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Landskron

Geschichte

Es war im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt, da lebte in unseren Gegenden der altdeutsche Volksstamm der Hermunduren, von dem die Thüringer ihre Abstammung herleiten. Dieses germanische Volk war in dem waldreichen Grenzland von Böhmen, Mähren und Schlesien mächtig herangewachsen, so daß es einen Mann aus seiner Mitte als König erhob. Die Wahl fiel auf Panillus, der sich unter ihnen als besonders tüchtig bewährt hatte. Der neue König faßte sein Amt mit allem Ernste an. Er ging sogleich daran, in seinem Lande drei feste Burgen zu bauen, von denen aus er das Reich trefflich in Ordnung hielt. Die erste Burg war Grülich oder Grulich und diese bestimmte er zu seiner Hauptstadt und zum gewöhnlichen Herrschersitz. Die zweite Burg nannte er Landskron, denn sie sollte seine kostbare Krone verwahren, die Landeskrone. Sie war aus lauterem Gold fünfzackig verfertigt und mit edlen Steinen kunstreich geschmückt. Im Schutze dieser beiden Burgen entstanden die Städte Grulich und Landskron. Die dritte Burg aber wurde auf einer Uferhöhe des Stillen Adler angelegt, von wo aus der König ein gutes Stück seines Landes überblicken konnte: darum wurde sie Landsberg genannt. Der weise König ließ die Gesetze, nach denen die Hermunduren bisher lebten, sorgfältig aufzeichnen, ordnen und vervollständigen. Auf der Feste Landsberg sollte dieses neue Volksgesetz für alle Zeiten erliegen.

Unsere Vorfahren hatten also diesen geeigneten Platz für ihre Stadt auserkoren. Zur Befestigung der Stadt brauchten sie dem Erdwall nur mehr den Plankenzaun hinzuzufügen. Bleibt zu erklären, wie Landskron zu seinem Namen kam. In jener Zeit war es üblich, festen Plätzen in Grenznähe den Namen Landskron zu geben: Ludwig der Kelheimer errichtete die Zwingburg Landskron gegen die Stadt Regensburg, Kaiser Friedrich II. 1206 die Reichsburg Landskron gegen das Erzbistum Köln und die Reichsburg Landskron bei Oppenheim um 1210 gegen das Erzbistum Mainz und Ottokar I. um 1220 unsere Stadt Landskron in Böhmen gegen die Markgrafschaft Mähren zur Sicherung der eigenen Grenze. Dies scheint eine unnötige Sicherung, jedoch nach 1182 ließ sich Konrad Otto von Znaim vom deutschen Kaiser Friedrich I. Mähren als reichsunmittelbare Markgrafschaft zu Lehen geben, um gegen den böhmischen Herzog einen mächtigen Beschützer zu haben.

Hand in Hand mit dem Aufbau der bäuerlichen Siedlungen ging die Anlage der Stadt und der Marktflecken als wirtschaftliche Mittelpunkte des schon im voraus geplanten neuen Bauernlandes. Diese wirtschaftlichen Mittelpunkte wurden so gewählt, daß man auch von entfernt gelegenen Dörfern bequem an einem Tag hin- und zurückkommen konnte.

Um die sehr geräumig ausgemessenen Marktplätze drängten sich die Häuser für Handel und Handwerk und zu jedem Bürgerhaus gehörte ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb von 4 ha. So wurde das bisher stark vernachlässigte Ostböhmen binnen nur weniger Jahrzehnte zu einem der blühendsten Landstriche umgeformt.

1220-1249 (?) Hermann von Osteh erster Grundherr der Herrschaft Landskron. Er begann unsere Heimat mit Erlaubnis, im Auftrag des böhmischen Königs Ottokar I. zu kolonisieren.

1285-1290 ist Zawisch von Falkenstein als Herr belegt. In der Schenkungsurkunde vom 23. 10. 1285 werden unsere Stadt Landskron und die Burg Landsberg erstmals genannt.

1289 zählt Landskron zu den befestigten Orten.

Bereits vor 1300 stand die der Seligen Jungfrau geweihte Kirche Mariae Verkündigung an der Stelle unserer Dekanalkirche. 1334 und 1340 sind weitere Errichtungsdaten. Auch aus der Zeit vor 1300 stammt eine 1799 renovierte Statue der schmerzensreichen Muttergottes (die Pieta auf dem Josef-Niederle-Platz trägt die Jahreszahl 1799).

1300 erste Erwähnung von Pfarrei und Schule in Landskron.

1349 erscheint Landskron als eine mit Mauern umgürtete Stadt. Damals war Landskron die einzige befestigte Stadt im weiten Umkreis.

1350 erste Nennung des Dekanats Landskron.

1371 Der in Nieder Johnsdorf geborene Peter Wurst, 1368-71 als 4. Bischof von Leitomischl Grundherr seiner Heimat Landskron, errichtet in der Vorstadt am unteren Tor ein Augustiner-Chorherrenstift. Die Klosterkirche wurde dem hl. Nikolaus und der hl. Katharina konsekriert. Von 1378 stammt die gotische Marien-Hallenkirche, später dem St. Wenzel geweiht. Abgebrannte Häuser schafften 1390 Raum für die neuen Klostergebäude bei unserer St. Wenzelskirche im Stadtinneren. Nach der Übersiedlung 1393 wurde das alte Kloster Stiftsspital, später für die Stadtpfründner bestimmt und Spital genannt. Die überkommenen Kaufverträge des Klosters aus den Jahren 1393, 1396 und 1402 unterstreichen den deutschen Charakter Landskrons; die Namen der Ratsherren, der geschworenen Zwölfmänner, und der Grundeigentümer sind durchwegs deutsch.

1401 erscheint erstmals ein Rektor der Landskroner Schule.

1402 besitzt die Stadt ein Siegel.

1421-1433 Hussitenherrschaft mehrerer Taboritenführer. Mit ihnen beginnt die Reihe der tschechischen Grundherren, die 1622 endet. Anfangs Mai 1421 nahmen die fanatischen Hussitenhaufen Landskron ein und steckten das Kloster in Brand; zwei Mönche wurden verbrannt und mehrere erschlagen. Der ausschließliche Gebrauch der tschechischen Sprache für alle Ratsbeschlüsse und Urkunden wurde in Landskron erzwungen. Ein Teil der Bevölkerung war laut Urkunde von 1459 vor den Drangsalen geflohen. Man hat versucht, die Stadt zu tschechisieren, aber dank der starken Bevölkerung in den umliegenden Dörfern konnte die deutsche Sprache und Sitte in bessere Zeiten gerettet werden.

1425 zogen die Augustiner-Chorherren vor den Hussiten aus Landskron.

1428 St. Annakirche in Landskron gegründet, die von Peter Wurst bestiftet war. 1434 Klosterverlegung nach Olmütz.

Ein weiterer Umstand erhielt in Landskron das Deutschtum: Die verbliebenen Bewohner der Stadt entsagten ihrer bisherigen Religion und schlossen sich den Waldensern an. Das bezeugt für 1433 der späterer Waldenserbischof Friedrich Reiser aus Schwaben. Er wurde nach Landskron geschickt, um dem dortigen deutschen Priester, der viel zu tun hatte, zu helfen. Über ein Jahr lang blieb und wirkte er als Priester.

1433 Einführung der Teichwirtschaft.

1433-1507 gehört die Herrschaft den Herren und Frauen Kostka von Postupitz, die sich zu den gemäßigten Hussiten bekennen und wieder Ruhe und Ordnung schaffen.

1436 Friedensschluß, Ende der Hussitenkriege. Das Geschlecht derer von Postupitz fördert die Stadt und ist religiös tolerant; die obere Kirche beim neuen Kloster wird von den Tschechen benutzt, die untere beim alten Kloster von den Deutschen, die sich um 1450 zur Religionsgemeinde der Böhmischen Brüder Deutscher Zunge zusammenschließen. Ihre herausragende Persönlichkeit, ihr Vorsteher Thomas der Deutsche oder Thomas von Landskron, wurde durch seine Reisen berühmt, die er für die Landskroner Brüdergemeinde unternahm. Religiös bedrängte Waldenser aus der Mark Brandenburg bewog er, ins Landskroner Gebiet zu ziehen und sich der Brüderschaft anzuschließen. Dadurch wurde das Deutschtum der Stadt gestärkt (1480). Bekannter machte ihr Priester Michael Weiße die Brüdergemeinde durch "Ein New Gesengbuchlen" in deutscher Sprache, das er 1531 herausgegeben hat. 157 Lieder enthält es, ist also weit umfangreicher als alle bis dahin erschienenen deutschen Gesangbücher. Es ist auch das erste durchgängig nach seinem Inhalt gegliederte Gesangbuch. Nicht weniger als 4 vollständige Nachdrucke zählen wir in den Jahren 1538-1540 allein in Ulm. Heute noch werden Lieder aus diesem Gesangbuch gesungen, denn Luther, der mit Weiße bekannt war, hatte von ihm für sein eigenes evangelisches Gesangbuch 11 Lieder übernommen und sagte, Weiße sei ein trefflicher Poet. So wirkte sich der Landskroner Geist auf die deutsche Reformation und auf die Geschichte der deutschen Dichtung aus. Nach dem Ableben von Weiße wurde 1538 durch sein Landskroner Dichterschüler ein weiteres Gesangbuch herausgegeben. Der in Bayern geborene Bruder Nikolaus wurde Nachfolger von Weiße.

Um 1490 Die Bewohner der Stadt sollen zu Kriegsdiensten nicht herangezogen werden, dafür aber an der Kriegssteuer teilnehmen.

1507-1588 Durch Heirat gelangen die Herren von Pernstein in den Besitz der Herrschaft. Sie waren dieser Herrschaft sehr wohlwollend gesinnt und gewährten eine Reihe wertvoller Privilegien, die Landskron wachsen und gedeihen ließen; eine ganze Reihe von Schenkungsurkunden erhärtet dies. Sie förderten auch die Brüderbewegung.

