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Landskron

Schulen

Kirche und Schule bildeten in unserer Heimat den Mittelpunkt der Gemeinde. Die besondere geschichtliche, wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung ließ die Bevölkerung der Schule gegenüber aufgeschlossen sein weit über das Normale hinaus. Die reichen Zuwendungen und Stiftungen zeigen das positive Verhältnis zur Schule. Sie stand in enger Beziehung zum Produktionsleben. Das rauhere Klima und der politische Wettbewerb zwischen Deutschen und Tschechen forderte und förderte die Leistungsfähigkeit und die Achtung der anderen Nation. So trafen sich in unserem Sprachgrenzkreis viele Kräfte zum Schutze unserer Volksgruppe in Schule und Volksbildungsarbeit; sie waren aufeinander abgestimmt und alle Bevölkerungsschichten nahmen an dieser demokratischen Selbsthilfe teil; denken wir nur an die Zehnminutensammlungen bei irgendwelchen Veranstaltungen, etwa beim Tanz. Wie der Einzelne, so förderte die Gemeinde die Belange der Schule, auch durch Zuwendungen an Lehrer, um gute Kräfte in die Gemeinde zu holen. Die Ausstattung der Schulen mit Lehr- und Lernmitteln war gut. Von Privat wurden Jagdtrophäen präpariert der Schule überlasen, wie in fernen Ländern Gesammeltes, um den Gesichtskreis der Schüler auf anschauliche Art erweitern zu helfen. Lehrer- und Schülerbüchereien wurden reichlich ausgestattet. Die Begabtenförderung erfolgte in sozialer und demokratischer Weise durch die Bevölkerung, durch Gewährung von Mittagstischen, von Bekleidung hin bis zu Sportgeräten. Die aufeinander gut abgestimmten Volks- und Bürgerschulen und das Gymnasium halfen dabei, verstärkt durch die aufgeschlossenen Lehrkräfte, die von innen heraus Erzieher waren. Was heute hier erprobt wird, war bei uns Realität; wir lernten ab der 3. Klasse Volksschule eine Fremdsprache, tschechisch. Unsere Eltern schickten uns für ein Jahr "auf Tausch" in die tschechische Schule im tschechischen Sprachraum. Auf Tausch bedeutet: eine deutsche und eine tschechische Familie tauschten ein Kind. Alles wurde mit einem nüchternem Idealismus durchgeführt, auch in der besonders gemeinschaftsbildenden einklassigen Dorfschule. Die Schule war der geistige Ausstrahlungspunkt in der Gemeinde, und die Bevölkerung war und wir sind es noch jetzt, wir sind stolz auf die lange Reihe von Persönlichkeiten, die unser Heimatkreis durch seine Schulen im Laufe der Jahrhunderte der Menschheit geschenkt hat.

Die erste Nennung einer Schule wird uns überliefert vom Jahre 1300 in Landskron. Der 1320 geborene Peter Wurst hat diese Schule besucht. 1401 hören wir von einem Rektor der Landskroner Schule. Wie segensreich jene Zeit der Augustiner-Chorherren gewesen ist, zeigt das Verzeichnis der ordentlichen Hörer an der Wiener Universität: 1412 Johannes de Johnstorff, einer der wenigen Studenten bäuerlicher Herkunft; 1414 Nicolaus de Lanczkrona, 1417 Paulus de Johnsdorff, 1425 Stephanus Petri (schon ein Familienname) de Lanczkrona, 1426 Michael Nicolai de Lanczkrona. Aus der Zeit der Brüdergemeinde ist ihre Brüderschule bekannt; von ganz Böhmen sind nur 6 solche Schulen überliefert. Viele junge Adlige besuchten die Landskroner Schule. Sie war sicher eine höhere Schule mit den Sprachen Latein, Böhmisch und Deutsch. 1579 wurde diese Schule in Landskron gesperrt. Daraufhin gingen ihre Lehrer nach Hohenstadt und gründeten dort eine Schule; aber bereits 1589 erstand die Landskroner Brüderschule wieder. In der Folgezeit hören wir von den Dorfschulen.

Der ersten Stiftung für arme Studierende (1723 Pfarrer Kormauth) folgen weitere: 1753 zwei von J.C.Arzt, 1797 die des Thomigsdorfer Pfarrers Johann Nagl, 1814 die von Pater Franz Müller, 1848 die von Pater Baier, 1874 die Markl-Latzel-Studeny-Stiftung, 1916 die von Johann Ries; die Koblischkesche, die von der Gemeinde Tschenkowitz verliehen wurde, die Schemberasche auch für Tschenkowitzer; neben der Habigerschen und Schmidtschen noch 13 andere, die nicht lokalisiert sind; zuletzt sei die Hofrat Franz Schulzsche genannt für Schüler des Gymnasiums, solange die Unterrichtssprache deutsch ist.

