Lukau
Erste Erwähnung: | 1304 (Lucow) |
Einwohner 1930: | 878 |
Landkreis: | Landskron |
tschech. Name: | Luková |
Das alte Gemeindesiegel zeigte unten ein Feld mit Ackergeräten, dahinter einen Baum und oben die Aufschrift Gemeinde Lukau. Durch die Gemarkung dieses reichen Bauerndorfes führte der Verbindungsweg von Krottenpfuhl nach Leitomischl. Der Fiebigweg vom Viertala ging nach Reichenau, der Weg bei Pfeifers Ziegelei nach Rudelsdorf und der Kirchsteig über den Berg nach Ziegenfuß. Schon 1350 wird Lukau unter den Pfarrorten genannt. Später hat die Lukauer Pfarrgemeinde, zu der auch Ziegenfuß gehörte, ihre Selbstständigkeit verloren und ist 1625 nach Landskron und später nach Thomigsdorf eingepfarrt. 1784 wieder selbstständig. Das fürstliche Kirchenpatronat wird 1866 von der Gemeinde übernommen. Die Kirche der hl. Margareta ist 1439 erwähnt. 1677 erfolgt ein Neubau. Der Hochaltar stammte aus dem Jahre 1690, das Altarbild der hl. Margareta aus der selben Zeit und das Bild des hl. Gotthard aus der 1. Hälfte des 19. Jahrh.. Abseits stand der massive Glockenturm aus dem Jahre 1682. 1885 wird die alte Holzkirche abgetragen. Ein Gedenkstein auf dem Lukauer Friedhof erinnert an den Standort des Holzkirchenaltars. Die neue Kirche im neugotischen Stil, der hl. Margareta geweiht, wurde vom Landskroner Baumeister Andreas Seifert geplant und 1885 gebaut. In den Kriegsjahren 1916 und 1942 mußten Kirchenglocken abgeliefert werden. Lukau hatte einen leistungsfähigen Kirchenchor, türchtige Kirchenmusiker und einige Kirchenlieder, die nur in Lukau gesungen wurden.
Nach den Hussitenkriegen hatte sich auch die Brüderkirche in Lukau ausgebreitet.
In der Lukauer Gemarkung gab es 6 Statuen und Steinkreuze. Die Statue des hl. Johannes von Nepomuk eim Erbgericht stammte von 1810.
Die Lukauer Volksschule war vor 1870 eine einklassige Filialschule der Pfarrschule von Thomigsdorf. 1874 zweiklassig, zuletzt 3-klassig. Auch die Schüler von Ziegenfuß wurden bis 1877 in Lukau unterrichtet. Zur Zeit des großen Teiches mußten die Schüler aus 7 Häusern unterhalb des Teichdamms (Gratzla) die Schule in Sichelsdorf besuchen, da der Weg zur Dorfschule zu weit war. Das 3. Lukauer Schulhaus wurde gebaut und später zweimal erweitert. 1927 errichtete man in der Meierhofsiedlung für 12 tschechische Schüler eine tschechische Staatsschule.