1507 verzichtet der Grundherr auf das Heimfallrecht - darunter verstand man das Recht der Grundherrschaft, das Nachlaßvermögen jedes kinderlos Verstorbenen einzuziehen und gegebenenfalls für die Witwe aufzukommen - d.h., jeder besitzt nun das Recht, über sein Vermögen nach Gutdünken zu verfügen, seine Erben zu bestimmen. Die Stadt erhält das Privileg, die Mauteinnahme (Wegesteuer) von der halben Meile auf eine Meile im Umkreis auszudehnen. Erstes Auftreten einer Zunft, der Tuchmacherzunft. Die Zunftartikel verlangten einen ehelich geborenen Lehrling, der Geselle mußte sich sich eines löblichen Lebenswandels befleißigen. Um Meister werden zu können, hatte er mindestens ein Jahr auf die Walz zu gehen, danach ein Jahr in der Stadt zu arbeiten, sein Meisterstück zu machen, bei der Aufnahme in die Zunft ledig zu sein, als Zunftangehöriger sich in Kürze zu verheiraten und eine eigene Behausung zu erwerben. Wer ein verstorbenes Zunftmitglied nicht mit zu Grabe geleitete, setzte sich einer Strafe aus. Für Witwen und Töchter mußte gesorgt werden, die Söhne hatten ein Gewerbe zu erlernen. Bei Feuer- und Wassergefahr mußte jede Hilfe geleistet werden; fremde Waren und solche von Pfuschern wurden für das Spital beschlagnahmt. Das Gewerbegesetz vom 1.5.1860 beendete dieses Zunftwesen. Nennung des alten Schlosses. 1514 wird der Wochenmarkt von Dienstag auf den Samstag verlegt.

1518 wird das Schloßgeld (Haussteuer) festgesetzt und soll später trotz anwachsender Zahl der Häuser nicht geändert werden.

1536 schenkte Johann von Pernstein den Bürgern den Stadtwald, unseren Bürgerwald, und erlaubte, bei der Ratswahl und am letzten Fastnachtssonntag Hasen und Rehe darin zu jagen; 1562 auf das ganze Jahr und auf Füchse ausgeweitet.

1542 verkauft der Jude Luzar sein Haus in Landskron, da die Juden nach Polen fliehen müssen.

1547 Feuerglocke angeschafft.

1551, 1552, 1553 sind die ersten in Stein gehauenen Jahreszahlen. Sie befinden sich im Kaufmannshaus Heider am Stadtplatz mit deutscher Inschrift. Obwohl die tschechischen Besatzer unserer Heimat veranlaßten, alle amtlichen Schriftstücke tschechisch zu fertigen, desgleichen die Inschriften an öffentlichen Gebäuden - wie später bei den Rathausportalen - bediente sich der einzelne Bürger weiterhin seiner althergebrachten Muttersprache, des Deutschen. Die Zunftordnungen wurden ebenso deutsch abgefaßt.

1561 Landskron erhält das Große Amtssiegel in Silber und das Recht, mit rotem Wachs zu siegeln. Die Innenstadt zählt 147 Häuser, die Vorstädte 232.

1566 Treffen aller Ältesten der Bruder-Unität in Landskron, um ein Bittgesuch an den Kaiser zu beraten wegen zunehmender Verfolgungen.

1567 Erleicherung der Robot: die Bewohner der Vorstädte dürfen nur noch zum Putzen und Fegen des Mühlgrabens und zum Besäen eines dem Meierhofe zugehörigen Vorwerkes herangezogen werden.

1568 Unter Verzicht auf eine eigene Brauerei erteilt der Grundherr der Stadt das Recht, für sich und 14 Dörfer Bier zu brauen und auszuschenken. 76 brauberechtigte Häuser bestehen in Landskron seit der Stadtgründung.

1570-83 Mission in Landskron.

1584 Besondere Mission aus Olmütz.

1580 Baubeginn des stattlichen Rathauses in der Mitte des Stadtplatzes, sein Turm wird 1582 begonnen.

1581 erhält die Stadt eine Salzniederlage; die Bewohner der ganzen Herrschaft müssen hier ihr Salz kaufen.

1583 wird das Rathaus frei; es darf nach eigenem Gefallen der Stadt verwendet werden als Salzniederlage, zu Wein- oder Bierschank, und die Gewölbe und Kammern können verpachtet werden.

1586 77 Häuser der Innenstadt eingeäschert.

1588-1622 gehört die Herrschaft den Herren Herzain von Haraß. In diese Zeit fallen zwei Bauernaufstände.

1596 endet die Liste der Hauptleute von Landsberg; die Burg wurde aufgegeben.

1601 entsteht das Portal des alten Schlosses mit den Wappen darüber.

1617 begabt der Herr seinen Diener Simon Skerle mit Haus, Garten und einer Mühle, der Skerlemühle.

1615 und 1621 brannten große Teile der Innenstadt ab.

1622-1789 bzw. 1848 Landskron unter der Herrschaft der Fürsten von und zu Liechtenstein. Das Schloß wird Sitz des liechtensteinischen Waffenoffiziers und der liechtensteinischen Ämter. Herrschaftsverwalter sind die Amtmänner und Oberamtmänner. Das Meierhofwesen und die Forstwirtschaft blühen auf.

1622 Die gesamte Bürgerschaft wurde entwaffnet. Das Haus Liechtenstein führte den Katholizismus wieder ein.

Zu Pfingsten 1622 verursachten Liechtensteinische Dragoner einen Brand, der die ganze Innenstadt einäscherte. Da sie fürchteten, zur Verantwortung gezogen zu werden, besetzten sie die Stadttore und ließen niemand passieren. Von den umliegenden Dörfern strömten die Bauern herbei und wollten die Dragoner für ihre Untat büßen lassen. Als dies die Soldaten erfuhren, zogen sie sich ins Schloß zurück und verschanzten sich darin. Sie versperrten die Stadttore und Pforten, verbarrikadierten sie, besetzten sie mit Wachen und waren entschlossen, sich zur Wehr zu setzen. Obwohl die Bauern bereits die Tore einzuschlagen begannen und schon bis zum 2. Tore vorgedrungen waren, wurden sie von hier durch die Soldaten vertrieben, da sie nur mit leichten Waffen ausgerüstet waren. Die Dragoner zündeten nun noch das Brüder-Bethaus in der Vorstadt an, wobei weitere 5 Häuser in Flammen aufgingen. Jetzt aber trieb die Dragoner ihr schlechtes Gewissen und die Furcht sehr rasch davon, hatte doch die wütende Bevölkerung selbst den vermittelnden Amtmann vom Pferd gerissen, sodaß er nur mit Mühe entkommen konnte, sein Begleiter jedoch war erschlagen worden. Landskron ging sämtlicher Privilegien verlustig, die freie Ratswahl wurde verweigert, die Hochgerichtsbarkeit abgesprochen. Sie wurde einem Fürstenrichter übertragen, der den Dorfrichtern gleichgestellt war und der dem liechtensteinischen Hauptmann die Rechtsfälle vorzutragen hatte. Der Bürger wurde dem untertänigen Bauern gleichgestellt; er wurde auch robotpflichtig.

1623 wurden alle evangelischen Prediger und Schulmeister vertrieben. 2 Jesuiten hatten wenig Erfolg: nach zweijähriger Tätigkeit betrug die Zahl der Übergetretenen nur 5 plus 20 Brautpaare, die sonst nicht hätten heiraten dürfen.

1625 löst ein weltlicher Seelsorger die Jesuiten ab.

1626 erläßt der Fürst eine Verordnung: 1. Allen denjenigen, welche sich auf keinerlei Weise bequemen wollen, die katholische Religion anzunehmen, wird alles Gewerbe, Handel etc. verboten. 2. Wird einem jeden verboten, in seinem Haus zuzulassen, daß darin gepredigt, getauft, die Ehe bestätigt oder jemand copuliert werde und das bei 100 Gulden Strafe. Und wer diese zu erlegen nicht imstande ist, soll 1/2 Jahr im Gefängnis sitzen. Desgleichen, wer einen evangelischen Prädikanten bei sich bleiben läßt, der soll alle seine Güter und das Leben verlieren. 3. Es soll der ordentlich katholische Pfarrer keinen unkatholischen Verstorbenen zum Begräbnis begleiten, die Kirch- und Begräbnisgebühren sollen nichtsdestoweniger bezahlt werden. 4. Wenn jemand an den kath. Festtagen etwas arbeiten, führen oder verkaufen würde, der soll ins Gefängnis gelegt und nicht früher freigelassen werden, bis er 10 Gulden Strafe erlegt. 5. Wenn jemand zur Zeit der Messe in einem Wirtshaus sich befinden sollte, soll er mit Arrest belegt und solange aufgehalten werden, bis er 10 Gulden gegeben. Der Gastwirt aber soll doppelt soviel zahlen. 6. Wenn jemand einen kath. Pfarrer seine Predigt, Worte, Gebärden und also auch ein kath. Gottesdienst verspottet, desgleichen, wer in seinem Hause ketzerischen Gottesdienst halten ließe, der soll verbrannt, seine Güter aber konfisciert werden. 7. Wenn jemand ohne Bewilligung des Erzbischofs an verbotenen Tagen, Freitagen oder Samstagen Fleisch essen sollte, verfällt er einer Strafe von 10 Gulden. 8. So ein Hausvater an Sonn- und Festtagen nicht zur Messe kommt, soll er jedesmal, wenn er ausbleibt und wohlhabend ist, 1 Pfund Wachs, wenn er arm ist, 1/2 Pfund geben. 9. Die jungen Leute sollen in allen Städten und Dörfern aufgezeichnet werden. Wer irgendwo seine Söhne in unkath. Schulen hat, der soll sie bis zum Allerheiligenfest wieder von dort wegnehmen, bei 50 Gulden Strafe für die Reichen, bei 30 für die Armen. 10. Wer im Hause heimlich die Jugend lehrt, dem soll alles weggenommen werden und vom Schergen zur Stadt hinausgeführt werden. 11. Keines Menschen Testament soll gültig sein, der nicht kath. ist. Ein Unkatholischer soll nicht die Freiheit haben, ein Testament zu machen. 12. Es sollen hinfüro keine Jünglinge zu keinen Handwerkern zugelassen werden, es sei denn, sie haben die kath. Religion gelernt. 13. Wer von Gott und der hl. Jungfrau und den Heiligen, wie auch von Kirchenbräuchen und vom glorreichen Österreich etwas unziemendes redet, oder hersaget, der soll ohne alle Gnade gestraft werden und seine Güter verlieren. 14. Wenn ein Bürger zum Nachteil der kath. Religion an oder in seinem Hause etwas gemacht hätte, derselbe soll 30 Gulden Strafe zahlen und dieses sogleich tilgen lassen. Bei Kirchhäusern soll man an dessen Stelle die Gedächtnis des gekreuzigten Christi oder kath. hinsetzen lassen. 15. Wo die Armen in den Spitälern bis zum ersten Allerheiligen sich nicht bekehren wollen, sollen sie aus demselben hinausgestoßen und keine anderen als kath. aufgenommen werden. Die Liechtensteinischen Beamten und die in Landskron liegenden Soldaten jagen die Bevölkerung in die Kirche zu den gottesdienstlichen Handlungen und setzen die Widerspenstigen ins Gefängnis. Die Bekehrung des Weibervolkes sei noch besonders nötig, da es störrisch am alten Glauben festhalte.

