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Das Zohseetal

Die Quelle des Zohseeflusses entspringt bei Weipersdorf, durchfließt den östlichen Teil des Schönhengstgaues und mündet bei Hohenstadt in die March. Das Tal trägt den Namen nach dem gleichnamigen Wasserlauf. Das Zohseetal ist eines der eigenartigsten und schönsten Täler im weiten Umkreis. Steil abfallende Felswände im Westen und allmähliche Abflachung im Osten. Im Westen ist ein kalkhaltiger, weicher Stein, im Osten Gneis und Glimmerschiefer zu finden. In den Zeiten der Jahrtausende drängte das Wasser seinen Lauf immer mehr gegen den weichen Stein, deshalb die steile Felswand. Auch Spuren einstiger Bergbautätigkeit sind zu sehen, denn das Zinkenloch und Goldloch geben Zeugnis davon. Die zum Olbersdorfer Erbgericht gehörende "Hammerwiese" deutet darauf, daß auch ein Hammerwerk bestanden hat. Nach dem ersten Weltkrieg bestand ein Brech- und Schlagwerk, das den harten Stein zu Straßenschotter verarbeitete.

Dem rauschenden Bach entlang liegen blumenreiche Grasflächen und ringsum ausgedehnte Waldungen, in denen das Wild einen guten Unterschlupf hat. Auch der Sänger des Waldes fühlt sich in diesem stillen Tal geborgen. Wenn im Frühjahr in reichlicher Fülle die Schneeglöckchen blühen, beginnt die erste Wanderung der Naturfreunde in das schöne Tal. Der goldene Sonnenstrahl, die Kühle des rauschenden Wassers, das Raunen des Waldes und die reine Luft, durchtränkt mit Wald- und Blumenduft, fürwahr: paradiesisch ist dies Stückchen Erde.

Flußabwärts, am Hang des Schleiferrandes, stehen die ersten Häuser der Gemeinde Obersdorf und darunter die alte Nadelschleife und die Walk. Im Tal eingebettet zieht sich der Ort dem Fluß entlang. Im Westen, oberhalb des Schleiferrandes gegen Landskron und Johnsdorf zu, liegen die Felder mehr flach. Wogegen im Osten das Gelände gegen die Schwedenschanze, der Schöberlekapelle, dem Gasthaus zum "General Laudon", das zu Olbersdorf gehört und dem Hutberg, stark ansteigt. Der nach Nordosten hochgelegene Ort Kohling ist ein Ortsteil von Olbersdorf. Am Südhang des Hutberges, am "Milichrond" steht das kleine Kirchlein als Wahrzeichen des Ortes, das weithin sichtbar ist.

Urkundlich wird der Ort erstmalig 1304 als Albrechtsdorf erwähnt, wahrscheinlich nach dem Habsburger Albrecht, dem 1. Kaiser dieses Namens. Der Volksmund hat daraus Olbersdorf gemacht.

Auf der Ostseite des Mitteldorfes liegen der Martergraben und die Schinderwiese. Der Sage nach sollen hier im Dreißigjährigen Krieg einige Bürger von Landskron gemartert und geschunden worden sein. An der Straßenkreuzung Olbersdorf - Zohsee und Landskron - Schildberg steht eine Sandsteinsäule. An dieser Stelle wurden beim Bau der Straße menschliche Skelette entdeckt, bei denen eine grüne Schärpe beigelegen war. Der grünen Schärpe nach zu schließen, handelte es sich um einen höheren schwedischen Offizier. Wie fast alle Schönhengster Gemeinden hatte auch Olbersdorf ein stattliches Erbgericht mit großen Waldungen (Richterwald). Im Richterwald erhebt sich der Burgshübel, im Volksmund Purzhübel genannt. Der Sage nach soll hier einst eine Burg gestanden sein. Nach Osten gegenüber liegt der Wachtberg mit seinem Aussichtsturm. Bei klarem Wetter kann man mit dem Fernglas bis zur Stadt Olmütz sehen.

Die Straße von Landskron kommend überquert den Ort und den Fluß, geht dann über eine wuchtige Sandsteinbrücke und windet sich auf dem Besitz des Erbgerichtes in vielen Krümmungen und Kehren gegen Laudon empor und geht dann auf der anderen Seite abwärts nach Schildberg und Grulich.

Im Niederort tritt der Fluß in das Landskroner Becken ein.

Gehen wir auf der Straße nach Schildberg eine kurze Strecke hinauf, so überblickt man in seiner Weite die fruchtbare Ebene. Im Hintergrund erstreckt sich der bewaldete, langgezogene Steinbergrücken, links die Triebitzer Senke und danach der Schönhengster Gebirgszug, in dessen Einschnitt Annabad liegt. Im Vordergrund erblickt man den Schloßberg mit seinen mächtipen Turm und in der Ebene Landskron.

