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59 - die ersten Wochen nach Kriegsende

Nach der Kapitulation und Waffenstillstand rollte am 10. Mai 1945 gegen 14 Uhr der erste sowjetische Panzer gefolgt von Fahrzeugen von der Zohseer Höhe herab. Sofort setzten die Plünderungen ein und grausame Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung. Der Feind beschlagnahmte Pferde und Wägen und wechselte die schadhaften Gespanne aus. Im ungestümen Trab ging es wieder weiter neues Unheil anzurichten. Die auf den Feldern herumstehenden, unbrauchbaren Pferde wurden eingeholt und in Stallungen gestellt. Viele von ihnen gingen zum Schlachthof! Zu gleicher Zeit kamen sowjetrussische Spezialeinheiten, um die noch brauchbaren Wehrmachtsfahrzeuge wieder flott zu machen oder abzuschleppen. Besonderen Wert wurde auf Erbeutung von Kraftstoff gelegt. Männer aus dem Ort mußten dabei auch Hilfe leisten. Ein Vieh- und Getreidebeschlagnahmekommando hatte sich auf der Wiese den Richard Peschl, Haus-Nr. 65, hinter den Häusern des Stork von Nr. 114 und Weinlich Nr. 115 mit mehreren Fahrzeugen niedergelassen. In der Villa des Oberlehrers Knapek von Nr. 10 hatte sich der Stab einquartiert.

Die Eigentümer Herr Knapek und Frau wurden des Hauses verwiesen und konnten bei der Familie Weinlich unterkommen. Der Hafer wurde auf der Wiese auf einen Haufen geschüttet. Das gesamte Vieh wurde aus den Ställen geholt und im Hof des Johann Heger, Haus-Nr. 51 zusammengetrieben. Eine Milchkuh wurde den Bauern belassen. Das gesamte Vieh wurde noch am selben Tag in die eingezäunten Wiesen des Heinrich Nr. 64 und Langer Nr. 68 eingetrieben. Die Frauen mußten täglich die Kühe melken und bekamen dafür die Magermilch. Die Milch mußte der Langer durch die Zentrifuge drehen und den Rahm behielten sich die Russen. Die Männer mußten das Vieh bei Tag und Nacht bewachen und füttern, sowie auch genügend Futter heranschaffen. Die Pferde der Sowjetsoldaten gallopierten in den Wiesen und Getreidefeldern herum, um sich das Futter selbst zu suchen. Für die Mannschaftsküche wurden Rinder und von den Bauern herausgeholte Schweine geschlachtet, einschließlich die Zuchtsau vorn Langer Haus-Nr. 68, die im Stall erschossen wurde.

Die Russen waren auf der Suche nach Arbeitskräften fürs tschechische Gebiet und den Kohlengruben. Männer der sowjetischen Geheimpolizei (GPU) kamen ins Dorf und wollten Angehörige von NS-Organisationen und Heimkehrer verhaften. Der von den Tschechen eingesetzte Ortskommissar Beran konnte weitere Festnehmen verhindern. Dieser lebte schon einige Jahre im Ort und war als Kesselheizer bei der Fa. Schöberle in der Spittelmühle beschäftigt. Die vom Partisanenkommando bei Richter Nr. 13 bereits festgehaltenen 6 Männer wurden abgeführt und mußten die Nacht in einem Keller in Landskron am Fiebig verbringen. Es waren 2 abgerüstete Männer aus Sichelsdorf und der Wiener Karl Kugler, der sich bei seiner Braut Fritzi Langer in dem Anwesen Sohsee Nr. 74 aufhielt. Ferner Rudolf Wohletz Nr. 21, Josef Witschital jun. 116 und Fritz Langer von Nr. 68.

Am folgenden Tage um 5 Uhr morgens wurden diese einzeln zum Verhör vorgeführt. Danach wurden Witschital und Langer entlassen und die anderen 4 Männer in das Innere Böhmens verbracht. Als der Kugler nach Österreich entlassen war, organisierte er einen Amerikaner mit einem Lastwagen und machte sich auf den Weg nach Zohsee, um seine Braut und deren Schwester Trude zu holen. Mitgefahren sind dann noch Frau Herta Lubich aus der Seidenweberei und Frl. Grete Langer von Nr. 27. Mit etwas Gepäck konnte an der Grenze glücklich durchgebrochen werden.

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