Jokelsdorf
Erste Erwähnung: | 1304 (Jacobsdorf) |
Einwohner 1930: | 257 |
Landkreis: | Landskron |
tschech. Name: | Jakubovice |
6 km nordwestlich von Landskron liegt Jokelsdorf. Die höchste Einwohnerzahl wurde 1843 mit 462 festgestellt, von den 76 Häusern waren 14 Bauernhöfe. In einem Umkreis von 2 bis 3 km ist Jokelsdorf von Wald umgeben. Vom im Nord-Westen sich hinziehenden Höhenrücken (508 m) genießt man eine herrliche Aussicht nach Nord-Osten und gegen Landskron. Muldenförmig fällt das Gelände nach Süd-Osten hin bis auf 420 m ab. Diese Lage ermöglicht ein gutes Wachsen der angebauten Feldfrüchte. Vor und nach dem ersten Weltkrieg wurden Ackerflächen und nasse Wiesen durch die Wassergenossenschaft entwässert. Durch Düngerpflege und Kunstdünger erzielte man vorher nicht gekannte Vollernten. Wirtschaftsräume und Stallungen mußten vergrößert werden. Schweinemast gab es auf den meisten Höfen. Neben Kontrollbetrieben in der Schweinezucht gab es auch mehrere Betriebe, die an den Milchkontrollverein angeschlossen waren. 28 Pferde, 317 Stück Rindvieh (davon 175 Milchkühe), 174 Schweine, 23 Zuchtsauen, 63 Ferkel, 3 Schafe und über 100 Bienenvölker verloren die Bewohner durch die Vertreibung.
Ihre Vorfahren hatten bereits im 30-jährigen Krieg durch die Schweden schwer zu leiden. Diese plünderten wiederholt und legten am Dorfeingang Feuer. Durch die heftigen Südostwinde brannte die ganze Häuserreihe der Kirchenseite nieder. Bei der Schwedenfichte sollen Schweden begraben sein.
Die Dreifaltigkeitsstatue stammt von 1772, die Babka, ein Kreuz, aus dem
Jahre 1780. Auf dem Platz der 1790 genannten Holzkapelle erfolgte 1850
bis 60 der Bau der neuen Kirche, die dem heiligen Antonius von Padua
geweiht ist. Der einheimische Orgelbauer stellte die Orgel her.
Er beschäftigte bis zu 12 Gesellen.
Die beiden im ersten Weltkrieg abgelieferten Glocken wurden 1925 durch
drei neue ersetzt.
1862 legte man den Friedhof rings um die Kirche an. Bis 1938 gehörte die
Gemeinde zur Pfarrei Böhmisch Rothwasser, anschließend zu Dittersbach.
Das erste Schulhaus wurde 1826 bezogen, das zweite 1895 erbaut. Der
letzte Lehrer der einklassigen Schule war Josef Frodl. Die Lehrer
waren maßgeblich an Vereinsgründungen beteiligt und befruchteten
das Gesellschaftsleben sehr. Außer der Laienspielgruppe und
der Musikkapelle bestanden der DKV, der Bund der Deutschen, der Bund
der Deutschen Landjugend und der Turnverein. Die 1896 gegründete
freiwillige Feuerwehr gestaltete in Jokelsdorf 1924 das Gauverbandsfest.
2 Feuerlöschteiche und mehrere kleine Teichla bei größeren
Höfen halfen bei Feuresnot.
Volkslieder, Volkstänze, Sitten und Gebräuche pflegte man. Herausgegriffen
seien die Rockenstuben der benachbarten Freundinnen (Spinnabende in
den Wintermonaten, bei denen die Burschen die gesungenen Lieder mit
Musikinstrumenten begleiteten oder Spuk- und Geistergeschichten erzählten).
Beim Bärentreiben beteiligten sich verschiedene Frühlingsgestalten:
der Bärentreiber mit der Peitsche führte den Bären an der Kette und
der in Stroh eingehüllte Bär führte tolle Sprünge aus.
Jokelsdorf hatte eine Poststelle, eine Wasserleitungsgenossenschaft,
Elektrizätsgenossenschaft (elektrischen Strom seit 1931), 1 Tischler,
2 Zimmerleute, 2 Schmiede, 1 Schuhmacher, 2 Lebensmittelgeschäfte,
1 Eierhändler, 2 Gasthäuser. Die Einödhöfe d'Höll und d'Nuut lagen
bei Jokelsdorf.
Letzter Bürgermeister war Josef Müller.
[FG-01]