Knappendorf
Erste Erwähnung: | 1292 (Chappendorf) |
Einwohner 1930: | 678 |
Landkreis: | Landskron |
tschech. Name: | Knapovec |
Die Häusler und Handwerker hatten ihre Häuser in der Talsohle zu beiden Seiten des Ortsbaches sowie an den Hängen erbaut, während die Höfe der Bauern auf der Hochebene standen, die sich an die zwei Hänge anschließt. Die Dorffläche umfaßte 669 ha Ackerland und 219 ha Wald. Knappendorf gehört seit 1349 zu den ältesten Kirchdörfern unserer Gegend. Hilbetten, Langentriebe, Rathsdorf, Tschernowier, Hertersdorf und Seibersdorf sind von ihm betreut worden. Die alte Kirche stand mitten im Friedhof. Die noch erhaltene Kapelle war der Altarteil dieser alten Kirche aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Die zerstörte Kirche (1623) wurde 1684 durch eine neue ersetzt, die jetzige Kirche 1832-34 gebaut und den Aposteln Peter und Paul geweiht (Spätempire). Sie steht auf der höchsten Stelle in der Mitte des Dorfes. Im Kirchturm hängt noch heute die 500 kg schwere Glocke aus dem Jahre 1544. Für die 3 neuen Glocken (1935) trugen auch Hertersdorf und Seibersdorf bei. 1944 mußten wieder 3 Glocken abgeliefert werden. Die Hussiten sollen hier eine hölzerne zweitürmige Klosterkirche eingeäschert haben. Da nach den Hussitenkriegen Knappendorf lange Zeit keine Priester bekam, hatte der jeweilige Schulmeister die Verpflichtung, mit den Leuten den Rosenkranz zu beten, ihnen das Evangelium zu lesen und noch so manche andere Kirchen- und Gemeindedienste zu leisten, wofür er u.a. einen Teil der Kirchgüter zum Nutzgenuß erhielt. Bis 1788 wurde die Gemeinde vom Wildenschwerter Pfarrer betreut; 1856 wieder eigene Pfarrei.
Auch eine Schule soll schon in den Hussitenkriegen bestanden haben; 1696 ist sie belegt. Das hölzerne Schulhaus wurde 1880 abgerissen, das neue, massive Schulgebäude 1887 vollendet. Eingeschult waren Hertersdorf, Seibersdorf, Rathsdorf und Tschernowier. Dem Schulmeister standen Gehilfen zur Seite, die ihn während der Sommermonate ganz vertraten, damit er seinen Nebenbeschäftigungen nachgehen konnte. Das Schulgeld hatte er bis 1800 selbst einzusammeln. Seit 1855 war die Schule 2-klassig. 1862 wanderten einige Familien aus nach Alexandrowka auf der Krim, Rußland.
Bereits 1366 ist vom Leitomischler Bischof Albrecht von Sternberg dem Erbrichter Hanus von Knappendorf der Erbgerichtsbrief erneuert worden. Demnach bestand der Ort aus 26 Bauernschaften, von denen 3 dem Erbrichter zinsten, die übrigen der Grundherrschaft. Zum Erbgericht gehörten 2 Mühlen am Bach und eine dritte mit 2 großen Rädern an der Stillen Adler. Das Dorf robotete bis 1682 zum Meierhof Landsberg, später zu dem in Nieder Lichwe. Nach dem 30jährigen Krieg bzw. nach der Pest soll es nur noch 80 Einwohner gegeben haben. Zur Erinnerung an diese Zeit steht am Westausgang des Ortes die Pestsäule. Der Bildstock an der Landskroner Straße stammt aus der Zeit um 1600, ein Kreuz von 1806, die Nepomukstatue von 1821.
Die Gemeinde lag hart an der Sprachgrenze. Ihre überaus fleißigen und strebsamen Bewohner betrieben Landwirtschaft, ein Teil war in der Fabrik Pollak in Hilbetten beschäftigt. Es gab 5 Gasthäuser, 3 Lebensmittelgeschäfte, 1 Getreidemühle, 5 Herrenschneider, 3 Damenschneiderinnen, 4 Schuhmacher, je 2 Schmiede, Tischler, Zimmerleute, je 1 Bäcker, Fleischhauer, Wagner, Faßbinder. Bereits 1654 erschienen 2 Weber und 1 Schneider.
Von den politischen Parteien war der Bund der Landwirte immer führend, daneben die Sozialdemokraten. Für die Belange der völkischen Vereine wie Turnverein (1909), Bund der Deutschen, DKV, sowie für die Freiw. Feuerwehr (1900) und auch für den Gesangsverein und für die Theatervereine wurden viele Opfer in zeitlicher wie finanzieller Hinsicht gebracht. Ihre Veranstaltungen in Köhlers Tanzsaal mit ortseigener Musikkapelle (schon vor 1860) erfreuten sich großer Beliebtheit. Knappendorf hatte auch noch den Radfahrverein und den Arbeiter-Turn- und Sportverein. Im Mühlteich und im Dorfteich konnte gebadet werden. Eine Wasserleitung bestand seit 1910. Die Wassergenossenschaft, der Notschlachtverein und das landwirtschafl. Casino halfen auf ihren Gebieten. Zu Diensten standen auch die Post und 2 Bushaltestellen.
Peichl war letzter Schulleiter, Alois Peschka letzter Bürgermeister, Josef Willer letzter Pfarrer.
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