1628 folgte das Glaubenspatens: Es soll jeder Bürger und Untertan aus der Stadt und den Dörfern der Herrschaft Landskron mit Weib, Kind und Gesinde, und überhaupt jede einzelne Einwohner niemand ausgenommen, unverzüglich der kath. Religion beitreten. Wer dies nicht tun will, soll im Laufe von 6 Wochen seinen Grund und Boden verkaufen und auswandern, wohin es ihm beliebt.

1629 zählt die Stadtpfarrei 3530 Katholiken, 177 Andersgläubige und 1900 Kinder.

1631 verpflichtet sich der Stadtrat, keinen in der Stadt zu dulden, der nicht von Herzen der kath. Religion zugetan sei.

1633 legten alle die Beichte ab und kommunizierten. Nun erhielt die Stadt ihre Privilegien zurück. Die wegen ihrer Religion Entlaufenen gründen Rixdorf, das spätere Berlin-Neukölln. Die erhaltene bekannte Tanzmelodie "In Rixdorf ist Musike" geht auf sie zurück. Die beiden Gemeinden, die Innenstadt und die 2 Vorstädte werden wieder vereinigt und haben auch wieder nur ein Gericht.

1628 Erster genannter liechtensteinischer Fürstenrichter C. Hanus. Dieses Amt verschwindet noch im selben Jahrhundert wieder.

1629 entsteht das fürstliche Bräuhaus.

1630 bewilligt der Fürst 100 Gulden jährlich zur besseren Erhaltung von Kirche und Schule.

1634 suchten kaiserliche Kriegsvölker von Schlesien her das Landskroner Gebiet heim und plünderten. Handel und Verkehr stockten.

1637 kam Graf Schwarzenberg mit 18 Kompanien Reitern.

1638 erhält die Schmiede-, Schlosser-, Büchsenmacher-, Büttner- und Wagnerzunft ihre Privilegien in deutscher Sprache verliehen.

1639 Vergeblicher Versuch der Schweden, Landskron zu überrumpeln, sie schießen aber ein paar Häuser im Krottenpfuhl zusammen.

1643 drangen im Juni 1500 schwedische Reiter in Landskron ein, plünderten, nahmen auch den Dorfbewohnern, die in der Stadt Schutz gesucht hatten, ihre Habe, beluden damit deren Wagen und fuhren alles davon. Einige Männer mußten auch noch das geraubte Vieh treiben helfen. Bald suchten kaiserliche Truppen die Stadt heim. So ließen die Schweden ab Juli eine Besatzung von 60 Mann in der Stadt, von denen die Bürger sogleich erpreßt wurden. In Thomigsdorf wurden der Sohn des Erbrichters und 2 Bauern tödlich verwundet, als sie verhindern wollten, daß Vieh weggeführt werde. Die Bauern von Adlerdörfel erschlugen einen und vertrieben die anderen schwedischen Reiter, die versucht hatten, Pferde zu nehmen. Die Kaiserlichen hatten einen Posten in Sichelsdorf. Durch diese Sachlage entwickelte sich in unserer Heimat ein richtiger Kleinkrieg. Von Sichelsdorf aus drangen 300 Kroaten in die Vorstadt ein, beschossen die Basteien am unteren Tor, konnten aber keinen Sturm wagen, da sie zu kurze Sturmleitern besaßen. Kurz darauf trafen die Kaiserlichen mit 6 Kanonen ein, mußten jedoch nach Verlust von 14 Mann wieder abziehen. Die Schweden verließen Landskron. Die Kaiserlichen erzwangen erst Einlaß in die Innenstadt, als sie begannen, das obere Tor anzusägen. Die Furcht war begründet. Die Kaiserlichen plünderten; sogar die Kirchenglocken mußten ausgelöst werden, auch die Dörfer mußten sich loskaufen. Die Menschen wurden drangsaliert. Die ganze Stadt war mit Kriegsvolk überfüllt, dazu mit Vieh, das für die Söldner mitgetrieben werden mußte. Die Soldaten nahmen nicht nur das Getreide, sie zerstörten auch die Mühlen. Die Bevölkerung atmete bei deren Abzug im Oktober trotz Hungersnot auf, leider wieder nur für kurze Zeit. Im Jänner folgenden Jahres lagen 3 Regimenter im Landskroner Gebiet im Winterquartier. Das ganze Jahr über erfolgten Truppendurchmärsche. Die Kaiserlichen zogen am 1.7.1647 ab. Wenig später begehrten 200 schwedische Reiter Einlaß in die Stadt. Sie steckten die Stadttore in Brand, ließen die Zugbrücken herab, drangen ein, raubten und verwüsteten alles derart, daß im Rathaus keine Türe oder Truhe ganz blieb; Kirche und Bürgerhäuser erlitten das selbe Schicksal. Mangels einer bekannten Ratsperson, setzten sie 3 alte Leute ins Gefängnis, um für deren Freilassung eine hohe Geldsumme erpressen zu können. Schanzknechte und dauernde Geldzuweisungen wurden verlangt. Nach einem kurzen Zwischendrama durch die Kaiserlichen erschienen am 7.1.1648 neuerdings die Schweden auf dem Schauplatz. Sie zündeten eine Reihe Höfe in der oberen Vorstadt an. Einmal führten sie 40 Pferde, 419 Rinder, 1341 Schafe, 53 Schweine und 59 Ziegen fort. Der Stadt waren auch 2 Geschütze aus Messing genommen worden. Die Feuersbrunst vom 9.7.1645 hatte die Pfarrkirche, das Schloß, den Meierhof und 13 Häuser in der Vorstadt verzehrt. 3 Glocken und das Uhrwerk waren zerschmolzen, 3 Altäre und die Orgel wurden zerstört. Die Stadt war durch die Kriegsdrangsale verarmt. "Das währte alles so bis zum Monat November" teilt der Landskroner Chronist mit, "da dann der längst ersehnte heilige Friede zu erblühen und verkündet zu werden begann und der allmächtige Gott das schwere schwedische feindliche Joch gütigst von uns zu nehmen geruhte." Aus diesem Anlaß sollen die Hertersdorfer Bewohner, der Sage nach, ein Fichtenbäumlein gepflanzt haben, das noch 1945 als mächtige Fichte im Schönhengster Land bekannt war.

1652 schickte der Rat die beiden Ratsmänner Brutmann und Schindler mit einem offenen Brandbrief in die angrenzenden Herrschaften, für Landskron zu sammeln.

1654 ist laut Steuerrolle in der Stadt Landskron noch ein Viertel aller Anwesen zerstört. Die Einwohnerschaft des Landskroner Gebietes war fast auf die Hälfte herabgesunken. Aus religiösen Gründen sollen nur 14 entlaufen sein, wie der Landskroner Dechant meinte.

1660 bringt man auf dem Rathausturm wieder Uhrglocken an.

1667 Letzter tschechischer Eintrag im Stadtbuch.

1674 Erstmals ein Wundarzt genannt. Als fürstliche Beamte sind verzeichnet: ein Herr Hauptmann, Rentmeister, Burggraf, Kastner (er verrechnete das Getreide), Waldbereiter (ihm unterstand das Forstwesen), Kontributionseinnehmer, Hofinder, Torhüter, Hopfenmeister, Fischmeister, Röhrenmeister, Gärtner und Fürstenrichter; ihnen standen Gehilfen zur Seite.

1676 wird das fürstliche Branntweinhaus errichtet.

1680/81 Landskroner Pestjahre. Alle Priester und viele Vornehme wurden dahingerafft.

1683 Die Verhandlungssprache der Ratsherren ist wieder deutsch allein.

1684 entsteht die rund 7m hohe Pestsäule auf dem Landskroner Stadtplatz. Eine Böhm.Trübauerin wird auf der Landskroner Richtstätte wegen eines Verbrechens durch das Schwert gerichtet. Das Scharfrichteramt, zu dem ein eigenes Haus gehörte, ging vom Vater auf den Sohn über.

