einem mächtigen wallenden und furchterregenden Meere
glich. ... Hausdächer, Hausgerät, Brückenteile, ausgerissene Bäume und
Hölzer aller Art kamen auf den Fluten dahergetrieben. Das Wasser stieg
schließlich so hoch, dass es bei den meisten tiefer liegenden Häusern
des Ortes zu den Fenstern herein- und hinausströmte. Die Bewohner hatten
sich schnellstens auf die Dachböden geflüchtet und mussten bange Stunden
überstehen."
[ER-01]