1518 wurde die Lukauer Robotschuldigkeit in einen festen Geldzins umgewandelt. Der Freisassenhof oder Edelhof der Familie Sponner, eine Vollbauernstelle, lag im Oberort. Die Besitzer waren wegen besonderer Verdienste früherer Generationen abgabenfrei. In alter Zeit sollen die Lukauer Berghütten zum Freisassenhof gehört haben, bzw. diesem robotpflichtig gewesen sein. 1718 39 Vollbauernstellen. Ein großer Schafstall im Erbgericht erinnert an die frühere Schafzucht. Rudolf von Eichthal beschreibt in seinem Buch Der Kreuzberg die Spinnstuben auf dem Lukauer Meierhof, der 1622 entstand. Bei dieser Meierhofgründung wurden 3 Lukauer Bauern nach erfolgtem Grundtausch nach Dreihöf umgesiedelt. 10 weitere Bauerngründe waren eingelöst worden. Dieser Gutshof hatte sehr gute Böden und einen Viehbestand von fast 4000 Schafen, 100 Rindern und vielen Pferden. Über Ziegenfuß, Türpes und Annabad führte ein Rootweg nach Königsfeld. Der über 60 ha große Teich, auch 1622 geschaffen, war eine ständige Gefahr für die Dörfer Budigsdorf und Hochstein. Deshalb stand stets ein gesatteltes Pferd im Meierhof bereit, um bei Hochwassergefahr einen Boten dorthin zu tragen. 1700 wurde der Teich nach einem Dammbruch aufgelassen. Der Meierhof wurde 1926 bei der Durchführung der tschechischen Bodenreform an 12 tschechische Bauern aufgeteilt. Der Ziegenteich besteht noch heute. Lukau hatte 2 Stauwehre und 8 Bäche, über die 12 Straßenbrücken führten. Diese Gewässer dienten als beliebte Badegelegenheiten.
Von wirtschaftlicher Bedeutung waren neben der Land- und Forstwirtschaft die Vieh- und Bienenzucht und die Fischerei. Ferner gab es je 2 Müller, Schuhmacher, Schmiede, Wagner, 3 Tischler, 3 Schneider, je 1 Damenschneider. Fleischer, Bäcker, Sattler, Faß- und Geschirrbinder. Friseur, 4 Gasthäuser, 4 Kaufläden, 1 Konsum, die Ziegelei Pfeifer und die Raiffeisenkasse. Der Viehhandel der Fa. Vinzenz Neugebauer nahm bei der Viehverwertung des ganzen Kreisgebietes eine hervorragende Stellung ein. Zuletzt besaßen die Lukauer Bauern neben den Traktoren rund 100 Pferde, einen Deckhengst, über 1000 Stück Rindvieh (davon 11 Zugochsen, 10 Deckbullen und 700 Milchkühe, von deren Milch bis zu 50 hl täglich an der Milcherei abgeliefert wurden). Lukau hatte auch eine rege Vereinstätigkeit: Freiw. Feuerwehr 1882 (es war Brauch,d aß an Karfreitag und Ostersamstag bis zur Auferstehung je 2 Feuerwehrmänner je 2 Stunden unter der Empore der Kirche am hl. Grabe Wache stanen; in bester Uniform, mit weißen Handschuhen hielten sie als Waffe einen Spieß), Bund der Deutschen, Deutscher Schulverein, DKV Männer- und Frauenortsgruppe, landwirtschaftl. Verein, Gesangsverein 1923 (Männerchor, dann gemischter Chor), Jagdverein, Sportverein, Notschlachtungsverein, Pferdeversicherungsverein. Die Lukauer Musikkapelle sorgte für gute Musik und ihre Musiker waren auch in Landskron gern gesehen. Der Musik- und Gesangsverein trat 1927 mit einem 30-Mann-Orchester an die Öffentlichkeit. Die gute Musikkapelle und er Aufbau der Jugendmusikkapelle nach dem 1. Weltkrieg trugen ihre Früchte. Der Gesangsverein hatte eine dynamische Ausstrahlung auf den Bund der deutschen Landjugend.
Zu erwähnen ist noch: 1932 Errichtung des Kriegerdenkmals für 20 Opfer des 1. Weltkrieges; Bau des Gemeindehauses mit Gemeindekanzlei, Sitzungssaal, Sparkasse, Standesamt, Schulküche, Schulungszimmer für die Feuerwehr und Wohnräume für eine Familie. 1937 Elektrifizierung. 1939 hagelte es Schloßen größer als Hühnereier. 4 Windmotoren dienten der Wasserförderung. Bushaltestellen der Linie Landskron - Zwittau.
Letzter Bürgermeister Heinrich Hickl, letzter Pfarrer Karl Posner, letzter Schulleiter Heinrich Kleiner.
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