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Dreihöf

Erste Erwähnung:1292 (Ulrichsdorf)
Einwohner 1930:398
Fläche:142 ha
Landkreis:Landskron
tschech. Name:Oldřichovice
Karte Schönhengstgau x
Dreihöf

Statue Dreihöf zieht sich gar lieblich am linken Ufer des Adlerflusses hin. Geradezu romantisch ist sein Anblick von Westen her. Das Wahrzeichen des Dorfes sind die vier mächtigen Linden, die, zu einem großen Dom zusammengewachsen, die von den Familien Janda und Paukert gestiftete Eccehomostatue überwölben. Hier spielten die Kinder, hier fanden die Andachten statt, hier wurden Feste gefeiert: etwa der Freiwilligen Feuerwehr und 1922 die 300-Jahr-Feier des wiedererrichteten Dreihöf.

Linden 1292 wird der nahe der Stadt Wildenschwert gelegene Ort als Ulrichsdorf erstmalige urkundlich erwähnt. Dieser Name führt auf Ulrich von Dürnholz, dem Sohn des Gründers von Wildenschwert, zurück. 1492 zerstörten die Hussiten bei der Belagerung Landsbergs Ulrichsdorf. Erst 1588 ist ein Feldgutshof urkundlich überliefert, der 1622 unter den drei Lukauer Bauerssöhnen Paul, Urban und Stefan aufgeteilt wird. Ihre Väter hießen Wenzel Reslar, Martin Zys und Hansl Scholz. Damit war auf dem Grund des früheren Ulrichsdorfs Dreihöf entstanden. 1628 wurde Dreihöf zur Robotleistung auf den Meierhof Nieder Lichwe verpflichtet.
1892 löste sich Dreihöf aus der Gemeinde Tschernowier und wurde eine selbständige politische Gemeinde. Bis 1938 gehörte Dreihöf zur Pfarrgemeinde Wildenschwert. Dort besuchte man den Gottesdienst, wurden die Ehen geschlossen, die Kinder getauft, die Toten beerdigt und die Totenmessen gelesen. Nach 1938 verlief die Grenze zwischen dem Deutschen Reich und dem tschechischen Gebiet zwischen Dreihöf und Wildenschwert, wodurch Lichwe die zuständige Pfarrei wurde. Im Paukert-Kotisahof befand sich eine Hauskapelle.

Drei Höfe stehen auf der Talhöhe, der Hüblhof in der Mitte. Im Tal der Adler hatten sich kleinere Landwirte angesiedelt. Noch auf der Anhöhe finden wir die einklassige Volksschule seit 1893. Vor 1872 war die Gemeinde nach Tschernowier eingeschult, danach unterrichtete man in Dreihöf. Aufgrund des Lehrermangels während des 2. Weltkriegs besuchten die Dreihöfer Kinder ab 1944 die Schule in Lichwe.

Statue In das 19. Jahrhundert fällt die Gründung einer Tuchwalke, aus der die Textilfabrik Kocian in der Hutweide erwuchs. Hier entwickelte sich abseits von Alt-Dreihöf (25 Häuser) ein neuer Ortsteil (25 Häuser), dem später westlich vom Gemeindemittelpunkt ein weiterer folgte, die Kolonie (50 Häuser). Hier hatten sich nahe den Toren der tschechischen Stadt Wildenschwert fast ausnahmslos tschechische Siedler niedergelassen, was zu einer Zunahme deren Anteils an der Bevölkerung im Dorf von 18% im Jahr 1910 auf 58% im Jahr 1930 führte.
Ein Teil der Männer und Frauen von Dreihöf arbeitete in den Textilfabriken in Wildenschwert und Hilbetten. Sie legten den Weg täglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Andere waren Eisenbahner oder Maurer. Dreihöf besaß einen Bäcker, einen Schuhmacher, einen Schneider, zwei Gemischtwarenhändler und zwei tschechische Gastwirtschaften. Die deutschen Einwohner trafen sich im Kratschen in Lichwe. Überhaupt nahme die erwachsenen Dreihöfer am gesellschaftlichen und genossenschaftlichen Leben in Lichwe teil, während die Kinder meist in Dreihöf blieben. Sie wußten beispielsweise das Schlittenfahren zu schätzen, wenn es hoch oben auf der Gasse bei der Statue des hl. Wenzel begonnen wurde.

Letzte Lehrerin von Dreihöf war Gertrud Wondra, letzter Bürgermeister Karl Hübl, der das Dorf in vielen Gedichten und Aufsätzen beschrieben hat.

Bräuche

Karl Hübl überliefert auch die damals noch geübten Volksbräuche in Dreihöf: das Früchtebesprechen am Mathäustage, das Todverbrennen am Todsonntag, die Bräuche des 1. Mai: Maibaumsetzen, Hexenverbrennen, und das Fernhalten der Hexen von Haus und Hof durch Besprengen des Hauses mit Weihwasser von der Außenseite, durch Ausräuchern der Ställe mit schwarzem Kümmel und durch Einzäunen der Düngerstätten mit Dornhecken. Vor den Haustüren legte man am Abend des 30. April große Rasenplagen und umgab sie mit Sand, damit die Hexen nicht ins Haus eintreten konnten. Am Vorabend des Pfingstfestes wurden an Türen und Fenstern Lindenzweige angenagelt. Zu Johanni entzündete man auf allen Höhen die Johannisfeuer, die wieder zu Sonnwendfeuern geworden waren. Am Vorabend des Andreastages wollten die heiratslustigen Mädchen ihren Zukünftigen sehen und übten die bekannten Bräuche. Am hl. Abend gingen dieselben Jungfern, dies nimmer erwaten konnten, in den Hühnerstall und scheuchten das Federvieh aus dem Schlafe. Nun hieß es: Gockert a Ho, kum ich heuer noch dro, gockert a Henn, was Got, wenn.

[FG-01]