1688 Da ein Wildenschwerter wegen Diebstahls zur Hinrichtung verurteilt worden war, mußte der baufällige Galgen renoviert werden. Man überliefert uns: Die Maurer- und Zimmerleute wurde für diese Arbeiten ausgelost und in feierlichem Zuge begab man sich auf der Michelsdorfer Straße zum Richtplatz. Voran schritt der Herr Stadtrichter Wenzel Dürrer im schwarzen Mantel zwischen zwei Ratsherren. Es folgte der Stadtwachtmeister mit den Spielleuten und einer Eskadron von ungefähr 30 bewaffneten Alten Bürgern und die Stadtfahne. Nun ging der Herr Fürstenrichter in schöner Ordnung mit den Herren Stadträten und Gemeinderepräsentanten samt den Zunft- und anderen Meistern des geschänkten Handwerks, alle insgesamt mit Mänteln bedeckt. Es folgten die Maurergesellen und Polierer mit einem Schaff angemachten Malter und anderem ihnen nötigen Handwerkszeug, desgleichen die gesamten Zimmerleute und nötigen Handlanger. Die Zimmerleute trugen ihre Bandhacken auf den Schultern, in gehöriger Ordnung. Darnach kam wieder ein Zug von etwa 30 bewaffneten Jungen Bürgern und den Schluß machte die damalige Schuljugend in gehöriger Ordnung. Als man nun dergestalt unter einem großen Zulauf des Volkes, von allen Seiten gedrängt, bei der Gerichtsstätte angekommen war, erschien auch der Herr Oberamtmann. Dann hielt der Herr Stadtschreiber (Syndikus) an das Volk und besonders an die Schuljugend eine bewegende kurze Ermahnungsrede und die ausgelosten 7 Maurer- und 7 Zimmerleute schritten an ihre Arbeit. Der Herr Fürstenrichter hat dann mit der Abbrechung und Niederlegung eines Steines und Führung eines Hiebes mit der Bandhacke an die Eichen den Anfang gemacht und der Herr Amtsbürgermeister, der Stadtrichter und der Primator und viele anwesende alte und junge Meister, besonders aber die Schuljugend folgten nach. Der Galgen selbst war ziemlich groß und bestand aus vier gemauerten Säulen, in der Mitte war ein Pfeiler bis unter die Balken aufgemauert, über dem die Tramen kreuzweis lagen und mit nur wenig Ziegeln darüber übermauert waren. Nachdem die nötigen Ausbesserungen geschehen waren, ließ man 7 wohlbewährte Männer als Wache draußen und der Zug bewegte sich nun endlich in der vorigen Ordnung, nämlich mit der Schuljugend voraus, zurück zum Rathaus, allwo man den mitanwesenden Bürgern und Nachbarn aus der Gemeinderenten ein Faß Bier zum Besten gab. In früheren Jahrhunderten hielten unsere Vorväter beim Roten Kreuz - die damalige Michelsdorfer Straße führte dran vorbei - Gericht, hier hatten sie Ding. Rotes Kreuz heißt Rechtskreuz, vom althochdeutschen ruot, Recht. Das heutige Gewand der Richter erinnert noch an die Zeit, als mit Mantel und Hut außerhalb der Stadt beraten und gerichtet werden mußte; gleich wie das Wetter wurde, eine einmal begonnene Verhandlung mußte zu Ende geführt werden.

1696 verschied der Landskroner Dechant Wenzel Franz Zimprich und hinterließ eine Stiftung zur Erbauung der jetzigen Annakirche, die 1700-1705 entstand.

1697 kamen die Augustiner-Chorherren wieder nach Landskron zurück. Sie besetzten die Dekanalkirche und die Spitalkirche. Sie gründeten kirchliche Korporationen und Bruderschaften, sie schafften Kirchenfahnen an und lassen eine große Anzahl von Statuen aufstellen.

1698 erneuern die Scharfschützen ihre Gesellschaft. Der Fürst zeichnete sie mit einem silbernen Wappenschild aus, das dem jeweiligen Schützenkönig umgehängt wurde. Musik geleitete ihn nach Hause. Die Schießstätte lag beim unteren Tor in den Schanzen, in den Wallgräben. Man lud die Schützen auch zur Jagd nach schädlichen Tieren ein. Vorarbeiten zum barocken Neuschloßbau auf dem Schloßberg. Dem bau- und kunstbeflissenen Fürsten Johann Adam Andreas hatte Landskron so sehr gut gefallen, daß sein gewaltiges sechsgeschossiges Sommerpalais hier entstehen mußte.

8.6.1699 Baubeginn des fürstlichen Prunkschlosses. Unter Anwesenheit des Fürsten erfolgte die Grundsteinlegung. Die Anlagen zierte ein Teich, der von einer Quelle gespeist wurde; sein Ausmaß betrug rund 55m im Geviert. Der Baumeister Antonio Sala erstellte gleichzeitig die fürstliche Malzdörre (1701).

1705 wird der Bau wegen der Rebellion in Ungarn eingestellt.

1705 Anstelle des alten Pfarrgebäudes entsteht die Propstei (Dechantei).

1708-25.6.1712 Fertigstellung des Lustschlosses, das 1714 ausbrannte, 1718 jedoch wieder eingedeckt werden konnte. Noch zweimal brannte es nieder, bis es 1756 dem Verfall preisgegeben wurde. Nur der südöstlichste Eckturm überdauerte die Zeit. Einstens besaß jedes Stockwerk 14 saalartige, große Zimmer.

1714 Brückenbau über den Johannisbach beim Untertor.

1715 wird die wegen der Pest abgeriegelte Mähr.Trübauer Bevölkerung auch von den Landskronern mit Lebensmitteln versorgt.

1717 erhält die Schützengesellschaft vom Fürsten eine neue Fahne aus weißer und grüner Seide mit einer stark vergoldeten Krone der Stadt als Spitze. Die Kavallerie von Rittmeister Defour überwintert nach den Türkenkriegen in Landskron.

1720 Die Straße von Gabel über Landskron und Mähr.Trübau weiter ist als Königsweg geplant.

1723 erscheint erstmals in Landskron der Syndikus, ein geprüfter, besoldeter Jurist. Am Stadtplatz entsteht der obere Wasserkasten. Herr Pfarrer F.K. Kormauth schafft durch seine Stiftung die Möglichkeit, von den anfallenden Zinsen arme studierende Landskroner zu unterstützen.

1725 In Landskron wiederum starke Einquartierungen von Kavallerie. Das Zunftwesen hat seinen Einquartierungen überschritten. Dagegen beginnt das Handwerk sich in den Dörfern zu entwickeln, in der Stadt das Faktorwesen.

1728/29 leitet ein Landeskroner Maurermeister den Wiederaufbau der kunstgeschichtlich interessanten Mähr.Trübauer Kirche.

1733 emigrieren 70 Angehörige der Brüdergemeinde aus der Herrschaft Landskron.

1738 Bauernaufstand

1741 Im Schlesischen Krieg schloß sich bei Landskron die preußische Armee unter Dessau der schlesischen Armee unter Feldmarschall Graf Schwerin an. Das Regiment Graf Götz ist den ganzen Winter über einquartiert.

1742 Den Preußen folgten österreichische Truppen, ihnen wiederum Preußen, die dann von Panduren verdrängt wurden. Die Bürger bauen zur städtischen Brauerei ein neues Malzhaus.

1751 Kaiserliche Kürassiere sind in Landskron ein Jahr lang einquartiert. J.C. Artzt errichtet eine Stiftung für eine täglich um 10 Uhr zu lesende Messe.

1754 entsteht die Kaiserstraße nach Leitomischl.

1756 Im Siebenjährigen Krieg plündern und rauben preußische Husaren und verlangen Brandschatzung.

1758 Generalfeldmarschall Laudon hält sein Hauptquartier im Landskroner Schloß, 6000 Mann lagern bei Sichelsdorf. Die Augustiner Chorherren müssen endgültig nach Olmütz ziehen. Der Fürst erklärt sich als Patron der Kirchen und Schulen. Nach dem Krieg läßt sich das Steinmetzengeschlecht Hahn aus Hessen (Kassel) in Landskron nieder.

1767 Die steinerne Brücke in der Lukauer Straße entsteht.

1769 Die Strafverfolgung geschieht nun von Staats wegen.

1771 Die Häuser werden mit Nummern versehen, in Landskron getrennt nach Stadt, Sichelsdorfer Vorstadt und Michelsdorfer Vorstadt. Auch in Landskron wirkt sich das schreckliche Hungerjahr aus. Die armen Leute bereiten aus Mehlstaub und Kleie Brot.

1781 Die Reformen Kaiser Josephs II. heben die Leibeigenschaft auf, beseitigen den Zunftzwang und gewähren Religionsfreiheit. Vom ganzen Schönhengstgau melden nur 40 Tschenkowitzer ihrem Erbrichter, daß sie evangelisch seien; sie hatten ihrem Glauben bisher im geheimen angehangen. Josef Ohnsorg erster Gemeinderichter. Er wird 1787 vom Kaiser mit einer silbernen Ehrenmedaille ausgezeichnet.

1784 Neue Rathausturmuhr; die alte an Sichelsdorf verkauft.

1785 Erster Polizeikommissär ist Josef Großpeter.

1788 Die Stadt richtet Ziegelöfen ein.

1789 wird der Weipersdorfer Hof für 26 Familien aufgeteilt und Koburg genannt. Aus dem Wurzelhof entsteht Laudon mit 24 Dominikalgründen. Die Stadt Landskron kauft sich aus der Grundherrschaft frei. Sie ist nun eine freie Munizipalstadt unter fürstlich Liechtensteinischer Schutzherrschaft. Sie hat das Recht, ohne obrigkeitliche Zustimmung Bürger aufzunehmen oder zu entlassen. Gnädig nachgesehen wurden der Bürgermeister- oder Schloßzins, der Hühner-, Eier-, Kuh-, Schulter-, Becken- und Fleischhackerzins. Alle übrigen Abgaben und Verpflichtungen blieben jedoch bestehen. Wie war es dazu gekommen? Nun, der Fürst hatte 1627 von Landskron zu hohe Abgaben genommen, die er nicht zurückzahlen wollte. Vor Gericht war dann der Vertrag zur Erhebung der Stadt ausgehandelt worden. Die Magistratswahl machte Josef Ohnsorg zum 1. Bürgermeister der freien Munizipalstadt Landskron. Fürstl. Oberamtmann war Franz Johann Rieder. Im Landskroner Meierhof entsteht ein Saatgutspeicher.

1790 Die Tortürme für das obere und untere Tor und ein Teil der starken Stadtmauern werden abgetragen. Die Mädchenschule ist ein dem erneuerten Gebäude neben dem Schloß, die Knabenschule im Rathaus.

1792 wird Landskron Garnisonsstadt einer Kompanie des k.k. Infanterieregiments Colloredo. Auf Wunsch der Offiziere wird 1801 die Hauptwache gebaut.

1794 errichtet Christian Polykrap Friedrich Erxleben die erste Apotheke.

