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Landskron

Dies und Das

Im Gegensatz zu den außerordentlich locker angelegten Waldhufendörfern drängten sich die Stadthäuser auf engem Raum dicht aneinander, diente ja die Stadt seit ihrer Gründung als Großburg. Erst Jahrhunderte später gestaltete man die Klostergebäude zu einem festen herrschaftlichen Sitz, zu unserem alten Schloß. Landskron zeigt den üblichen Grundriß einer ostdeutschen Stadt. Als Mittelpunkt bestand von Anfang an der Stadtplatz, der Marktplatz, umgeben von den Häusern der wohlhabenden Bürger, der Kaufleute und der Handwerker, die wohl alle zunächst Ackerbürger waren. Zu jedem Bürgerhaus gehörten 4ha Ackerland, auf dem die Scheune ihren Platz fand. Die starke Stadtmauer schützte die Stadtbewohner, öffnete ihnen jedoch auch den Weg zur Außenwelt. Neben den beiden Haupttoren in der Bahnhofstraße und Herrengasse ist das 3. Tor in der Sterngasse zu nennen, die Pforte bei der Pfortengasse, weitere Durchlässe bei der Karl-Jindra- und bei der Rosa-Neußergasse und ein rückwärtiges Tor beim Schloß. Beim Niedertor gabelten sich die Wege in verschiedene Richtungen: nach Sichelsdorf, Lukau, Rudelsdorf, Michelsdorf und Jokelsdorf. Das Obere Tor der Herrengasse gab den Weg frei nach Olbersdorf, Tschenkowitz und Johnsdorf, das 3. Tor nach Zohsee, Sichelsdorf und Lukau. Die Türme neben den Stadttoren verstärkten die Befestigung, die Basteien. Am leichtest zu verteidigenden Ort der Stadt erhebt sich unser altes Schloß, das aber nur mehr etwa die Hälfte der ehemaligen Schloßanlage ist. Nordwestlich über Norden bis nordöstlich stützt sich das Schloß auf die Stadtmauer, einstens geschützt durch breite und tiefe Wallgräben, und hatte außerdem noch eine eigene Schutzmauer und eine Zugbrücke, war also einer Burg sehr ähnlich. Zum Bereich innerhalb der ehemaligen Schloßummauerung gehörte auch unser Schulplatz. Die alte Schule war Herrschaftsgebäude und von fürstlichen Beamten bewohnt. 1856 hatte es der Fürst der Gemeinde geschenkt, um darin die Schulen unterzubringen. An der Südostseite des Gebäudes anschließend befand sich das Tor zum ersten Schloßhof war an 3 Seiten abgegrenzt durch Gebäude, nach Südosten durch den inneren Schloßgarten. Durch das 2. Tor, im ältesten Flügel des Schlosses, gelangte man in den 2., den viereckigen hinteren Schloßhof. Er wird umgeben nach Süden zu auf 2 Seiten vom eigentlichen Schloß, nach NW vom Presbyterium der St. Wenzelskirche, daran anschließend durch Wohnungen des Dienstpersonals und nach NO durch die Stallungen. Das Presbyterium, ja der ganze Chor mit der gotischen Wölbung und den Stützpfeilern außen, ist ein Rest der ehemaligen Klosterkirche. Der Kaufvertrag von 1588 besagt, daß neben den Steingebäuden auch Holzgebäude nach alter Art zum Schloß gehörten und daß am Graben, außerhalb der Stadtmauer, im äußeren Schloßgarten eine Baumschule gehalten wurde. In der Nähe des Schlosses lag der zugehörige Hof mit den Feldern. Rings um den großzügig ausgesteckten Stadtplatz, 116.6m x 94m, reihten sich die schmalen, aber tiefen Bürgerhäuser. Die Platzseite des Hauses bot unter den Lauben in der warmen Jahreszeit Raum für die Tätigkeiten der Handwerker und Händler. Daran schloß sich der mit einem ausgedehnten Keller ausgestattete Gebäudeteil. Der folgende schmale Hof mit verschiedenen Wirtschaftsgebäuden wurde abgeschlossen durch ein kleineres Hinterhaus. Jahrhunderte hindurch waren die Häuser aus Holz errichtet, daher konnten die Feuersbrünste so verheerende Schäden anrichten. Mit der Steinbauweise verloren sich auch immer mehr die Laubenhäuser mit ihren Galerien.