1793 hören wir von der Elementarschule, 1818 von der Normalschule und von der ersten Pragmatikalklasse für Knaben und Mädchen, 1853 von der Hauptschule und von der niederen Realschule, der Vorläuferin unserer Bürgerschule. 1850 wurde die deutsche Unterrichtssprache in Ober Rothwasser abgeschafft. 1869 geht die Schulaufsicht aus kirchlicher in saatlicher Hand über. 1870 hören wir von der achtklassigen Schule für Bürger.

1872 wird das Landskroner Gymnasium mit 2 Klassen eröffnet. Es ist das einzige deutsche Gymnasium in Ostböhmen geblieben. Es war das erste Gymnasium im Schönhengstgau, das zum Abitur führte. Außer den Kreisgemeinden hatten 20 Städte, Märkte und Dörfer das Gesucht um Genehmigung dieser Schule mitunterzeichnet. Unser Gymnasium besuchten die dann Schüler aus Böhmen, Mähren, Nieder Österreich, Wien, Salzburg, Steiermark, aus den Küstenländern, aus Ungarn, aus der Slowakei, aus Rumänien, Galizien, aus Preußen, Braunschweig und Bayern.

Einen Anreiz für die nicht aus der Stadt Landskron stammenden Schüler bildeten die 20 Stadt-Stipendien zu 50 Gulden für arme auswärtige Schüler des Obergymnasiums. Freitische gewährte die Landskroner Bürgschaft. Die Ärzte und die Apotheke leisteten den armen Schülern unentgeltliche Hilfe. Bälle wurden zugunsten der Schülerlade durchgeführt, die 1872 gegründet worden war zur Unterstützung mittelloser würdiger Schüler des Gymnasiums ohne Unterschied des Glaubens, der Nationalität oder des Geburtsortes. Die Unterstützung erfolgte u.a. für Kleidung, Lehrbücher und Lernmittel. Sammlungen erfolgten zweimal im Jahr, darüber hinaus wurden jederzeit Zuwendungen angenommen.

1874 konnte das Gymnasialgebäude bezogen werden, für das die Stadt den hohen Betrag von 130000 Gulden auszugeben bereit war. Die tatsächlichen Ausgaben ermäßigten sich auf 91603 Gulden.

1879 1. Reifeprüfung in Landskron und damit im Schönhengstgau. Es gab geologische, es gab biologische Ausflüge. Es gab stenografisches Wettschreiben; es gab leichtathletische Wettkämpfe, Ballwettspiele, Eishockeywettspiele, und es gab Bühnenschauturnen unter Mitwirkung der Kammermusikvereinigung Landskron. Die allwöchentlichen Jugendspiele an einem Nachmittag in der wärmeren Jahreszeit sorgten für den körperlichen Ausgleich. Gut in Erinnerung sind für die Skifahrenden die Semesterferien des ganzen Gymnasiums im schneesicheren Altvattergebirge unter der Leitung von Prof. Weber. Ebenso erinnert man sich an die Wettspiele gegen andere Schulen in anderen Städten. Per Fahrrad in schier endloser Kolonne wurde der Weg dorthin zurückgelegt.

Vom 2.-6.9.1894 beherbergte unser Gymnasium Kaiser Franz Josef I. Zu diesem Zwecke wurde das Gymnasialgebäude in wirklich genialer Zeit adaptiert. Auf der breiten und lichten Stiegenflucht lagen breite Teppiche, Gruppen von mächtigen Palmen und sonstigen schönen Gewächsen waren geschmackvoll im Treppenhause und in den Gängen verteilt, die Geländer trugen schöne Majolikavsen mit prächtigen Blattpflanzen. Für Se. Majestät wurden im 2. Stockwerke drei Zimmer bestimmt. Der Cerclesaal war mit Damast und Peluche in Fraise im Stil Ludwig XVI. möbliert, das Arbeitszimmer in olivenfarbenem Samt im Stile Louis XV. ausgeführt, das Schlafgemach blaßblau im Barockstile gehalten. Im 1. Stockwerk wurde der Konferenzsaal zum Audienzsaal umgestaltet: er hatte bordeauxrote Samtmöbel mit ebensolchen Satinvorhängen und Portieren. Eini Prachtstück war der große Kristall-Luster für 50 Kerzen in diesem Saale. Das anstoßende kleinere Audienzzimmer hatte lichtgrüne Damastmöbel. Der Balkon, über welchem 2 Bogenlampen eigens angebracht waren, war mit schönen Perserteppichen verhängt. Im Festsaale prangte die Hoftafel in ihrem Schmucke von schönen Girandolen, wunderbaren Ständern und prächtigen Vasen. Im Zeichensaale befand sich die Silber- und Tafelkammer, in den ebenerdigen Lehrzimmern die Zuckerbäckerei und im Turnsaale die Hofküche.