1800 Die Schützengesellschaft stellt 9 Freiwillige für Erzherzog Carl. Erxleben verstand es, das 1793 angeheiratete Vermögen der Landskroner Fabrikantenfamilie Pernikarsch zu vermehren und besitzt nun eine Leinwand-, Leinwandtücheln- und Kattundruckerei, Leinwand-, Tischzeug- und Creasweberei, Färberei, ein Bräuhaus und 51 Fässer, Branntweinbrennerei auf 8 Kessel, einen Maststall mit 120 Stück Hornvieh und doppelt so viel Borstenvieh, eine große Zahl von Pferden, Salpeterplantagen, eine sehr ausgedehnte, bedeutende und rationell betriebene Musterlandwirtschaft, eine Brettmühle und Walkmühle (1800), einen botanischen Garten, in Prag eine Rostmange und in Wien eine Niederlage seiner Erzeugnisse.

1804 stellt die Stadt den ersten Arzt an, Med. Dr. Franz Riedel.

1807 Das Franzikuskirchlein erstellt. Das erste Schnittwarengeschäft eröffnet seine Tür.

1808 2 Kompanien Feldjäger kommen nach Landskron und verstärken sich auf 6 Kompanien.

1809 Aus dem Landskroner Gebiet wird die Landwehr auf 6 Kompanien vermehrt. Das von Chotzen kommende rebellisch gewordene Landwehrbataillon wollte das Schloß in Landskron stürmen, wurde aber durch die Landskroner Scharfschützen im Verein mit der Bürgermiliz und dem Forstpersonal entwaffnet. Nach der Schlacht bei Aspern - Erzherzog Carl schlug Napoleon - nahm die Große Armee ihr Hauptquartier in Landskron. K.k. Freikorps lösten sie ab, im Juni das Armeekorps des Fürsten Hohenzollern.

1811 22 Häuser und das Franziskuskirchlein brennen ab, können aber bereits im Jahr darauf wieder aufgebaut werden. Herr Erxleben gewährte u.a. 2000 Gulden zur Unterstützung.

1812 lieferten sich napoleonische und österreichische Truppen ein kleines Gefecht auf dem Gebiet der mitteleuropäischen Wasserscheide am obersten Ende von Ober Johnsdorf.

1813 Ch. Erxleben erhält die große goldene Ehrenmedaille mit der goldenen Kette. Erstmals tritt für die Landskroner, Trübauer und Zwittauer Bevölkerung der Name Schönhängstler auf.

1814 die neue Schießstätte in einem alten Ziegelschlag erstellt.

1817 entsteht in Landskron eine staatliche Leinwandeinkaufsstelle auf Befehl der k.k. Hofkammer in Wien. Die Militärverwaltung überträgt dem Manufakturenbesitzer Erxleben die Leitung des Einkaufs.

1818 Prof. Schwarz führt den Grammatikunterricht ein. 1. Pragmatikalklasse.

1820 findet eine feierliche Schulprüfung statt.

1822 besichtigt Erzherzog Franz Karl das Unternehmen Erxleben.

1825-27 läßt Herr Josef Langer mit Ehegattin Anna und Sohne Johann die St. Magdalenenkirche in reinem Empire erbauen.

1827 Die Hälfte des Stadtplatzes gepflastert.

1828 Die Stadtmaut fällt weg.

1829 Straßenbau Landskron-Zwittau.

1830 Das Rathaus wird ausgebaut.

1831 Das Badhaus mit Gastwirtschaft eröffnet, desgleichen der Saal Zum Blauen Stern am Stadtplatz, der nun Treffpunkt für Gesellschaften und Bälle ist, wozu vordem das Kratschenirtshaus auserkoren war.

1834 26 Scheunen hinter der Annakirche gingen in Flammen auf.

1835 Die Gemeinden werden verpflichtet, Gemeindegedenkbücher zu führen.

1836 Stadtverschönerungskommission gebildet. K.k. Postbriefsammlung in Landskron eingerichtet und 1837 in ein Postamt umgewandelt.

1837 Die Stadt zählt 4713 Einwohner. Der Park bei der Schießstätte angelegt.

1838 Die Familie Pernikarz stellt die Erbpostmeister, bis 1899, danach staatl. Postamt.

1839 Die Schützengesellschaft erstellt eine uniformierte Schützenkompanie. In der Spiritusbrennerei Pernikarz-Pirkl steht der erste Dampfkessel.

1842 Die Tormaut wird aufgehoben. Die Annagasse wird gefplastert. Als erste Eisenbahnstrecke in unseren Heimatländern wird die Kaiser Ferdinand-Nordbahn von Prag über Triebitz, Rudelsdorf, Landskron-Sichelsdorf nach Olmütz zur Verbindung nach Wien gebaut und 1845 in Betrieb genommen (1933 zweigleisig). Das zweite Eisenbahntunnell auf dem europäischen Festland wird 1842-45 zwischen den Stationen Triebitz und Rudelsdorf gegraben. Fachleute bezeichneten diesen Bau als den kühnsten und schwierigsten des Staates, denn es gab Tage, an denen der ganze Fortschritt streckenmäßig nur 1cm betrug.

1845 Am 20.8. eröffneten die Lokomotiven Olmütz und Prag mit den erzherzöglichen Ehrengästen Franz Karl und Josef den Verkehr, der ab 1.9. regelmäßig wurde. Die Fürsten von Schwarzenberg und von Auersberg weilten bereits 3 Wochen vorher in Landskron, um den Empfang seiten der böhmischen Stände zu organisieren. Am 19.8. nachmittags brauste der Zug mit den Gästen in die Station Sichelsdorf ein, wo sich das Schützenkoprs mit Musik und Hunderte von Menschen eingefunden hatten, um die hohen Landesstände, Kirchenfürsten und Großwürdenträger Böhmens in die Stadt zu geleiten. In der Stadt hatten auch die Schützenkorps von Politschka und Leitomischl Aufstellung genommen. Abends spielten 4 Musikkapellen. Am 20. war um 4 Uhr Wecken, um 6 Uhr las der Erzbischof von Prag, Freiherr von Schenk, die hl. Messe, worauf man sich zum Bahnhof begab.

1846 hören wir von der Dilettantenbühne, die zur Installierung des neugewählten Bürgermeisters eine Festvorstellung mit Festprolog darbot.

1847 Bauernunruhen.

1848 Am 7.9. Aufhebung der Robot. Der Landskroner Dr. J. Heinrich Neugebauer ist als Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt gewählt, in den österreicherischen Reichstag der Landskroner Dr. Josef Pawek und in den Landtag Josef Pirko. Die Tschechen nehmen gegenüber den Deutschen eine drohende Haltung ein. In jeder Gemeinde mit mehr als 1000 Einwohnern ist jeder Staatsbürger im Alter von 19-50 Jahren zum aktiven Dienst in der Nationalgarde verpflichtet. Außer Dienst ist jeder Gardist berechtigt, einen Schleppsäbel mit schwarzlackiertem Halteriemen aus Leder zu tragen. Landskron stellte ein Bataillon von 500 Mann auf mit einem Kommandanten und 3 Hauptleuten; eine eigene "Musikbande" gehörte dazu. Säbel und Gewehr mußten selbst gekauft werden. Minderbemittelten half man. Schießübungen erfolgten wochentags auf der Schießstätte. Pater Anton Baier, gest. 1.1.48, hinterläßt eine Studenten- und eine Armenstiftung. In Landskron entstehen Lesevereine.

1849 Landskron bewirbt sich um ein Gymnasium. Erste Briefmarken, erster Telegraph, erste Einkommenssteuer.

1850 Der österreichische Staat wird politisch eingeteilt. Der politische Bezirk Landskron erhielt 59 Katastralgemeinden mit einem Flächenausmaß von 8.3 Quadratmeilen mit 61944 Seelen. Landskron gehört mit noch 10 weiteren Hauptmannschaften zum Kreis Pardubitz. Dem ersten Bezirkshauptmann Graf von Pötting unterstehen die Bezirksämter Landskron und Wildenschwert. Anstelle des Grundherrn als oberster Richter und Gebieter steht der Staat. Er schafft neue Ämter und trennt die politische Verwaltung (k.u.k. Bezirkshauptmannschaft) von der Rechtspflege (k.u.k. Bezirksrichter). Die neue provisorische Gemeindeordnung verlangt die freie Wahl einer neuen Gemeindevertretung, des Gemeinderates und des Gemeindeausschusses (in Landskron 24 Mitglieder). Die Bürger werden in 3 Wahlkörper je nach Steuerleistung eingeteilt, bis 1919. Diese 3 Wahlkörper wählen zusammen den Gemeindeausschuß, der wiederum aus seiner Mitte den Bürgermeister und 3 Gemeinderäte wählt. Zum Wirkungskreis der Gemeinde zählen u.a. die Armen-, Gesundheits- und Straßenpflege, die Verwaltung des Gemeindevermögens und die Ortspolizei. Diese Einrichtung blieb bis 1945 ziemlich unverändert bestehen, hatte sich also fast 100 Jahre bewährt. Die städtische Gerichtsbarkeit hört auf. Die Erbrichter verlieren ihre Aufgaben. Ein 9 Mann starker Gendarmerieposten kommt nach Landskron.

1851 Aufhebung der Nationalgarde.

1852 Aus der Knabenschule entsteht die Hauptschule.

1853 Der Holzgarten angelegt.

1855 Im Landskroner Kirchensprengel sterben innerhalb von 3 Monaten 256 Personen an Cholera.

1856 Großes Schulfest auf dem Schloßberg (später auf der Schießstätte).

1857 besteht in Thomigsdorf eine Bodenverbesserungsgenossenschaft.

1858 erwirbt die Stadt vom Fürsten den Langen und Kurzen Teich und einen Flügel des alten Schlosses, des ehemaligen Klosters, läßt ihn abtragen und erbaut ein modernes Gebäude für die Hauptschule für Knaben und Mädchen und für die dreiklassige Unterrealschule.

1861 Realschule eröffnet; der Fürst spendet der Schule jährlich 100 Gulden. Das Kalkbrünnl wird durch die Einweihung des Denkmals zur Eduardsquelle.

