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04 - Erbgericht und Erbrichter
Wie schon mitgeteilt wurde, kam es 1566 zur Erneuerung des durch Feuer vernichteten Begabnisbriefes des Erbrichters. Von den früheren Erbrichtern von Zohsee ist nichts bekannt. Vermutlich ist der Mannesstamm der Erbrichter oft ausgestorben und das Erbgericht wurde sodann meist in weiblicher Linie weiter vererbt, denn fast jede Generation trägt einen anderen Namen. Einen solchen Namen finden wir auf der Pestsäule, die vor dem Kirchlein in Zohsee steht und im Jahre 1680 zum Dank für die überstandene Pest errichtet wurde. Wir lesen auf der Rückseite des Sockels dieser Säule: "Errichtet von Wenzel Rößler, Erbrichter". Von demselben Erbrichter lesen wir im Landskroner Urkundenbuch von Dr. Emil Lehmen einen Vergleich wie folgt:dat. Landtskron, den 14. Aug. 1677.
In diesem Eintrag erleben wir den Zohseer Richter nicht nur als Fuhr- und Handelsmann, sondern auch handfesten Gesellen, den der Richter nicht nur ermahnt, sondern ihm auch mit einer entsprechenden "Poem und Geld" bestraft hat. Aber unter dem 26.9. bis 1678 erscheint in den alten Strafakten der Herrschaft Landskron besagter "Wenzel Rößler, Richter in Zooße" noch einmal. Diesmal unterschreibt er als Bürge eine Strafzuerkenntnis gegen Lorentz Haschke, der seinen Nachbar, den Johann Viktorin, Erbrichter der Gemein Sichelßdorff und "dessen Haußwürthin wegen entwelcher Geringer sache so uebel Tractieret" hatte.
Das auf dem Schloß Landskron errichtete Erbabteilungsprotokoll
nach dem am 21. November 1798 verstorbenen Bauern Florian
Langer vom Bauernhof Nr. 75, ist auch vom damaligen Erbrichter
Franz Pitterle unterzeichnet. Sein Nachfolger soll der
Erbrichter Gilg gewesen sein. Auf diesen folgte der Tattenitzer
Erbrichtersohn Karl Pelzl, der auch den Neubau der Gebäude im
Jahre 1866 durchführen ließ. Nach dessen Tode übernahm
das Gut die Tochter Josefa, verehelichte Frank, welche es 1907
durch Güterschlächter zerstückeln ließ. Das war das Ende des
stattlichen Erbgerichtes.
Von den drei Erbgerichten im oberen Zohseetal sagt der Volksmund:
Das "Erbgericht zu Olbersdorf hat die schönsten Wälder,
das zu Zohsee die schönsten Felder und jenes zu Sichelsdorf,
die schönsten Wiesen"! Es scheint aber überall so gewesen zu
sein, daß die größten und schönsten Höfe in der freien
Wirtschaft am ehesten zerfallen sind.