Einen überwältigenden Eindruck rief am Abend die bei gleichzeitiger elektrischer Beleuchtung stattgefundene feenhafte Illumination hervor, als der Fackelzug, an welchem 1300 Lampionträger teilnahmen, vor dem Gymnasialgebäude angelangt, ein riesiges Karree gebildet hatte, in welchem die Gemeindevertretung, der Gesangverein mit dem Damenchor und die Musikkapellen der Scharfschützen und Veteranen Aufstellung nahmen. Unvergeßlich bleibt einem jeden der erhebende Anblick und der brausende Jubel, als Se. Majestät, begleitet von den Herren Erzherzogen Albrecht und Rainer und dem Herrn Kardinal Fürst-Erzbischof Grafen Schönborn, auf dem Balkon erschien. Bei der Abreise Se. Majestät bildeten die Vereine, die Schul- und Gymnasialjugend vom Hoflager bis zum Bahnhofe Spalier.

1919 wird vom tschechischen Staat die Eröffnung der 1. Klasse des Gymnasiums untersagt. Nachträglich wird jedoch die provisorische 1. Klasse wegen des entschlossenen Zusammenstehens der Landskroner Bevölkerung von Prag aus bewilligt. 1925 macht die letzte Klasse des humanistischen Gymnasiums Abitur; damit ist die Umwandlung in ein Realgymnasium vollzogen. 1926 Gründung des Vereins Gymnasium-Unterstützung. 1939 heißt die Anstalt Oberschule für Jungen.

Eine Weberfortbildungsschule bestand bestand bereits vor der 1872 errichteten k.k. Fachschule für Weberei. Diese höhere Webschule war auf dem Stadtplatz im Gemeindehaus untergebracht. 1875 Bau der alten Webschule, 1908 der neuen Webchule. Diese Staatsfachschule für Weberei war verbunden mit einer Spezialfachschule für kaufm. Fächer. Nach der Gründung der CSR mußte unsere Webschule aufgelöst werden und ihre Einrichtungen mußten der neuentstandenen tschechischen Webschule in Wildenschwert übergeben werden. Ein weiteres Beispiel der damaligen Schulpolitik: 3 km entfernt von Wildenschwert liegt Tschernowier, das eine 2-klassige deutsche Schule hatte; eine tschechische Minderheitenschule wollten die Tschechen für 1 Kind aus einer gemischten Ehe errichten. Weitere Kinder sollten aus den umliegenden Orten zur Füllung dieser Schule herangeholt werden. Die Räume sollten durch Sperrung einer deutschen Klasse bzw. durch Verkleinerung der Lehrerwohnung gewonnen werden. An 4 Samstagen setzten jeweils 4 Tschechen im Auftrage des Tschechisierungsvereins Severoceska jednota den deutschen Lehrer unter Druck. Weil sie aber zu keinem positiven Ergebnis kamen, brachen sie bei bei Abwesenheit der Lehrerfamilie die Wohnung auf und stellten alle Möbelstücke in den Flur und hinter das Schulhaus. Auf dem Klagewege mußte das Recht des deutschen Lehrers gesucht werden, das er auch beim Obersten Gericht in Brünn fand. Trotzdem waren noch 18 weitere Klagen beim Obersten Verwaltungsgericht, beim Kreisgericht und beim Bezirksgerichts nötig, ehe von tschechischer Seite die Hand zur Versöhnung endgültig geboten wurde. Alle Mühen und persönlichen Schikanen hatten keinen Erfolg auf Dauer gezeigt, selbst die in die Gemeinde geholte kinderreiche tschechische Familie blieb nur 1 Jahr. An der Schule prangte das große Schild Ceska skola (tschechische Schule), während die kleine Tafel mit der Inschrift: Erbaut mit Unterstützung des Deutschen Schulvereins, hätte abgenommen werden sollen. Diese tschechische Schulgründung für nur 1 tschechisches Kind ist in unserem Kreis kein Einzelfall gewesen.