1862 Stadtsparkasse gegründet. Der Weberverein aufgelöst. Die Bäume der späteren Friedhofsallee gepflanzt.

1863 Gründung des Landskroner Turnvereins. Der Gesangsverein veranstaltet einen Ball zugunsten der notleidenden Weber.

1864 Der Landskroner Peter Bibus und der Dittersbacher Erbrichter Vinzenz Kreuziger sind in den Landtag gewählt.

1865 Militär-Veteranenverein gegründet.

1866 Am 23.5. nimmt die 1. Militärbrigade, bestehend aus 2 Infanterieregimentern, einer Division Husaren, dem 2. Jägerbataillon und einer vierpfündigen Feldbatterie, in Landskron und Umgebung Quartier. Der Brigadestabssitz ist Landskron. Beim Meierhof wird ein Exerzierplatz und eine Reitschule eingerichtet. Die Militärmusik spielt auf, auch zu Tanzunterhaltungen. Ein Ulanenregiment kommt dazu. Mit Beginn des deutschen Bruderkrieges rücken weiters an 2 Infanterieregimenter, Hessen und Belgien, eine Eskadron Ulanen und ein Batterie, danach die Brigade Prinz von Württemberg. Das 2. Armeekorps zieht durch Landskron. Die Korps-, Brigade- und Regimentskommandanten bleiben in der Stadt. Die Schulen werden auf unbestimmte Zeit geschlossen; die alte Schule wird zum Spital, die neue zum Transporthaus eingerichtet. 500 Munitions- und Proviantwagen werden zum Exerzierplatz beordert. Das 4. Korps bewegt sich durch Landskron, das 6. folgt. General Graf Thun wohnt bei Benoni (Hotel), Prinz von Württemberg im Weißen Rössel, später Hotel Astoria. 120000 Mann befanden sich in unserer Gegend. Zwei Kommissionen zur Assentierung der jungen militärpflichtigen Männer mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen, denn diese waren in die Wälder entflohen. Nach der Schlacht bei Königgrätz ziehen die Reste der geschlagenen Armeen wiederum durch unsere Heimat. Bürger und Beamte aus Landskron suchen vor den heranrückenden Preußen in Ziegenfuß Zuflucht und vergraben an einem geheimen Ort die Kasse des Steueramtes; aber die Preußen kommen auch nach Ziegenfuß. Das 2. Armeekorps bezieht ein Lager vor der Stadt und vernichtet das Getreide vor seinem Abmarsch. Eine Abteilung Husaren mit 4 Geschützen deckt den Rückzug. Zwischen Rudelsdorf und Thomigsdorf besteht diese gegen preußische Husaren ein Gefecht siegreich. Tags darauf rücken die Preußen in Landskron ein unter General von Blankenburg und unter Reitergeneral von Witzleben. Dem Gardekorps folgt das 5. Korps unter Steinmetz, der ein Herz von Stein gehabt haben soll und dessen Proviantoffizier mit Erhängen, Plündern und Erschießen drohte, wenn nicht jeder Mann sein Pfund Fleisch nebst einer Zuspeise bekäme; Brot und die anderen Lebensmittel waren knapp, auch Tabak und sogar das Salz. In jedem Haus wurden 10-20 Mann einquartiert. Das folgende 6. Korps war wieder einsichtsvoller und freundlicher. Sein General Mutius hatte den Befehl gegeben, die Verproviantierung mit möglichster Schonung der Bevölkerung zu besorgen. Täglich bewegen sich Verwundetentransporte durch Landskron gegen Preußen zu. Freiwillige des österreichischen Regiment Khevenhüller verunsichern als Streifkommando die Nachschubwege der Preußen in unserer Gegend. Deshalb erfolgt die Einquartierung des 6. Landwehrregiments zur Sicherung der Versorgung. Kurz vor und nach dem Friedensvertrag durchziehen Wagenkolonnen unsere Heimat in Richtung Preußen. Die aufgenommenen Schäden von rund 45000 Gulden werden mit nahezu 26000 entschädigt. Der Kaiser von Österreich wird bei seiner Fahrt nach Prag auf dem Sichelsdorfer Bahnhof auf das Festlichste empfangen. Von den in Österreich-Ungarn verliehenen 61 goldenen Verdienstkreuzen erhalten der Landskroner Bürgermeister Josef Niederle eines und ein weiteres der Nieder Johnsdorfer Erbrichter Franz Stangler als Obmann des Bezirksausschusses.

1867 wird eine Kränzchengesellschaft ins Leben gerufen.

1868 Peter Bibus wieder in den Landtag gewählt.

1869 Die Feuerwehr gegründet. 2 Feuerspritzen angeschafft. Telegrafenamt eingerichtet.

1870 erfolgt die Straßenbenennung. Bis 1874 Bau der Bahnlinie Wildenschwert - Mittelwalde.

1871 In der Angerstraße Wasserleitung gelegt. Die k.k. Zigarrenfabrik errichtet.

1872 Erste Drehmaschine in Landskron. Landskrons k.k. Staatsobergymnasium wird mit den unteren 2 Klassen eröffnet. Es ist das erste Gymnasium im ganzen Schönhengstgau, das bis zur Matura, zum Abitur führt. Landskrons Bewohner hatten es nun nicht mehr nötig, ihre Söhne zur weiteren geistigen Ausbildung schon in jungen Jahren in die Fremde schicken zu müssen. man unterstützte und half einander, um dem vordringenden Tschechentum die Stirn bieten zu können. Seit der Besiedlung unserer Heimat hat sich das unbedingt nötige Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Vorfahren, entstanden durch das Roden des Grenzurwaldes, das Anlegen der Orte, das Errichten der Höfe, zu einem sozialen Leben in der Gemeinschaft und für die Gemeinschaft bis in unsere Zeit erhalten. Davon zeugt die Stiftung des Spitals, das die Jahrhunderte überdauerte. Das belegen die Stiftungen verschiedenster Art und ganz speziell die für unser Gymnasium, die Studentenstiftungen.

1874 Errichtung der Fachschule für Weberei im Gemeindehaus. Einrichtung eines Krankenhauses in Landskron, das im Spital untergebracht wird, durch den pensionierten k.k. Oberarzt Dr. Johann Philipp aus Olbersdorf. Er beschenkte es mit seiner Bibliothek und seinen Instrumenten.

1875 Versicherungen werden abgeschlossen.

1876 Das Eichamt wird errichtet.

1878 Der Stadtplatzteich (21x8.5m) wird in ein Wasserreservoir umgestaltet. Gründung der Zeitung Landskroner Wochenblatt.

1881 Denkmal für Kaiser Joseph II. errichtet.

1883 verloren die Deutschen die Mehrheit im Landtag des Königreichs Böhmen.

1885 Am 31.5. Eröffnung der Lokalbahn Landskron-Rudelsdorf.

1887 Vom 14.-22.8. Gewerbeausstellung Landskron.

1893 am 7. und 8.8. in Landskron Hauptversammlung des Deutschen Landes-Lehrervereins in Böhmen.

1894 Erstes elektrisches Licht in Landskron.

1896 Erste Kinovorführung in Landskron.

1898 Viehausstellung mit Prämierung in Landskron.

1899 Wasserleitungen gelegt.

1901 Spitalkirche renoviert.

1903 Das Gaswerk wird errichtet.

1904 Enthüllung des Kriegerdenkmals für 1866. U.a. waren anwesend der General der Kavallerie Prinz Wilhelm zu Schaumburg-Lippe und der kaiserlich deutsche Konsul Graf Hardenberg. Die Landskroner Bürgerschaft hatte für die hier gefallenen fremden preußischen und österreichischen Soldaten und eine Marketenderin dieses Denkmal gesetzt und zum Mittelpunkt eines Parkes erhoben, der auf dem Gelände des ehemaligen 1. Augustinerklosters und späteren Friedhofs neben der Magdalenenkirche gestaltet wurde.

1906 Feuerwehrgauverbandsfest in Landskron.

1909 6.6. Hochwasserkatastrophe in Landskron und Sichelsdorf. Pegelstand des Johannisbaches 4.6m über normal.

1910 Saalbau zur Schießstätte.

1911 Gründung des Bezirksverbandes Landskron des Bundes der Deutschen in Böhmen.

1912 Erster Autobesitzer in Landskron ist der Uhrmachermeister Ignaz Kobsa. Zum 18. Bundesfest des Bundes der Deutschen in Böhmen beleben am 3. und 4.8. Tausende aus den Sudetenländern unsere Heimatstadt. Auf dem idealen Festgelände auf der Schießstätte machten sich erstmals neue Kräfte bemerkbar, die noch Jahre brauchten, um sich durchzusetzen, die nicht nur um die totale Bedrohung des österreichischen Deutschtums, sondern um die Bedrohung des gesamten Deutschtums und der abendländischen Kultur wußten und eine Erneuerung von innen heraus forderten. Antialkoholbewegung und die Jugendbewegung erschienen bei diesem Fest im Festzug erstmals in der Öffentlichkeit und zeigten sich in einer Ausstellung "Schäden des Alkohols". Es erfolgte in Landskron die erste Begegnung zwischen den reichsdeutschen Bestrebungen des Dürerbundes und Werkbundes mit unseren Schutzverbänden. Den Kreisen des Deutschen Reiches wurde gezeigt, daß echte Kultur der völkischen und heimatlichen Bindung bedarf. Auch die im Festzug gestalteten Volksmärchen und Volkssagen waren bahnbrechend für das ganze Land. Auf dem Bundesfest kündigte sich erstmals die Geisteshaltung an, die als Heimatbildung von Landskron aus dem Sudetendeutschtum zwischen den beiden Weltkriegen entscheidende Auftriebe gewährte und es geistig als Volksgruppe formte. Begründung der Schönhengster Sprachinseltage; Tagungen meist in Triebitz.

1913 Kinobau; 408 Sitzplätze, davon 84 auf dem Balkon. Gründung des Schönhengstturngaues. Gründung des Dachverbandes der etwa 140 nichtpolitischen deutschen Vereine im Bezirk Landskron.

