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04 - Erbgericht und Erbrichter

Wie schon mitgeteilt wurde, kam es 1566 zur Erneuerung des durch Feuer vernichteten Begabnisbriefes des Erbrichters. Von den früheren Erbrichtern von Zohsee ist nichts bekannt. Vermutlich ist der Mannesstamm der Erbrichter oft ausgestorben und das Erbgericht wurde sodann meist in weiblicher Linie weiter vererbt, denn fast jede Generation trägt einen anderen Namen. Einen solchen Namen finden wir auf der Pestsäule, die vor dem Kirchlein in Zohsee steht und im Jahre 1680 zum Dank für die überstandene Pest errichtet wurde. Wir lesen auf der Rückseite des Sockels dieser Säule: "Errichtet von Wenzel Rößler, Erbrichter". Von demselben Erbrichter lesen wir im Landskroner Urkundenbuch von Dr. Emil Lehmen einen Vergleich wie folgt: "Es hat sich Jüngst verschenener Zeit Zugetragen, Als Wenzel Rößler, Richter in der Zoose, vnnd dann Mathes Lang, Nachbar in Nieder Johnsdorf, Beede Schmalz Handler, Fuhrleuth, vnnd Gespannschaften nacher Wien Gereiset, das sie unterwegs miteinander uneins worden, Gehrletzet auch entlichen der Richter ihne Lang mit einem Krug wein auffs Maull Geworffen. Beede Lefftzen Zimblich verletzt, vnnd nach 2 Zehn auß Geworffen, So ihmbe in Mundt Gesprungen, Sintemahlen dann Sie sich mit einander in der Gütte nit Haben vergleichen Können, sondern es Bey dem fürstlichen ambt anhengig Gemacht, vnnd wie nun niemands Gebührt ihmbe selbst recht Zuhelfen, noch dem Richter wohl angestanden, den Lang also übel zu tractieren. Als seindt Sie Beede Bey den mir Anvertrauten ambt gebührents Verglichen, vnnd das Sie Einander es lebenslenglich weder nichtern noch Trunckener oder sonst einigerley anderen weiße nicht mehr Gedenckhen werden, Ein Gewiesse Poem gesetzet, der Richter aber von Recht vnnd Billigkeit wegen Beeder Herrschaften Landtskron vnnd Landtsperg einnahmen, vnnd in diesen ietzig Schluß Monath Zettel vnnd Michaelj Rechnung p. Empfang einzutragen, oder zu verrechnen wiessen wird."
dat. Landtskron, den 14. Aug. 1677.

In diesem Eintrag erleben wir den Zohseer Richter nicht nur als Fuhr- und Handelsmann, sondern auch handfesten Gesellen, den der Richter nicht nur ermahnt, sondern ihm auch mit einer entsprechenden "Poem und Geld" bestraft hat. Aber unter dem 26.9. bis 1678 erscheint in den alten Strafakten der Herrschaft Landskron besagter "Wenzel Rößler, Richter in Zooße" noch einmal. Diesmal unterschreibt er als Bürge eine Strafzuerkenntnis gegen Lorentz Haschke, der seinen Nachbar, den Johann Viktorin, Erbrichter der Gemein Sichelßdorff und "dessen Haußwürthin wegen entwelcher Geringer sache so uebel Tractieret" hatte.

Das auf dem Schloß Landskron errichtete Erbabteilungsprotokoll nach dem am 21. November 1798 verstorbenen Bauern Florian Langer vom Bauernhof Nr. 75, ist auch vom damaligen Erbrichter Franz Pitterle unterzeichnet. Sein Nachfolger soll der Erbrichter Gilg gewesen sein. Auf diesen folgte der Tattenitzer Erbrichtersohn Karl Pelzl, der auch den Neubau der Gebäude im Jahre 1866 durchführen ließ. Nach dessen Tode übernahm das Gut die Tochter Josefa, verehelichte Frank, welche es 1907 durch Güterschlächter zerstückeln ließ. Das war das Ende des stattlichen Erbgerichtes.
Von den drei Erbgerichten im oberen Zohseetal sagt der Volksmund: Das "Erbgericht zu Olbersdorf hat die schönsten Wälder, das zu Zohsee die schönsten Felder und jenes zu Sichelsdorf, die schönsten Wiesen"! Es scheint aber überall so gewesen zu sein, daß die größten und schönsten Höfe in der freien Wirtschaft am ehesten zerfallen sind.

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