Tattenitz
Erste Erwähnung: | 1065 |
Einwohner 1939: | 1204 |
Fläche: | 2683 ha |
Landkreis: | Hohenstadt |
tschech. Name: | Tatenice |
Im Heimatbuch zum östlichen Schönhengstgau [HK-01] ist über Tattenitz zu lesen:
Um das Jahr 1000 siedelten unterfränkische Bergleute im sogenannten Tatzengraben. Flurbenennungen wie Goldgraben, Ohrenholz, Bergstube, Glaserwinkel erinnern noch daran. Die Gemeinde erstreckte sich vom Norden nach Süden und wurde vom Forellenbach, der auch Grenzbach hieß, weil er im oberen Verlauf die Grenze zwischen Böhmen und Mähren bildete, durchflossen. Der Forellenbach betrieb drei Mühlen in Tattenitz und mündet später in die Zohse. Die höchste Berghöhe ist die Zuckerbaude mit 600 Metern.
Die Dorfstraße kam von Landskron über Lußdorf und führte mitten durch den Ort Tattenitz nach Budigsdorf, Triebendorf und bis Mährisch Trübau. Im Süden zweigte eine Straße nach Hochstein bis Hohenstadt ab. Tattenitz hatte immer ein Postamt und Gemeindestation, sowie eine nach dem Ersten Weltkrieg erbaute Bahnhaltestelle für Personenverkehr an der Hauptstraße Olmütz-Böhmisch Trübau-Prag.
Ungefähr die Hälfte der Gemarkung war im Besitz der Fürsten Liechtenstein. Nach dem Ersten Weltkrieg ging dieser Besitz durch staatliche Enteignung an den Fürsten Lobkowitz über. Der Gemeindebesitz war ungefähr zur Hälfte Ackerland und zur Hälfte Wald und Wiesen. An Handwerkern hatte der Ort: 1 Schlosser, 1 Spengler, je 2 Schuhmacher, Schmiede, Wagner, Fleischer, 3 Tischler, 6 Kaufleute, 6 Gastwirte, eine Zementwarenfabrik, 3 Müller und eine Molkereigenossenschaft mit Sitz in Budigsdorf.
Die Arbeitnehmer der Gemeinde waren hauptsächlich in der Textilfabrik Abele in Triebendorf, später in den Textilfabriken Braß und Schefter in Hohenstadt sowie auf dem Oberbau der Eisenbahn beschäftigt. In die Zeit nach der Gegenreformation fällt der Bau der neuen Pfarrkirche, deren Namenspatron Johannes der Täufer ist. An der Ausstattung war besonders Judas Thaddäus Supper in den Jahren 1763-1769 beteiligt. Die Kirche war über 50 Meter hoch und wurde 1906 nochmals renoviert. Als weitere Bauwerke sind das "Schlößl", das ehemalige Schloß des Grafen von Zierotin und die neu erbaute Raiffeisenkasse erwähnenswert. Der im Jahre 1860 errichteten Schule stand ein Denkmal Josefs II. gegenüber. In der vierklassigen Schule waren mehr als 200 Schüler eingeschrieben.
Tattenitz war reich an Vereinigungen: Deutschvölkischer Turnverein, sozialdemokratischer Gesangsverein, Musikkapelle, Kulturverband, Nordmährerbund, zwei gesellige Theaterriegen, deutschvölkischer Gesangsverein, Landwirtschaftlicher Verein, Herdbuchgenossenschaft, Notschlachtungsverein, Pferdeversicherungsverein, Feuerwehrverein, Fischereiverein, Jagdgenossenschaft.
In der Chronik wird berichtet: 1065 erste geschichtliche Erwähnung; Vladik von Tipotin schenkte Tattenitz dem Kloster Hradisch. 1267 Borso von Riesenburg, Grundherr von Mährisch Trübau, gründet das Kloster Mariakron. Zwei Lahnen von Tattenitz kamen an das Kloster. Nach dessen Tode 1277 erläßt sein Oheim Friedrich v. Schönburg den Bewohnern die Robot. Er verbindet sich bald mit Hermann von Hochstein und von 1281-86 suchen beide die Gegend mit Plünderungen heim, bis Wenzel II. 1287 die Burg Hochstein zerstört. Tattenitz kam nun in den Besitz der Herren von Sternberg. 1298 wird das Schloß Tattenitz bereits urkundlich erwähnt. Jaroslav von Sternberg schenkte es seiner Schwester Agathe, der Witwe des Bohuslav von Riesenburg.
1350 wird Tattenitz als bedeutendes Kirchdorf genannt, in das die Gemeinden Lußdorf, Schönwald, Zotkittl, Hochstein, Odendorf und Budigsdorf eingepfarrt und an das Bistum Leitomischl abgetreten waren. 1421 verwüsten die Hussiten die Gegend. In der Ausdehnung ist es bereits so groß wie jetzt. Durch die Mitte des Dorfes zogen die Straße mit dem Anger und der Bach. 1528 erwirbt Ladislaus von Boskowitz Tattenitz. Sein Nachfolger Christoph, ein eifriger Lutheraner, war unduldsam gegen alles Katholische und gab den Befehl, daß jeder seiner Untertanen Protestant werden solle oder auswandern müsse. 1606 erbaute Welen von Zierotin in Tattenitz ein prächtiges Schloß, das ein gewisser Tun, 1723 in Schönwald geboren, genauest beschreibt. Der heute noch erhaltene Torbogen der Einfahrt des Schlosses erzählt mit seiner Inschrift von seinem Erbauer. Das Schloß wird aber bereits 1623 wieder an die Herren von Liechtenstein verkauft, die ihrerseits 1799 den Meierhof und das Schloß an etwa 70 Ortsinsassen weiterverkaufen. 1680 und 1715 weiß die Geschichte von der Geißel der Pest zu berichten. Diese machte angeblich in der Höhe der Statue des Hl. Florian im Niederort halt.