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31 - Landwirtschaft um 1900

Nach der Befreiung von der drückenden Robot hatte auch das Bauerntum allmählich einen bedeutenden Aufschwung genommen. Durch bessere Bearbeitung der Felder und Wiesen konnten die Erträge gesteigert und die Rinderhaltung vermehrt werden. Die Schwarzbrache wurde aufgelassen und eine geregelte Fruchtfolge eingeführt.
Um die schwere Arbeit des Flegeldreschens, die den ganzen Winter in Anspruch nahm, zu erleichtern, wurden Dreschmaschinen mit Göppelantrieb angeschafft. Ihnen folgten Häckseler und Getreideputzmühlen.
Als die Achtzigerjahre infolge allgemein sinkender Getreide- preise der Landwirtschaft einen schweren Rückschlag brachten, kam es zu der Erkenntnis, daß gemeinsame Not nur durch Zusammenschluß erfolgreich entgegengetreten werden kann und es kam zur Gründung des land- und forstwirtschaftlichen Ortsvereines (Kasino). Dieser vermittelte seinen Mitgliedern durch Vorträge, Wiesenbaukurse, Aussprachen und Anschaffung von Fachbüchern, landwirtschaftliche Fachkenntnisse. Es folgten die ersten Gemeinschaftsanschaffungen mit einer Wiesenegge und Saatgutreinigungsmaschine (Trieur), die vorerst in einem nicht mehr bewohnbaren kleinem Häuschen untergebracht war. Dieses Haus gehörte zu Nr. 51 und stand am Bach neben der Straße gegenüber dem Mühlgebäude. Als die Gemeinde eine Viehwaage anschaffte und für diese neben dem Spritzenhaus ein kleines Holzhaus errichten ließ, hat man gleichzeitig für den Trieur einen Raum geschaffen. Die Waage sowie der Trieur konnte von jeden Einwohner benutzt werden.
Breitdreschmaschinen wurden auf Genossenschaftsbasis in den Dreißigerjahren von den Kleinbauern und Häuslern gekauft. Die alte Breitdreschmaschine übernahm der Bauer Franz Richter von Nr. 4 (Richterhof). Auch eine Strohseilmaschine für Garbenbänder war vorhanden.

Der Verein vermittelte auch den gemeinsamen Bezug von Saatgut, Kunstdünger, Kohle und verschiedene Bedarfsartikel. Zur Verhinderung von harten Schlägen durch Verlust von Tieren der einzelnen Viehbesitzer wurde zur Gemeinschaftshilfe gegriffen. Als Mitglied im Notschlachtverein war der Betroffene von dem alleinzutragenem Verlust abgesichert. Auch um die Bodenverbesserung war man ständig bemüht, stieß aber stets auf die Behinderung durch den hohen Grundwasserstand. So versuchte man besonders nasse Stellen durch Einlegen von schmalen Tonröhren (Drainagerohre) trocken zu legen. Vereinzelt wurden auch größere Steinkanäle gebaut. Diese Maßnahmen hatten aber nur begrenzte Wirkung und konnten daher zu keinem durchgreifenden Erfolg führen.
Im Jahre 1900 ließ Johann Langer Haus Nr. 15 die entwässerungsbedürftigen Felder seines Besitzes mit Beihilfen aus dem kleinen staatlichen Melorationsfond drainieren. Gleichzeitig wurde auch auf der ihm gehörenden Meisenbachwiese eine Bewässerungsanlage ausgeführt. Ein kleiner Stauteich wurde angelegt mit dem Zweck, das vom Olberdorfer Gebietkommende kalte Waldwasser vorzuwärmen. Die Bewässerung erfolgte durch Holzrohre, die in die Erde verlegt waren. Die Anlage wurde noch in späteren Jahren von landwirtschaftlichen Schulen und Exkursionen besichtigt. Ihm folgte dann 1906 Franz Langer von Haus Nr. 45 mit dem Drainieren seiner Felder.

Da der Staat nachher kleine Projekte nicht mehr unterstützte, bemühte sich der Bauer Johann Langer Haus Nr. 74 um die Gründung einer Entwässerungsgenossenschaft, der sich die Bauern mit Ausnahme der Felder am ehemaligen Erbgerichtsbesitz, anschlossen. Nachdem auf diese Weise die staatl. Beihilfe gesichert war, konnte in den Jahren 1912 - 14 die Meloration durchgeführt werden. Projekt und Bauausführung wurde von der Firma Thomas aus Deutsch-Gabel unter staatlicher Aufsicht ausgeführt. Die Felder des gewesenen Erbgerichts wurden im Jahre 1922 durch eine zweite Genossenschaft drainiert. In diesem Zusammenhang wurden auch die Vorflutsgräben bis zur Grenze bei Lußdorf reguliert.

Nach der Entwässerung konnte der bisher wegen der Nässe notwendige Beetbau aufgelassen und zur Ebenkultur übergegangen werden. Die Erträge steigerten sich wesentlich, besonders bei den nässeempfindlichen Früchten, wie Weizen und Kartoffeln, war die Steigerung bedeutend. In nassen Jahren kam es vor, daß die Kartoffeln verfaulten und solche dann zugekauft werden mußten. Nun war die Möglichkeit gegeben, Anbau- und Erntemaschinen verwenden zu können. Wohl sind schon in den 90er Jahren solche von einigen Bauern angeschafft worden. Die erste Sämaschine (Schneckensystem) hatte Franz Langer Nr. 45. Die erste Mähmaschine (Amerikanisches System "Johnes Kettenmäher") hatte Johann Langer Nr. 15, die er zugleich mit dem Olbersdorfer und Lukauer Erbrichter anschaffte.

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