1914 Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges beginnt das Absinken der Kinderzahlen, das bis 1929 anhält. Im Verlauf des Krieges: Zeichnung von Kriegsanleihen, Abführung der Kirchenglocken, Einführung von Lebensmittelkarten. In den Schulen werden Teekräuter, Faserpflanzen, Wildfrüchte und Knochen gesammelt. Aus Leinwandresten entsteht Verbandsmaterial. Die Mädchen stricken Handschuhe, Ohren- und Kopfschützer. Man liest nach der Ernte auf den Feldern die Ähren auf. Einige hundert Flüchtlinge aus Galizien sind während des Krieges in Landskron untergebracht. Auch ein militärisches Hilfslazarett befindet sich in der Stadt. Seit Ausbruch des Krieges agitierte der tschechische Universitätsprofessor Th. G. Masaryk (soll ein Schwager des amerikanischen Präsidenten Wilson gewesen sein) im Ausland - unterstützt von seinem Schüler Dr. E. Benes - und erreicht tatsächlich die Anerkennung des noch nicht bestehenden tschechoslowakischen Staates am 30.7.1918 nacheinander durch Italien, Frankreich und Großbritannien. Die USA folgten am 3.9. Am 28.10. rufen die Tschechen ihren Staat aus. Am 29.10. erfolgt daraufhin die Gründung der Provinz Deutschböhmen als Teil des neugegründeten Staates Deutsch-Österreich. In Landskron wird am 1.11. der Deutsche Bezirksnationalrat für Landskron und Umgebung ins Leben gerufen. Er hatte in erster Linie für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen. Er führte die öffentliche Verwaltung durch. Die heimkehrenden Soldaten gründen am 9.11. einen Soldatenrat, der sich die Sorge um die von der Front zurückkehrenden Soldaten aus Landskron und Umgebung zur Aufgabe stellt. Die Stadt unterhält, wie andere Städte auch, auf ihre Kosten eine kleine Truppe, die Volkswehr, die die österreichische Uniform trägt und auf der Kappe eine schwarz-rot-goldene Kokarde hat. Sie leistete nur Wachdienst auf den Bahnhöfen Landskron, Budigsdorf, Sichelsdorf, Rudelsdorf und Triebitz, vor der Landskroner Tabakfabrik, vor Ämtern und anderen öffentlichen Gebäuden. Auch der Zugverkehr wurde in den angeführten Stationen kontrolliert. Am 23.11. landet zur Unterstützung der Landskroner ein österreichisches Militärflugzeug. Die Bahnstation Böhm.Trübau schickt einen Sonderzug mit tschechischen Soldaten nach Landskron. Diese beschlagnahmen das Flugzeug, tragen es auf ihren Schultern zum Bahnhof und fahren es nach Hohenmauth. Am 27.11. besetzt eine Abteilung tschechischer Soldaten in Stärke von 300 Mann, ungeachtet des scharfen Protestes des Landskroner Nationalrates, das Landskroner Rathaus erst, nachdem zwei Landskroner Tschechen versichert haben, daß in der Stadt kein Widerstand zu erwarten sei. Die Soldaten erklären das Rathaus zur Befehlsstation und hissen die tschechoslowakische Nationalflagge. Gleichzeitig besetzen sie alle örtlichen Ämter und die staatliche Tabakfabrik. Die deutschen Richter werden abgesetzt. Der neue Bezirksrichter und auch die neuen Amtsvorstände für die übrigen Ämter waren bereits mit den Soldaten gekommen. Vor dem Rathaustor, bei der Drogerie Kratschmer und an anderen Punkten der Stadt wurden Maschinengewehre in Stellung gebracht. Tschechische Patrouillen durchzogen die Straßen der Stadt. Die Volkswehr wurde kampflos entwaffnet. Der Bürgermeister und weitere angesehene Bürger wurden als Geiseln im Rathaus interniert. Die Bevölkerung verhielt sich ruhig und vertraute auf das Selbstbestimmungsrecht, das im Friedensvertrag berücksichtigt werden sollte.

1919 Am 4.3. war, wie in anderen sudentendeutschen Städten, auch in Landskron eine von allen deutschen politischen Parteien getragene Protestkundgebung gegen die durch die tschechoslowakische Gewaltpolitik erzwungene Ausschließung der Sudetendeutschen von der Vertretung in der deutsch-österreichischen Nationalversammlung. Die tschechische Minderheitenschule Landskron wird in der alten Webschule untergebracht. Die Rechtsverordnung vom 22.4. zum tschechischen Gesetz Nr. 67/19 über Volksbildung beinhaltete für uns Sudetendeutsche sogar eine ungeahnte Hilfe: am Sitz eines jeden Bezirksgericht, also auch in Landskron, war ein Bezirksbildungsausschuß zu bilden, der gegenüber den Gemeinden und gegenüber dem Ministerium als Behörde galt. Er hatte in jedem Orte des Bezirksgerichts einen Ortsbildungsausschuß zu gründen und seine Mitglieder im Einvernehmen mit der Gemeindevertretung zum größten Teil selbst zu ernennen. Jede Gemeinde hatte eine öffentliche Gemeindebücherei einzurichten. Deutscher Kulturverband gegründet, der Deutsche Schulverein war verboten worden. Die Kriegsanleihen müssen entschädigungslos abgeliefert werden.

1920, 4.10. in der Fiebigstraße im Haus Nr. 167 werden Bäume zur Errichtung einer tschechischen Bürgerschule beschlagnahmt. 9.-12.7. Landskroner Wandervogelgautag. 8. und 9.10. allgemeiner Schulstreik wegen der Drosselung des deutschen Schulwesens.

1921 Zweigstelle der Deutschen Bank eröffnet. 8.5. der Zentralverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften Böhmens veranstaltet in der Schießstätte seine Raiffeisentagung; 600 Teilnehmer aus dem ganzen Land.

1922 50-jähriges Jubiläum des deutschen Obergymnasiums Landskron. Sammlungen für das deutsche Studentenopfer. Erster Rundfunkempfang mittels eines selbstgebastelten Kristall-Detektors von Prof. Prantl, Landskron.

1923 Erster Lastkraftwagen in Landskron. In der Nacht vom 1. zum 2.6. erfolgt der von den Tschechen befohlene Abbruch des Kaiser Josephdenkmals. Sammlung für die Ruhrdeutschen.

1924 In Landskron gründet Prof. Dr. Emil Lehmann den Verband für die Heimatforschung und Heimatbildung, Prof. Dr. Alfred Grimm die Abstinenzlerbewegung Jungschar, die zum sudetendeutschen Jugendrotkreuz wird. Am 4.12. werden die österreichischen Geldmünzen aus dem Verkehr gezogen.

1925 Dr. Grimm gibt die Jugendzeitschrift Jungschar heraus und händigt im Kampf gegen Alkohol und Nikotin bis 1938 150000 Versprechenskarten aus. Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Turn- und Sportplatz wird eröffnet, der Jahn-Gedenkstein 1928 enthüllt. Glockenweihe bei St. Wenzel; Patin ist die Gattin des Fürsten Alois von und zu Liechtenstein; beide sind anwesend. Das bereits 1921 geplante Kriegerdenkmal in Landskron feierlich enthüllt. Elektrifizierung in Landskron.

1925-28 wird die Gesellschaft für deutsche Volksbildung in der CSR von Landskron aus geleitet.

1926 Durch die Bodenreform werden die Meierhöfe in Landskron, Lukau und Sichelsdorf, das fürstliche Forstamt in Landskron und der fürstliche Waldbesitz im Bezirk enteignet. Der Meierhof in Landskron und das Ackerland gehen in tschechische Siedlerhände über. Die tschechische Meierhofsiedlung wird geplant und realisiert. Die Landskroner Bezirksverwaltung (1.5 Millionen Kc Schulden) muß mit der tschechischen Wildenschwerter Bezirksverwaltung (15 Millionen Kc Schulden) zusammengelegt werden; die Gesamtlasten müssen gemeinsam getragen werden! Gründung des Vereins zur Unterstützung bedürftiger Schüler des Deutschen Staats-Real-Gymnasiums Landskron. Schüler erhielten aus der Schülerlade Kleider, Schuhe, Geld für Bücher, Ausflüge, Eintrittskarten, Wohnungsmiete. 1928 wurden 183 wöchentliche Freitische von Bürgern gewährt und 19 Mittagessen je Woche vom Verein selbst. Niederschlagsmesser aufgestellt.

1927 Die tschechische Volks- und Bürgerschule gebaut. Die Stadt kauft vom Fürsten das alte Schloß und das Gebäude der politischen Bezirksverwaltung. Enthüllung des Peter-Wurst-Denkmals. Von einem Landskroner Unternehmer wird die Omnibuslinie Landskron-Mährisch Trübau eröffnet und täglich mehrmals befahren; 1931 wird der Linienverkehr bis Brünn ausgedehnt.

1928 werden die Buslinien nach Zwittau, Grulich und Wildenschwert genehmigt. Mänover, Gesang-, Musik- und Theaterverein Landskron führen die Passionsspiele schon das dritte Jahr auf, die von Deutschen und Tschechen aus einem Umkreis von 100 km besucht werden. Die Schönhengster Heimattage mit der Ausstellung Schönhengster Heimatschule finden in Landskron statt, gleichfalls das Gauturnfest. Die Deutschrussin Dr. Johannson hält auf Einladung des Bezirksbildungsausschusses in Landskron einen Vortrag über eine Deutsche Kolonie auf der Krim: 2 Dörfer, die Johnsdorfer und Knappendorfer Dialekt sprechen; die Auswanderung erfolgte 1862.

1929 Fast der ganze Obstbaumbestand durch Frost vernichtet. Von den 900000 Arbeitslosen in der CSR sind 600000 Deutsche. In die böhmische Landesvertretung sind gewählt die Landskroner Franz Krausch (christlich-soziale Volkspartei) und Franz Illner (deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei) und der Lukauer Heinrich Arzt (Bund der Landwirte).

1933 Bachregulierung in Landskron im Zuge der Notstandsmaßnahmen. Im Bezirk 26% Arbeitslose, auch von der Lehrerschaft ist 1/5 ohne Arbeitsplatz. Wie schlecht die Ernährungslage der deutschen Bevölkerung ist, zeigt Tschenkowitz: 1/3 der Schulkinder sind unterernährt. Die schon unter Österreich-Ungarn bestandene deutsche nationalsozialistische Arbeiterpartei wurde kurz darauf behördlich untersagt. Konrad Henlein beginnt, alle Sudetendeutschen in der sudetendeutschen Heimatfront zu sammeln.