In die Mitte des großen Stadtplatzes bauten unsere Vorfahren unser Rathaus, das zum Wahrzeichen unserer Vaterschaft wurde. Den Abschluß des Rathausturmes bildet harmonisch gut ausgewogen die Laterne mit der Zwiebel darüber. Bis 1830 schmückte ein Doppelgiebel den Renaissancebau. Der Hauptschmuck sind die beiden Portale mit kunstvoller Diamantquaderung, mit den Wappen der Stadt und der Grundherren. Die Inschrift des NO-Portals zitiert den Psalm 127: Wenn nicht der Herr dieses Haus bauet, umsonst arbeiten, welche es bauen. Wenn nicht der Herr die Stadt beschützen wird, umsonst wachet, welcher sie beschützet. Anno Domini 1582. Die Inschrift des SW-Portals trägt die Jahreszahl 1581. Der 7.4m x 7.3m große Verhandlungsraum im 1. Stock diente früher den Ratsherren und später dem Bezirksgericht. Die Innenräume sind überwölbt mit Kreuzgewölben. Zusätzlichen Lagerraum boten die mächtigen Kelleranlagen. Auf dem Platz westlich vom Rathaus hatten unsere Vorfahren einen Teich (20.5m x 8.5m) für Löschwasser angelegt, der, von einer alten Linde beschattet, bis 1878 bestand. Ein gemauerter Brunnen trat an seine Stelle.

Am höchsten Punkt der Innenstadt, etwas abseits vom geschäftigen Treiben, hatten unsere Vorväter ihre Kirche errichtet umgeben vom Friedhof. In der Vorstadt vor dem Niedertor entdeckte man an der Stelle der alten Holzkirche, die auch von einem Friedhof umgeben war, starke Grundmauern der ersten großen Klosterkirche. In Verlängerung unserer Spitalkirche steht das 1851 gebaute Spitalgebäude. Zum Spital gehörten 1564 neben anderen Grundstücken der Krottenpfuhl und die Spittelmühle. Ab 1631 unterstand dem Spittelherrn auch noch der durch die Stadt zugekaufte Hof, der Spittelhof. Der Spittelherr wurde jährlich neu gewählt.

1707 stiftete der Fürst Liechtenstein der Stadt ihr 2. Spital für 12 arme Pfründner; dort war später das Arbeiterheim untergebracht. Weitere Armenstiftungen sind uns bekannt: 1814 von Peter Franz Müller, 1858 Peter Anton Baier, 1864 Karl Langer, 1869 Thadeus Rössler, 1874 Josefa Rössler, 1881 Josef Stangler, 1882 Karl Jindra, 1888 Leopold Schulz, 1890 Franz Schulz; ohne Jahreszahl die Stiftungen von Karolin Watzek, Anna Hahn, Marie Pelzl, Wilhelm Pernikarsch, Anna Beran, Geschwister Langer, Peter Langer, Marie Schmeiser, Marie Stangler, Doktor Hatschek und Rosalie Beran.

Den in Not Lebenden stand eine Verpflegungsstation offen. Mit 1390 Besuchen erreichte diese 1897 ihren höchsten Stand unter den registrierten Jahren 1896-1917. Im Durchschnitt wurde die Station jährlich 592mal aufgesucht, 1917 nur mehr 10mal.