Blicken wir nach Süden dem Tal entlang, so liegen vor uns die beiden Ortschaften Zohsee und Sichelsdorf und als hintere Kulisse der Reichenauer Berg.

Die Ortschaft Zohsee wird in den Urkunden im Jahre 1304 erstmalig unter dem Namen Zasow erwähnt und 1358 als Zohsau bezeichnet. Das Dorf liegt in einer flachen Mulde die von Nord nach Süd verläuft. Die Straße von Landskron nach Hohenstadt überquert den Ort von Westen nach Osten, wobei eine beträchtliche Steigung über die Zohseer Höhe zu überwinden ist. Die Dorfstraße bildet die Verbindung von Olbersdorf nach Sichelsdorf. Das Gelände im Osten steigt an, verflacht sich allmählich gegen Süden in die Lußdorfer- und Spittelflur. Auf dem Höhenrücken erstrecken sich die Bauernwälder und der Landskroner Bürgerwald. Die Sicht nach Osten ist versperrt. Die Westseite schließt an das Stadtgebiet von Landskron an und im Süden an die der Stadtgemeinde gehörenden Spittelfelder und an die Gemeinde Lußdorf. In alten Schriften wird das Dorf auch mit "Wüsten Zohsee" genannt. Daraus kann man schließen, daß sich die Wassermassen eines Unwetters oder die Schneeschmelze in diesem Gebiet ausgebreitet und mitführende Steine und Holzwerk abgelagert hatten.

Im Lauf der Zeiten wurde behelfsmäßig reguliert. In Zohsee hatte seinerzeit Erxleben den Wildbach regulieren und die Ufer mit Bäumen bepflanzen lassen. Die ihm damals gehörende Leinwandfabrik arbeitete mit der Wasserkraft der Mühle (Tatzlermühle). Mühlen und Brettsägen gab es im Zohseetal mehrere.

Frühzeitig wurde die Hausweberei betrieben. Im Zeitalter der Industrialisierung wurde auch hier frühzeitig die Umstellung auf mechanischen Betrieb vorgenommen. In dem ehemals stattlichen Erbgericht, das 1907 parzelliert wurde, war eine mechanische Seidenweberei in Betrieb.

Der Fluß nimmt bei dem Durchzug durch das Landschaftsbecken den Johannesbach, den Lukauer-, Lußdorfer- und Reichenauer Bach, sowie einige kleine Gewässer auf. Er wendet sich bei Reichenau nach Osten, zwängt sich bei Budigsdorf durch die Enge und durcheilt in vielen Krümmungen das untere Zohseetal. Das Urgestein der Felswände tritt zu Tage. Von der Naturgewalt abgetrennte und herabgefallene Felsbrocken werden vom Wasser tosend umspült bis auch diese in kleine und kleinste Teilchen zerspült werden. Jahrtausendelang haben die Naturkräfte genagt, ehe das Tal in der bestehenden Tiefe aus dem Urgestein herausgebrochen war. Vorher mußten die sogenannten Bödenwiesen einen See gebildet haben. Der Wasserspiegel konnte sich in dem Maße senken, wie sich die Talsohle vertiefte. Die Talsohle ist teilweise nicht viel breiter, als außer dem Fluß nur noch die Straße und Bahnlinie Platz finden, wo letztere von Böhmen nach Mähren führen. Der Zug durchfährt bei Budigsdorf den kleinen Tunnel und faucht und donnert über viele kleine Brücken durch das herrliche Tal.

Durch die Triumphpforte an der böhmisch-mährischen Landesgrenze bei Sichelsdorf fuhr am 20.8.1845 der erste Eisenbahnzug von Olmütz nach Prag. Dem Festzug voraus fuhr die Lokomotive "Böhmen", der die Lokomotiven "Prag" und "Olmütz" mit dem die Festgäste folgten, nachfolgten. Die Lokomotiven waren geschmückt und der Festzug bestand aus dem prachtvollen kaiserlichen Hofwagen mit zehn anderen Waggons.

Der Tunnel durch die Triebitzer Senke bereitete beim Bau der Eisenbahnlinie große Schwierigkeiten. Des Erdreich bestand aus Wasserschlamm und Sandsteingeröll. Doch der Tunnel konnte auf die Dauer dem Druck nicht mehr standhalten und wurde wieder aufgelassen. Der Bau eines zweiten Geleises machte auch einen neuerlichen Tunnelbau notwendig. Am 20.11.1933 konnte der Tunnel wieder eröffnet werden, zur freien Fahrt für den Eisenbahnverkehr.

Wenden wir uns von dem romantischen und verkehrswichtigen Tal ab und blicken zurück in das Landskroner Becken. Vor uns liegen ausgebreitet die Bödenwiesen, links der sagenumwobene Reichenauer Berg mit dem Marien-Brünndl, rechts der Bahnhof von Budigsdorf und in der Ferne die Triebitzer Senke.

