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Mährisch Lotschnau

Erste Erwähnung:1320
Einwohner 1939:1624
Fläche:1279 ha
Landkreis:Zwittau
tschech. Name:Moravský Lacnov
Karte Schönhengstgau x
Mährisch Lotschnau

Tracht Mährisch Lotschnau war ein langezogenes Straßendorf, das sich von der Stadt Zwittau bis zur böhmischen Grenze erstreckte und neben Rothmühl als das älteste Bauerndorf des Zwittauer Bezirks gilt. Im Lahnregister von 1667 sind für Mährisch Lotschnau genannt: ein Erbrichter, acht Großbauern, 23 Mittelbauern und neun Gärtler, zusammen als 41 "Wirthe". Weiterhin sind angeführt: 22 Häusler und Schenker, fünf Ausgedinghäusler, zwei Hirtenhäusel, ein Botenhäusel und ein Invalidenhäusel. Mit den sechs Bauern und drei Häuslern des böhmischen Teils - Böhmische Lotschnau gehörte nach der zuletzt gültigen Gebietsgliederung zu Überdörfel - umfasste Lotschnau damals 81 Häuser.

Luftbild 1834 nennt Wolny in seiner berühmten mährischen Topographie für den mährischen Teil Lotschnaus 158 Häuser und 931 Einwohner. Nach dem ersten Weltkrieg setzte noch einmal eine rege Bautätigkeit ein und Lotschnau wuchs bis auf 315 Häuser. Bis zum Jahre 1770 lag am Südende des Dorfes der große Spittelteich, der damals Lotschnau von der Zwittauer Vorstadt trennte. Nach Auflassung des Teiches zerstückelte man den gewonnenen Grund und errichtete eine Reihe von Häusern, die im Dominikal-Grundbuch als der Ortsteil "Neustift-Lotschnau" erscheinen. Weitere Teiche wurden ebenfalls wegen des hohen Arbeitsaufwandes nach dem Ende der Robotzeit aufgelassen. Auf dem Grund des ehemaligen Schwarzen Teiches legte man 1929 den Stauteich an, der als Bade- und Schwimmgelegenheit diente.

Gasthaus Ab 1674 kam als äußerster Oberort das spätere Böhmisch Lotschnau hinzu, das im Volksmund "Kitzig" hieß. Einen Eisenbahnanschluss erhielt Mährisch Lotschnau nach 1846 mit Errichtung der Strecke Brünn - Böhmisch Trübau. Die Lokalbahn Zwittau - Politschka wurde 1896 eröffnet. Eine eigene Schule hatte der damals nach Zwittau eingepfarrte Ort ab 1785, neu errichtet wurde das Schulgebäude 1878. Nachdem der Zwittauer Bürgermeister Johann Budig 1894 das dortige Elektrizitätswerk erstellen hatte lassen, konnte 1912 das Stromnetz bis Lotschnau ausgedehnt werden. 1927/28 erfolgte, zunächst für den Unterort, der Anschluss an die Zwittauer Hochdruck-Wasserleitung.

Kapelle Im Unterort stand eine Kapelle, die 1804 erbaut worden sein soll. Sie nahm durch spätere Straßenarbeiten Schaden und wurde 1929 neu errichtet. Die Kapelle im Mittelort entstand 1749 auf Gemeindekosten. Viktoria Lang, Ehefrau des damaligen Erbrichters, ließ 1777 die Kreuzwegbilder malen. 1824 stiftete ein Bauer den Anbau des Westteils. 1840 wurde ein neuer Kreuzweg durch Johann Dittman aus Zwittau geschaffen.

Wegen der Nähe zu Zwittau war der Ort in seinem gesellschaftlichen Leben stark nach dort orientiert. Aber es gab einen Männergesangverein und sogar einen Radfahrverein Mährisch Lotschnau, der allerdings wohl nur kurze Zeit bestand. In der Chronik heißt es jedenfalls: "Wie wir in Erfahrung bringen konnten, existierte in Lotschnau auch ein Radfahrverein, über dessen genauere Vereinstätigkeit uns allerdings nichts bekannt ist." [WH-01, S. 98].