Das Bestreben der Deutschen in Stadt und Land, den eigenen Kulturkreis zu schützen und zu pflegen wird verständlich. Aus dieser Not heraus gründeten volksbewußte Männer 1909 die Ortsgruppe Landskron von Hermann Brass "Freie Deutsche Schule", die mit ihrer vorbildlichen Volksbildungsarbeit zur größten in ganz Österreich wurde. Die 3 Bezirksbildungsausschüsse Landskron, Mähr. Trübau und Zwittau förderten gemeinsam 1922 den ersten Volkshochschullehrgang im Schönhengstgau in Annabad bei Königsfeld als Heimat- und Stammes-Volkshochschule zur Heranbildung der ländlichen Führungskräfte, nach Prof. Dr. Emil Lehmann. 1925 konstituieren diese Ausschüsse einen Gaubildungsausschuß für die Schönhengster Sprachinsel, Schulwesen (Lehrgänge, Volkshochschule), Volksbewegung, körperliche Ertüchtigung, sittliche Ertüchtigung und Erneuerung, Volkskunst mit Volkslied und Museum, Heimatforschung, Büchereiwesen.

Aus den Satzungen des Deutschen Volkshochschulvereins für den Schönhengstgaus entnehmen wir: Der Verein ist ein deutscher, unpolitischer Verein und hat den Zweck, die geistige Verbindung zwischen den Teilnehmern der Schönhengster Volkshochschule aufrecht zu erhalten, im Sinne dieser Volkshochschule allgemein volksbildnerisch zu wirken, an der Heranbildung tüchtiger, stammes- und pflichtbewußter Volksgenossen mitzuarbeiten und insbesondere für die Abhaltung weiterer Volkshochschullehrgänge zu sorgen. Diese Volkshochschule war eine ländliche Heimatschule, ein vierwöchiger Lehrgang für Volksschulabsolventen. Der Lehrplan sah vor: Redeschule, deutsche Sprache und Dichtung, deutsche Volkskunde, praktische Pflanzenkunde, Warenkunde, Volksbüchereiwesen, Heimatgeographie, Bodenchemie, Gesundheitslehre, Schriftwerk des Landmannes, aus der Landesgeschichte, Staatsbürgerkunde. Abends wurde gelesen, gesungen, getanzt und für Bühnenaufführungen geübt. Beliebte Volkstänze waren der Einzug-Stets, Schermrdoffr, Schustrtonz, Tüchlatonz, die Spozierpolka und 's Rutkaatla. In der von den Lehrgangsteilnehmern selbst erstellten Hausordnung verpflichteten sich diese u.a., alkoholischen Getränken und dem Genusse des Rauchens zu entsagen; auch Gäste hatten sich danach zu richten. Diese erschienen vornehmlich sonntags und beteiligten sich rege. Später wurden Lehrgänge der Ostböhmischen Bauernvolksschule des Bundes der deutschen Landjugend abgehalten, auch im Landskroner Stadtwald.

1928 wird die landwirtschaftliche Fortbildungsschule in der alten Webschule untergebracht (3 Räume standen em deutschen Kindergarten zur Verfügung). Daneben gibt es die allgemeine gewerbliche Fortbildungsschule, die spätere Kreisberufsschule für alle Fachrichtungen.

Am 2.11.1938 beginnt der 1. Lehrgang der landwirtschaftlichen Fachschule Landskron in der alten Webschule. Leiter der Schule war Landwirtschaftsrat Ditrich. In der neuen Webschule werden die Frauenfachschule (letzte Leiterin Frau Müller-Mlynek), die Berufsschule (letzter Leiter Rudolf Hubana) und die zwei Hilfsschulklassen untergebracht. Aus der Knabenbürgerschule wird eine 6-klassige Hauptschule für Knaben (letzter Rektor Adalbert Schmidt), aus der Mädchenbürgerschule eine 4-klassige Hauptschule für Mädchen (letzter Rektor Johann Puhr); die 5. und 6. Klasse der Hauptschule für Knaben stand auch den Mädchen offen. Bereits in der Bürgerschule wurden 2 Fremdsprachen gelehrt und der Unterricht in Maschinenschreiben erteilt. Letzter Rektor der Knabenvolksschule war Rudolf Dieterich, Fritz Möchel letzter Schulrat in Landskron, Dr. Ernst Homma letzter Oberstudiendirektor der Oberschule für Jungen. Für Unterrichtszwecke standen in den letzten 10 Jahren zur Verfügung: das Gymnasium, die Volks- und Bürgerschule bei der Wenzelskirche und bei der Annakirche, die alte und neue Webschule, das Müller-Versandhaus, das Theresienbad, die Turnhalle, der Jahn-Turnplatz, der Urbaniplatz, der Atus- und der Sokolplatz.

4.5.1945 letzter deutscher Schultag in Landskron.