Die Gemeinde Sichelsdorf liegt fast in einem Wald versteckt. Im Jahre 1304 wurde der Ort bei der Erstbezeichnung Sichlingsdorf genannt. Das Dorf liegt in der Ebene, im Weizengebiet, weshalb deren Bewohner die "Woazern" genannt wurden. Das Dort besitzt eine schöne im Jahre 1908 erbaute Schule, welche die Aufschrift trug: Kaiser Franz Josef I. Jubiläumsschule. Vor der Schule standen die Denkmäler der Monarchen Kaiser Josef II und Kaiser Franz Josef I. In der C.S. Republik nach 1918 mußten dieselben sowie die Aufschrift am Gebäude entfernt werden. Auch eine große Kirche stand im Ort.

Im Dreißigjährigen Krieg soll der Feldmarschall Laudon 3 Tage im Sichelsdorfer Erbgericht Quartier bezogen haben. Die Stadt Landskron lag damals in den Händen der Schweden. Die sogenannte Schwedenschanze bei der Ortschaft Laudon sowie der Martergraben und die Schinderwiese bei Olbersdorf geben Zeugnis davon ab.

Ein kleines Gebiet im südlichen Teil von Sichelsdorf, Krotenpfuhl genannt, war ehedem ein selbständiger Ort, Vogtsdorf genannt. Dieser Ort gehörte 1358 zu Landskron und 1371 gingen Dorf und Feste an das Augustiner Chorherrenstift nach Landskron über. In der Nähe der Feste befand sich der Wurzelteich und das schwarze Loch, die beide als bodenlos bezeichnet wurden.
In der Folgezeit wurde der Dorfname Vogtsdorf weggelassen und durch den Namen der Feste Krotenpfuhl ersetzt. In einer Aufzeichnung von 1640 wurde das Dorf als Krotenpfuhl erwähnt. Wahrscheinlich widerstrebte den Chorherren der Name Vogtsdorf. Der Vogt war damals die ausübende Macht im Dienste der Herrschaft. Dieser waltete über die Untertanen und war oft vom Volk verhaßt. Vom Krotenpfuhl wird über das Jahr 1438 erzählt, daß sich in der alten Feste Räuber eingenistet hatten, die fürchterlich hausten. Sie zogen gegen das Kloster Marie Kron, wo sie den Bruder Symon spießten. Der Grundherr Zdenko Kosta von Postupitz machte dem Unwesen ein Ende. In dem Kataster von 1672 und 1718 wurde eine selbständige Gemeinde dieses Namens nicht mehr genannt. Es ist anzunehmen, daß der Ort schon damals zu Sichelsdorf eingemeindet war. Im Jahre 1782 wird die Stadt Landskron wieder mit Krotenpfuhl in Zusammenhang gebracht und hatte 1789 den Besitz und die zustehenden Rechte für immer an die Herrschaft Fürst Liechtenstein abgetreten. Der größte Teil der Bödenwiesen war zum Besitz deren Herrschaft gekommen. Nach der Enteignung durch die C.S. Bodenreform von 1920 fand eine Zergliederung und Zuteilung an die kleineren Besitzer statt.

Oft kommt es vor, daß nach einem schweren Unwetter oder rascher Schneeschmelze die Bödenwiesen nach beiden Seiten des Flusses weit hinaus überflutet werden und einige Tage einen See bilden. Das hier von allen Seiten zusammenströmende Wasser wird infolge der Enge bei Budigsdorf zurückgestaut. Die Enge bei Budigsdorf bildet gleichsam eine Schleuse, die den übermäßigen Wasserstrom reguliert. Dadurch wird das enge Tal und dessen Bewohner von einer Wasserkatastrophe verschont.

Wenn man über die weiten herrlichen Fluren blickt, die ebenso fruchtbringenden Felder erschaut und die wuchtigen Vierkanthöfe mit schmucken Häusern sieht, dann wissen wir, daß hier arbeitsame Menschen wohnten. Das Genossenschaftswesen brachte der Landbevölkerung einen Fortschritt und die Industrialisierung und Gründung von Handels- und Gewerbeunternehmen verschaffte den Arbeitnehmern Verdienstmöglichkeiten. Durch Bildung und Schulung brachten es strebsame Menschen zu führenden Stellungen im Wirtschaftsleben und andere draußen in der Welt zu Ruhm und Erfolg.

Getreide und Brot ist kein nebensächlicher Gegenstand, denn Brot ist unser Hauptnahrungsmittel. Erinnern wir uns doch noch, als die Mutter das Brot selbst gebacken hatte, dieses gesunde, herzhafte und knusprige Roggenbrot!

"Wahrlich, es roch nach Gottes Hauch!"

Heimatland, lieb Zohseetal, sei gegrüßt viel tausendmal,
aus Deiner Erde Flor, steigt Gottes Atem empor.