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01 - Besiedlung und Gründung des Dorfes Zohsee

Die Dorfgemeinde Zohsee wurde im Zuge der Besiedlung des unwirtlichen, menschenleeren Raumes um das Städtchen Landskron in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts durch ins Land geholte Siedler aus Franken, Schwaben, Thüringen und Sachsen als Waldhufendorf angelegt. Diese Siedlungsform entstammt vor allem mitteldeutschen Ortschaften und ist auch beiderseits der Sudeten sowie in Schlesien anzutreffen. Den Ortsnamen Zohsee erhielt die Gemeinde nach dem gleichnamigen Wasserlauf, an dem sie liegt.

Urkundlich heißt das Dorf im Jahre 1304 Zasow und 1358 Zohsau. Es liegt etwa eineinhalb Kilometer östlich der Kreisstadt Landskron im Tale des gleichnamigen Flusses Zohsee, an dessen beiden Ufern es sich in nordsüdlicher Richtung in einer Länge von fast zweieinhalb Kilometer erstreckt. Im Mittel hat es eine Höhe von 355 m ü. NN; in der Gemarkung erreicht der höchste Punkt (Wald an der nordöstlichen Grenze) eine Höhe von 471 m ü. NN (laut Karte des milit.-geogr. Instituts). Das Katastralausmaß beträgt 551 Hektar.

Die ersten Siedler waren Ackerbauern, die sich den Boden erst urbar machen mußten. Ihre genaue Herkunft läßt sich nicht mehr feststellen. Die Bauart der wuchtigen Vierkanthöfe, die Mundart, sowie die Namen der meisten alteingesessenen Familien deuten auf fränkischen, einzelne Namen wie Pitterle und Anderle auf schwäbischen Ursprung hin.

Im Jahre 1508 tauchte der Name der "Wüsten Zohsee" auf. In dem Begabnisbrief des Olbersdorfer Erbrichters wird die Hammer-Wiese in der "Wüsten Zohsee" erwähnt. Auch im Privileg der Landskroner Tuchmacher aus dem Jahre 1588 wird dieser Name gebraucht, in dem die drei den Landskroner Tuchmachern gehörenden Tuchwalken in folgender Reihenfolge ausgezählt werden: die erste in Sichelsdorf, die zweite in der "Wüsten Zohsee" und die dritte in Olbersdorf. Nach dieser Aufzählung muß das Dorf damals tatsächlich den Namen "Wüste Zohsee" geführt haben, wenn sich auch dieser Name ebenso auf andere Teile des Zohseetales erstreckt haben mag. So finden sich oberhalb der Nachbargemeinde Olbersdorf eine "Wüsten-Zohsee-Flur", in der wahrscheinlich auch die Hammer-Wiese des Olbersdorfer Erbrichters gesucht werden muß. Auf keinen Fall kann angenommen werden daß Zohsee im 16. Jahrhundert wüst lag, da 1566 dem Zohseer Erbrichter sein Begabnisbrief, der in einer Feuersbrunst verbrannt war, durch den Grundherrn Wratislaw von Pernstein erneuert wurde.

Vielleicht läßt sich der plötzlich auftretende Name "Wüste Zohsee" sehr natürlich erklären. Das reichliche Vorkommen von Geröll im Untergrund der Gärten läßt vermuten, daß der Fluß seinen Lauf häufig gewechselt hat. Das Vorkommen des Gerölls ist am Oberlauf im noch engen Tal räumlich weniger ausgedehnt. Es vergrößert sich jedoch nach Süden, je mehr sich das Gelände gegen Sichelsdorf zu verflacht. Es ist durchaus möglich, daß das Tal nach bestimmten Jahreszeiten bei Hochwasser wüst aussah.

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