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21 - Bauern und Märkte

Vor der Erbauung der Eisenbahn von 1843 - 1845 mußten alle Waren mit dem Pferdefuhrwerk befördert werden. Sie wurden von Landskron nach den Hauptumschlagplätzen Breslau, Krakau, Lemberg und Brody, nach Proßnitz, Brünn, Wien und Triest geführt. Während andere Waren auf dem Rückweg wieder nach Landskron gebracht wurden. So kam es, daß mancher Bauer oft wochenlang abwesend war und die eigene Wirtschaft von der Bäuerin und den Kindern recht und schlecht besorgt werden mußte. Angebaut wurden hier hauptsächlich Roggen, Hafer, etwas Gerste, Flachs und Kartoffeln (Erpel). Damals war noch die Dreifelderwirtschaft mit Schwarzbrache üblich, die eine Schafhaltung ermöglichte. Jeder Bauer hatte bis zu 100 Schafe und nur wenig Rinder, die gemeinsam vom Frühjahr bis zum Herbst geweidet wurden. Erst nach der Einführung des Kleebaus, etwa um 1850, änderten sich die Verhältnisse zugunsten der Rinderhaltung, während die Schafhaltung mehr und mehr eingeschränkt wurde und bald ganz aufhörte.

Bis zum Bau der Eisenbahnen stand auch das Marktwesen allenthalben in Städten und Marktflecken in großer Blüte. Es wurde überall gehandelt und gefeilscht. Die Händler verpackten die Waren in Kisten und zogen mit gemieteten Pferdefuhrwerken von Markt zu Markt. Auch viele Bauern nutzten diese Gelegenheit. Mit Fassingwagen, es waren beiderseits ausgebauchte Leiterwagen und schweren Pferden, die in schweren Geschirren gingen, führten sie ein regelrechtes Fuhrmannsleben. Das Kummet war breit und zeigte auf der Außenseite ein Dachsfell oder einen breiten Tuchstreifen, in dem viel rot eingewebt war und das von glänzenden Messingbeschlägen funkelte. So fuhr der Bauer mit sichtlichem Stolz durch die Lande. Wohl gab es auf den schlechten Wesen so manches Unglück. Radbrüche waren häufig. Auch vor Überfällen durch Gesindel war das Gefährt nicht sicher, weshalb die Fuhrwerker gern in geschlossenen Kolonnen fuhren. Aber sie lernten die Welt und die großen Städte kennen, hörten fremde Sprachen und fühlten sich als freie Männer, die, wenn sie wieder daheim waren, viel zu erzählen wußten.

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