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09 - Bürgerwald
Zwischen der Stadt Landskron und der Gemeinde Zohsee kam es wegen der Zufahrt zum Bürgerwald zu Streitigkeiten. Als Weg dorthin mußte der Zohseer Gemeindefiebig (Viehweg) benützt werden. Dieser war aber unbefahrbar geworden. Zohsee war verärgert, weil die Stadt, die das Mautrecht besaß, auch auf den Verbindungsweg nach Sichelsdorf, obwohl dieser kaum 100 Meter über Landskroner Gebiet führte, eine Mautstelle bei der Spittelmühle eingerichtet hatte. Sie weigerte sich, ohne Gegenleistung den Fiebigweg instandzusetzen. Im Jahre 1673 kam doch ein Vergleich zustande. Eine Abschrift dieses Vergleiches war noch in letzter Zeit bei der Gemeinde in Zohsee aufbewahrt. Nach diesem konnte Landskron alle Bauernwege zur Zu- und Abfuhr aus und in den Bürgerwald benützen.Die Bauern von Zohsee erhielten dafür das Recht, aus dem ganzen Bürgerwald Streu und Klaubholz zu entnehmen. Für Zohsee führte die Verhandlungen, in Vertretung des Erbrichters, der Geschworene Paul Langer Nr. 75. Damals gab es im Bürgerwald noch Wölfe und 1697 legten die Bauern Wolfsgruben an. Im Jahre 1698 wurde ein Wolf erlegt. Eine solche Grube befand sich in der Mitte zwischen den beiden Waldkapellen. Über diese Grube führt die Waldstraße und es ist noch ersichtlich, daß die eine Straßenhälfte, die über diese Grube führte, etwas absank.
Da sich die ständige Streuabnahme für das Wachstum des Waldes ungünstig auswirkte, löste Landskron dieses Recht nach 1860 mit einem Betrag von 4.000,- österr. Gulden ab. Von nun ab wurde mit dem Zinsertrag dieses Kapitals die Wegentschädigung an die Betroffenen bestritten.
In den Jahren 1913 - 16 ließ die Gemeinde Zohsee unter dem Gemeindevorsteher Franz Richter (Richterhof) von diesem Geld eine Straße bis zum Bürgerwald bauen und übergab diese der Stadt Landskron in Eigentum und zur Instandhaltung. Zohsee behielt sich das Aufsichtsrecht vor. Den Bau führte der alte und erfahrene Straßenbauer Johann Langer von Haus-Nr. 15 durch. Der Bau erfolgte auf dem bisher unwegsamen Gemeindefiebig und im Anschluß auf dem öffentlichen Weg, der Grulicher Weg genannt wurde und die Fortsetzung des Böhmisch-Mährischen Grenzweges bildete. Deshalb waren Grundablösungen fast nicht notwendig. Am Eingang des Erbgerichtswaldes, diesen Wald hatte die Stadt Landskron im Jahre 1907 bei der Parzellierung des Erbgerichts gekauft und durch den Wald des Gemeindevorstehers Franz Richter, wurde um eine Gerade zu erzielen, eine Verlegung vorgenommen. Damit war das lästige Wegeservitut, das den betroffenen Bauern viel Ärger gebracht hatte, aufgehoben. Das Wegerecht wurde auch vielfach mißbraucht. So sagte man den Landskroner Waldhegern nach, daß sie auf ihren Dienstgängen zum und vom Bürgerwald, so ganz zufällig, manches Häslein auf Zohseer Flur aufklaubten. Die größte Last, man könnte fast sagen ausschließlich, ist wohl dem Weg auf Nr. 15 zugefallen und zwar deshalb, weil der Weg vom Steinbruch unterhalb des Waldes bis zur Dorfstraße von Johann Langer dem Älteren regelrecht ausgebaut und gut befahrbar war, wegen der Steinabfuhr litt. Man wollte schon früher Johann den Jüngeren dazu bewegen, die Bürgerwaldstraße auf seinem Weg durchführen zu lassen, welches Ansinnen er aber abgelehnt hatte.
Da im Bauernhaus Nr. 15 ein Gasthaus bestand, konnten die Lenker der Pferde- und Kuhgespanne und die Holzsammler mit Handwägelchen und Radschieben hier Einkehr halten. Ein Schnäpschen, ein Glas Bier, Hauskäse und Olmützer Quargeln mit Butter waren sehr begehrt. Es gab auch so manchen Ärger, weil der Weg durch den Hof führte. Wenn die Fuhrwerke 15 bis 20 an der Zahl, hintereinander standen und Rast hielten, hat sich so mancher Holzbauer zum Füttern seiner Pferde vom Heuboden einen Arm voll Heu heruntergeholt. Gar oft haben die Langholzbauern die Tore, Mauern und Gartenzäune gestreift und beschädigt. Dies gab der Mutter Anna, der Gastwirtin, Anlaß tüchtig zu wettern. Sie konnte auch manchmal sehr energisch werden. Wenn zum Beispiel die Saufbrüder in der Gaststube es zu toll trieben und die Aufforderung zum Stillesein nicht beachteten, ging Mutter Anna in die Küche um einen nassen Waschlappen zu holen. Dann klatschte es links und rechts wie Ohrfeigen, und schon war Ruhe und Ordnung wieder hergestellt. Zum Ausgleich bekam der Getroffene beim nächsten Erscheinen ein Gratisessen und ein Stamperlein.