Ranigsdorf
Erste Erwähnung: | 1365 |
Einwohner 1939: | 716 |
Fläche: | 906 ha |
Landkreis: | Mährisch Trübau |
tschech. Name: | Linhartice |
Die Herkunft des Namens Ranigsdorf ist unklar. In einer Urkunde zum Verkauf der Trübauer Herrschaft im Jahre 1365 erscheint "Raychsdorf", in einer anderen findet man "Raynesdorf". Dass es ein Rainhard war, der bei der Namensgebung Pate stand, ist nur Vermutung. Schlicht unwahrscheinlich scheint, dass der Name, wie gelegentlich behauptet, aus dem tschechischen Linhartice durch Abwandlung entstand.
Eine Urkunde des Grundherren Albrecht von Postubitz (1468-1474) besagt, dass der Ranigsdorfer Erbrichter zum freien Bierausschank berechtigt sei. Schenken durfte er aber nur acht Tage vor und acht nach der Gerichtssitzung. Das Zinsgeld betrug 53 Meißner Groschen und 1 1/2 Denare und war je zur Hälfte an St. Georg und St. Michael zu entrichten. Ebenso hatte der Erbrichter ein Pferd zu halten, auf welchem er bereit sein musste, falls es Herr oder Gemeinde benötigten. Er konnte aber auch stellvertretend einen Reiter benennen. Dazu musste ein Stier, ein Eber und ein Widder zum Bedarf der Gemeinde gehalten werden. Ihm stand dafür wiederum das Recht zu, sein Vieh ohne die Hirtenschüttung (eine Gebühr) vom Gemeindehirten austreiben zu lassen.
Auch die Gemeinde hatte Pflichten gegenüber dem Grundherrn. So musste Ranigsdorf um 1520 im Kriegsfalle zu schwerem Reiterdienst bereit sein. Bei der Instandsetzung der Trübauer Stadtmauer im Jahre 1517 unter Ladislaus von Boskowitz hatten Ranigsdorfer Bauern Steine zu fahren und auch beim Bau der Bastei Fuhrdienste zu leisten. Gegen Entgelt waren die herrschaftlichen Wiesen zu mähen, zu heuen und das Heu oder Grummet einzubringen.
Im 17. Jahrhundert litten die Trübauer Gemeinden unter den Zins- und Robotleistungen, die sie als ehemals freie Bauern einer willkürlichen Obrigkeit zu entrichten hatten. Um die Jahrhundertmitte überschwemmten schwedische und kaiserliche Truppen Ranigsdorf und seine Umgebung. Folge der Verwüstungen und Plünderungen des 30-jährigen Krieges war, dass die Hälfte der Dorfbewohner ihre Anwesen verließen und wegwanderten oder zuhause zugrunde gingen.
Zusätzliches Leid verursachten Naturkatastrophen. Am 7. Juli 1663 ging im Trübauer Gebiet ein Wolkenbruch nieder, der auch Ranigsdorf überschwemmte. Neben großen Schäden waren durch das Hochwasser sechzehn Kühe und 302 Schafe verloren. 18 1/2 Metzen Winterbau, 15 Metzen Sommerbau und 75 Fuhren Heu wurden vernichtet, 21 Metzen Ackerland fortgeschwemmt. 1715 suchte eine Pestepedemie Trübau heim, die Ranigsdorfer leisteten materielle Hilfe. Kurz nach 1866 brach in Ranigsdorf selbst die Cholera aus.
In den Jahren 1818 bis 1830 wurde die große Staatsstraße von Prag über Olmütz nach Krakau gebaut. Mit einer Strecke von drei Kilometern führte sie auch über Ranigsdorfer Fluren. Sie ist mit Hilfe der untertänigen Bevölkerung nach modernen Gesichtspunkten gebaut, hatte ein Breite von zehn Metern und die Böschungen waren mit Obst- und Alleebäumen bepflanzt.
Schon 1872 gründete sich eine Freiwillige Feuerwehr, wenig später folgte der Spar- und Vorschussverein. 1876 erscheint in Ranigsdorf erstmals eine Zeitung. Sie stammte aus einer in Trübau etwa zur selben Zeit gegründeten Buchdruckerei. 1879 konnte das erste Freibad der näheren Umgebung, das "Neuhäusl" in Mährisch Trübau eingeweiht werden. 1885 wurde auf Ranigsdorfer Gebiet die Eisenbahn gebaut. 1904 erfolgte im Gemeindegebiet der erste Spatenstich zur Regulierung der Triebe.
Bereits 1842 hatte die Gemeinde ein neues, zweiklassiges Schulgebäude. Eine eigene Kirche besaß der Ort nicht. Wie die Nachbargemeinden Tschuschitz und Undangs gehörte man zum Trübauer Kirchsprengel und daher zur Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt.
Ranigsdorf ist sehr gut dokumentiert. Neben der neuen Ortschronik [HW-01] gibt es einen weiteren Band zu Ranigsdorfs Fluren, Gebäuden und Bewohnern 1945 und ein Gedenkbuch mit Kopien der Schulchronik von 1888-1934 und der Gemeindechronik 1914-1942. Diese Dokumente sind im Göppinger Schönhengster Archiv hinterlegt.