Mittelpunkt der bürgerlichen Geselligkeit war einstens das Kratschengasthaus auf dem Josef-Niederleplatz außerhalb der Stadtmauer. Die feinen Bälle und Faschingsveranstaltungen fanden dort statt, ehe der Blaue Stern in der Ostecke des Stadtplatzes erstand. Er verblich wieder als Gaststätte, unser Kratschen blieb jedoch weiterhin ein bevorzugter Treffpunkt kleinerer gemütlicher Gesellschaften. Der auf uns überkommene Holzbau mit dem von Holzpfeilern getragenen breiten Vordach steht unter Denkmalschutz. Ehe sich der Bauer in der Wirtsstube erfrischte, versorgte er seine Pferde. Unter dem schützenden Vordach stand dafür der Futtertrog bereit. Schon im 30-jährigen Krieg ist der Kratschen genannt. Wahrscheinlich bestand diese Schenke aber schon zu Peter Wursts Zeiten.

Rund 650 Jahre alt ist auch die Eibe auf dem Schulplatz, der 1878 bepflanzt wurde. Im selben Jahr entstanden die Alleen zum Langen Teich, gegen Rudelsdorf und gegen Olbersdorf. 1903 wurde der Magdalenenpark bei der Spitalkirche angelegt und ein Jahr darauf die Kultur zwischen Langem Teich und Leutgebhöhe.

Fasselpartien in die umliegenden Wälder waren die Picknicks ganzer Gesellschaften und Vereine jener Jahrzehnte. Zu Sommerfesten und Betriebsbällen lud man ein etwa auf den Schloßberg, in den Kühbusch oder zur Schießstätte; dort im Saal setzten auch unsere Stadtschönen ihre ersten Tanzschritte aufs Parkett.

Während der Pausen von Veranstaltungen bot der Gottscheeber seine Waren im gefüllten Korb an, und spätabends lockte er in den Gaststätten auch zum Glückversuchen mit seinem "tan ma mol". Den Kindern war er sehr bekannt als Eßkastanienverkäufer unter der Laube vom Blauen Stern oder, wenn es zum Friedhof ging, beim Forstamt. Seine Kastanien brachte er Jahr für Jahr mit aus der kleinen Sprachinsel Gottschee (15000 Deutsche) in Slowenien (Krain), um sie uns in der kalten Jahreszeit feilzuhalten.

Die offiziellen Spielplätze der Landskroner Jugend waren auf dem Schloßberg, später auf der Schießstätte und zuletzt auf den Sportplätzen. Die Gymnasiasten z.B. beteiligten sich an den Jugendspielen, beim Baden, Schwimmen, Rudern, Schlittschuhlaufen, Radfahren, Skilaufen. Sie führten verschiedene Ball- und Eishockeywettspiele durch, auch als Pokalwettbewerbe. Sie absolvierten bei Spielfesten aber ebenso die leichtathletischen Wettkämpfe und in der kühleren Jahreszeit das Bühnenschauturnen vor der Öffentlichkeit. Öffentlich war auch der Eisplatz beim Feldschlößl im Winter und im Sommer der Tennisplatz. Später verlagerte sich der Zug dieser Sportbeflissenen zum Kurzen und Langen Teich und zu den anderen Tennisplätzen im Stadtbereich.

Für Bewegung sorgte auch das Bummeln nach dem Sonntagsgottesdienst. Der Hauptbummel hatte sich von der Gymasiumsseite auf die NO-Seite des Stadtplatzes verlegt.

Noch einige Angaben zur Stadt: Die Farben der Stadt sind rot und gelb. Das Landskroner Katastervermessungsamt registrierte für Landskron eine Fläche von 1453ha; 382m hoch. Neben der Bahnverbindung vermerken wir die Busverbindungen in 9 Richtungen . Als herausragende Lokalitäten für Fremde warben die Hotels Benoni, Astoria und Stadt Wien. Die in die Fremde ausgewanderten Landskroner fanden sich regelmäßig bei ihren in Landskron verbliebenen Verwandten ein. Organisierte Wiedersehensfeiern aller Landskroner Wiener fanden z.B. am Schloßberg statt.

Spitznamen für die Landskroner: Kaffeeschloppa, Buttergeschmatzlacka, Schtohdschlanga.