1935 muß der Name in Sudentendeutsche Partei geändert werden. Bei den Parlamentswahlen ist sie die stärkste Partei. Deshalb werden die anstehenden Gemeindewahlen auf 1937 verschoben, aber erst 1938 ausgeführt. Forderung nach Autonomie. Tagung des bienenwirtschaftlichen Landeszentralverbandes Böhmen in Landskron.

1936 Verdunklungs- und Fliegerabwehrübungen.

1937 Das Drame "Die Ahnenwiege" von Fritz Kube durch die Schubertbühne unter Hermann Dieffenbacher in Landskron uraufgeführt.

1938 Außer der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei lösen sich alle deutschen Parteien zugunsten der Sudetendeutschen Partei auf oder treten geschlossen über. Bei den Gemeinde- und Bezirksvertretungswahlen am 22.5. erhält die Sudetendeutsche Partei im Sudetengebiet über 90% der Stimmen. 3.8. die Delegation der britischen Regierung unter Lord Runciman trifft in Prag ein, um die Situation zu überprüfen. Ihr Ergebnis: Loslösung der sudetendeutschen Gebiete von der CSR. 14.9. Verhaftungen sudetendeutscher Funktionäre; desgleichen am 24.9.. Am 21.9. unterbreiten der britische und der französische Gesandte gemeinsam der Prager Regierung die Forderung, die sudetendeutschen Gebiete abzutreten. Mobilmachung. Viele Deutsche folgen der Mobilmachung nicht, verstecken sich und bilden den grünen Kader und auf reichsdeutschem oden das sudetendeutsche Freikorps. Die Deutschen müssen alle Waffen abliefern. Das Tragen von Parteiuniformen ist verboten. Die Rundfunkgeräte müssen abgeliefert werden. Die Sudetendeutsche Partei wird verboten, Turnverein und Bund der Deutschen aufgelöst. Allgemeines Versammlungsverbot. Hausdurchsuchungen bei den Funktionären. Verhaftungen. Am 29.9. wird das Müncher Abkommen zwischen den vier europäischen Großmächten von der tschechischen Regierung angenommen. Aber erst am 5.10. ist für uns Sprachinseldeutsche an den tschechischen Hauptverkehrseisenbahnlinien Prag-Olmütz und Prag-Brünn der Anschluß an das Deutsche Reich sicher. Das Landskroner Ländchen zählt zur 10., zur letzten Etappe der Befreiung. 6.10. Die Schulen werden geschlossen. Deutsche Fahnen werden genäht, Girlanden gebunden. Die vielen nach Landskron versetzten tschechischen Beamten verlassen unaufgefordert und unbehindert den deutschen Sprachraum. 10.10. Die Bevölkerung ist auf den Beinen und harrt des feierlich-freudigen Ereignisses, des Einzugs der deutschen Truppen. Endlich sollten Drangsal und Not verschwinden. Noch ein kleines Beispiel möge den stürmischen Jubel verständlich machen - wir Deutsche wurden in diesem tschechischen Staate doch sehr unterdrückt: 1930 waren im Prager Ministerium für Schulwesen und Volkskultur vom 507 Beamten aller Grade nur 5 mit deutscher Muttersprache, 115 hätten es gewesen sein können nach unserem Bevölkerungsanteil. Unter klingendem Spiel, dem Jubel der Bevölkerung und dem Läuten der Glocken treffen die Befreier ein unter General von Briesen und Generalmajor Knochenhauer. Auf dem Landskroner Notlandeplatz landet eine Staffel deutscher Kampfflugzeuge. Reichenberg ist die Hauptstadt des Reichsgaues Sudetenland. Der Kreis Landskron zählt zum Regierungsbezirk Troppau, Ostsudetenland. Im gesellschaftlichen und Vereinsleben trat ein grundlegender Wandel ein. Viele Vereine wurden aufgelöst oder gingen in die neuen Organisationen über oder wurden zusammengelegt. Die Sudetendeutsche Partei geht automatisch in die NSDAP über. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen setzte ein ungeahnter wirtschaftlicher Aufschwung ein. Großer Umsatz der Geschäfte, keine Arbeitslosigkeit mehr, trotz Herbst und Winter. 3 deutsche Firmen, Andre und Bastert & Co. aus Bünde/Westfalen und Kruse aus Nordhausen übernehmen die Treuhänderschaft über die Landskroner Tabakfabrik; die Adolff A.G., später Reinshagen, übernimmt die Pam-Fabrik. Die Reichspost befährt die Buslinien Mähr. Trübau-Landskron-Mittelwalde dreimal täglich. Gründung der Landwirtschaftsschule. Das Gymnasium wird Oberschule für Jungen. Beim alten Schloß werden die noch vorhandenen Reste des Augustiner-Chorherren-Klosters freigelegt. Das Linksfahrgebot geht in das Rechtsfahren über. Für besseren Verkehrsfluß werden Einbahnstraßen eingerichtet, die Herrengasse für den Durchgangsverkehr ganz gesperrt. 1939 Die Vorbereitungen für den Bau der Reichsautobahn Breslau-Wien beginnen; die Trasse verläuft östlich von Landskron. Frauenberufsfachschule in Landskron gegründet. Der staatl. Getreidespeicher in Landskron gebaut. Neues Verwaltungsgebäude für das Finanzamt erstellt. Das Arbeitsdienstlager entsteht. Ehe wir uns über die Befreiung richtig freuen konnten, begann der Krieg. Strenge Verdunkelung. Die wehrfähigen Männer wurden eingezogen. Der Dienst bei den Jugendorganisationen wurde zur Pflicht. Die vormilitärische Ausbildung erfolgte in der Flieger-, Marine-, und Nachrichten-Hitlerjugend. Bezugskarten und -scheine wurden zur besseren Versorgung der Bevölkerung im Gegensatz zum 1. Weltkrieg gleich zu Beginn des 2. ausgegeben. Trotzdem ging der Ernährungszustand der Bevölkerung zurück. Schüler kamen zum Ernteeinsatz. Der Kohlemangel zwang zu Kohleferien. Betriebe wurden zum Teil auf kriegswichtige Produktion umgestellt. Im Laufe des Krieges entstand auf dem Stadtplatz ein zweiter Wasserkasten, Löschwasserbehälter, und im ehemaligen bürgerlichen Brauereikeller, unter dem Landratsamt mit Polizei und Gendarmerie, wurde ein großer Luftschutzkeller eingerichtet. Ein unbeschwertes geselliges Leben war in dieser Zeit nicht möglich.

1940 Die Knabenbürgerschule wird eine 6-klassige Hauptschule für Knaben, die Mädchenbürgerschule eine Hauptschule für Mädchen.

1942 Ablieferung der Kirchenglocken. Wie während des 1. Weltkrieges agitiert Dr. Benesch im feindlichen Ausland und beschließt mit seiner tschechischen Exilregierung die Austreibung der Deutschen. Mit zunehmender Kriegsdauer kommen immer mehr Ostarbeiter zum Einsatz in unsere Heimat. Das gesellschaftliche Leben erstirbt immer mehr.

1943 Ein Zweigbetrieb der Siemenswerke Berlin wird in einem Teil der Landskroner Tabakfabrik untergebracht. Die technische Nothilfe wird eingerichtet. Oberschüler gelangen zum Luftwaffenhelfereinsatz in Oberschlesien.

1944 Notunterricht an den Schulen. Der Volkssturm aufgestellt. Panzersperren und Minengürtel angelegt.

1945 Die Räume der Mädchenvolks- und hauptschule und später auch der Knabenvolks- und hauptschule werden als Lazarette eingerichtet, ein Lußdorfer Hof als Pferdelazarett. Mit dem Näherrücken der Front vermehrte Durchzüge von Flüchtlingen. Sie und ganze Ämter müssen untergebracht werden, wenn auch nur vorübergehend für kürzere oder längere Zeit. Zur Essensausgabe werden auch Schulmädchen eingesetzt. Nach dem Aufruf zur Evakuierung der Stadt verlassen zuerst Freiwillige die Stadt; diese wurden aber schon von Partisanen beschossen und kehrten zurück. Zu Abschluß des Krieges drängten die sich absetzenden Truppen auf den Straßen durch Landskron nach Westen. Kanonendonner war zu hören; der Feind kam allerdings erst oder noch nach der deutschen Kapitulation am 9.5. in unseren Kreis, obwohl sich mit der Verkündung der Kapitulation am 8.5.1945 die Hoffnung verstärkt hatte, der Feind möge unsere Heimat nicht betreten.

Jetzt noch einige Zahlen. Bezirkshauptmannschaft Landskron: 1910 472 km^2, 60 Gemeinden mit 68709 Einwohnern, davon im Gerichtsbezirk Landskron 21598 Deutsche, 5105 im Gerichtsbezirk Wildenschwert; im Gerichtsbezirk Landskron 1921 19001 Deutsche, 1930 17811, im Gerichtsbezirk Wildenschwert 1921 4903 Deutsche, 1930 5184. Gegenüber 1930 sind 1939 im Kreis Landskron nochmals 1997 Deutsche weniger, obwohl Lußdorf bereits neu zum Kreis kam. 1939 lebten im Kreis Landskron auf einer Fläche von 338km^2 in 43 Gemeinden 32637 Einwohner (96,6 auf 1 km^2); 93,1% rk, 5% ev.

Beschäftigt waren: 39,1% in Land- und Forstwirtschaft (der Landskroner Forstamtsbetrieb hatte 4023,16ha; im ganzen Sudetenland gab es nur 7 Betriebe mit größerer Fläche), 31,0% in Industrie und Handwerk, 8,7% Handel und Verkehr, 4,8% Öffentliche Dienste und private Dienstleistungen, 15,7% Selbstständige und Berufslose; nach der Stellung im Beruf: 24,5% Selbstständige (unter den 38 Kreisen des Sudetenlandes gab es nur 4, die prozentual mehr Selbstständige hatten), 17,5% mithelfende Familienangehörige (ebenfalls nur 4 Kreise mit höherer Prozentzahl), 7,6% Beamte und Angestellte (nur 6 Kreise hatten prozentual weniger), 34,7% Arbeiter (nur 4 Kreise mit kleinerer Prozentzahl).